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THERAPY-Magazin
Intensive Gangrehabilitation

Sarah Daniel spricht im Interview über den Einsatz von elektromechanisch unterstütztem Gehtraining mit dem THERA-Trainer lyra und erläutert, wie diese Technologie die Rehabilitation effizienter macht und zu besseren Ergebnissen führt.

Author
Redaktion
THERAPY Magazin
Sarah Daniel hat die Vorstellung von „traditioneller“ Rehabilitation durch die Einführung von Technologie und einem evidenzbasierten Ansatz für intensives Training mit hoher Wiederholungszahl in Frage gestellt. Im Experteninterview berichtet sie über ihre Erfahrungen mit dem elektromechanisch unterstütztem Gehtraining und erläutert die Vorteile gegenüber herkömmlichen Therapiemethoden.
Redaktion: Sarah, vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von Rehabilitationstechnologie zur Unterstützung von Patienten bei der Genesung nach neurologischen Erkrankungen mit uns teilen. Was hat Sie dazu veranlasst, die ambulante Rehabilitation in Großbritannien zu überdenken und die Robotik als festen Bestandteil in Ihre Arbeit bei MOTIONrehab zu integrieren?
Sarah Daniel: Es gibt eine wachsende Zahl von Menschen mit Beeinträchtigungen und neurolo­gischen Erkrankungen. Die Patienten werden immer älter und leben mit stärkeren Einschränkungen. Das führt zu einem erhöhten Bedarf an Rehabilitation. Und seit der COVID 19-Pandemie benötigen immer mehr Patienten eine Reha. Wir stellen fest, dass bei herkömmlichen Ansätzen der Personalbedarf für die Rehabilitation außergewöhnlich hoch ist. Wenn jemand mit einer komplexen Beeinträchtigung wieder laufen lernen will, braucht es unter Umständen zwei bis vier Mitarbeiter, um ihn auf die Beine zu bekommen und eine geringe Anzahl von Schritten zu machen. Infolgedessen sahen wir, dass die Personalressourcen hier in Großbritannien erheblich unter Druck stehen, und ich bin sicher, dass sich das auf den gesamten Globus überträgt. Leider stellen wir auch fest, dass die Rehabilitation zeitlich begrenzt ist und die Patienten trotz Rehabilitation nicht die optimale Anzahl von Wiederholungen oder Intensität erhalten, um die Therapieergebnisse zu verbessern. Aus diesem Grund war ich im Jahr 2017, als wir unsere Praxis evaluierten, der Meinung, dass traditionelle Rehabilitationsmodelle allein nicht mehr ausreichen und nicht mehr zeitgemäß sind.
„Wir sehen eine wachsende Zahl von Menschen mit Beeinträchtigungen nach einem neurologischen Insult.”
Redaktion: Wo liegen die Grenzen der traditionellen ambulanten Rehabilitation?

Sarah Daniel:
Wir hatten oft lange Therapiedauern, vor allem im ambulanten Bereich, wo die Patienten über einen längeren Zeitraum einmal oder zweimal pro Woche kamen. Aber innerhalb dieses Zeitrahmens ist die Therapiedosis außergewöhnlich niedrig. Und das erscheint äußerst ineffizient, wenn man sich die wissenschaftliche Literatur ansieht. Es gibt übereinstimmende Belege dafür, dass eine höhere Frequenz und Intensität die Ergebnisse und Genesungsraten bei neurologischen Patienten steigern und verbessern kann. Es war also an der Zeit, die Therapiemaßnahmen zu überdenken. Mich hat die Auseinandersetzung mit dem Thema dazu gebracht, mich stärker mit dem Einsatz von Rehabilitationsrobotik für das Gehen zu befassen. Und schließlich haben wir diese Technologie im Jahr 2018 dann in unser Zentrum integriert.
Redaktion: Sie haben sich entschieden, in Ihrem Zentrum den THERA-Trainer lyra Endeffektor-Gangtrainer einzusetzen. Welche Vorteile bietet das Gerät?

Sarah Daniel:
Es ist schichtweg ein effektives Rehabilitationsgerät für das Gehtraining. Die lyra bietet Unterstützung durch die Körpergewichtsentlastung und die Füße der Patienten werden durch zwei mo­­torbetriebene Fußplatten stimuliert, die sie durch einen natürlichen Gangzyklus führen. Das bedeutet, dass wir ein konsistentes, gut kontrollierbares, sich
wiederholendes Bewegungsmuster und ein symme­trisches Gangbild erhalten. Die Patienten können während des Gehtrainings mehr Wiederholungen absolvieren, und wir können die aktive Therapiezeit dadurch deutlich erhöhen.
Redaktion: Inwieweit ist der Gangtrainer auch eine Entlastung für die Therapeuten?

Sarah Daniel:
Ich bin sicher, dass das Gerät die Therapeuten sehr gut unterstützt. Wenn ich an die traditionelle Gangtherapie denke, müssen wir uns kritisch fragen, wer eigentlich am meisten ermüdet: der Therapeut, der mit großer Anstrengung ver­sucht, die Füße des Patienten Schritt für Schritt vorwärtszubringen und dabei noch den Körper stabilisieren muss. Oder der Patient, der durch ein solches Vorgehen letztlich eigentlich nur wenig gefordert wird. Der Gangtrainer ermöglicht es uns, sehr dosiert mit Geschwindigkeit und Schrittlänge zu arbeiten und wir können unseren Patienten ein leistungsorientiertes Feedback geben. Entscheidend ist auch, dass meine Therapeuten dadurch entlastet werden, dass wir für den Transfer eines Patienten nur noch etwa 3 Minuten mit einem Therapeuten benötigen. Bei etwas unselbstständigeren Patienten kann es vorkommen, dass auch mal zwei Therapeuten benötigt werden. Aber insgesamt haben wir in unserer Therapiepraxis festgestellt, dass wir die Rehabilitationskosten für die Patienten gesenkt haben. Wir haben die Therapie effizienter gemacht und die Patienten erhalten viel mehr Wiederholungen und bessere Ergebnisse.
„Es gibt konsistente Belege dafür, dass eine erhöhte Häufigkeit und Intensität der Gangtherapie die Genesungsrate und das Ergebnis verbessern kann.”
Redaktion: Unterstützt die wissenschaftliche Literatur den von Ihnen beschriebenen therapeutischen Ansatz?

Sarah Daniel:
Nun, ich würde sagen, ja. Die Wirksamkeitsnachweise unserer spezifischen Therapie sind der Fachliteratur eindeutig zu entnehmen. Ich habe selbst eine Reihe von Studien unterstützt und wir sehen, dass Patienten eine größere Chance haben, unabhängig zu werden, wenn sie Zugang zu dieser Art von Technologie haben. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die Gehfähigkeit und Gehgeschwindigkeit verbessert, wenn sie mit einem robotischen Gangtrainer trainieren. In der Literatur gibt es auch Hinweise darauf, dass die motorische Gesamtleistung gesteigert werden kann. Die Patienten haben eine gesteigerte Ausdauer und Gleichgewicht sowie Koordination können sich verbessern. Auch die Kraft und sogar die Spastik werden positiv beeinflusst. Aus der Literatur geht hervor, dass Patienten, die Zugang zu einem robotischen Gehtraining haben, während einer Therapiesitzung bis zu 20 Mal mehr Wiederholungen schaffen können. Und wir sehen, dass 20% mehr Patienten unabhängig gehen können, wenn sie Zugang zu dieser Therapie haben. Es gibt also wirklich starke und wachsende Belege, die diesen Ansatz untermauern. Die Therapie ist hochwirksam und hocheffizient. Der optimale Zeit­rahmen für das Training mit diesem Gerät in Bezug auf Häufigkeit, Dauer und Zeitpunkt der Anwendung ist zwar noch unklar – hier ist weitere Forschung erforderlich. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Therapie nach derzeitigem Kenntnisstand den traditionellen Methoden bereits überlegen ist.
„20% mehr Patienten können im Vergleich zu herkömmlichen Therapieansätzen wieder gehen.”
Redaktion: Wie sehen die empirischen Befunde in Ihrer Praxis aus?

Sarah Daniel:
Nun, wir haben mit dem Einsatz des Gangtrainers bei unseren Patienten einige wirklich positive Ergebnisse erzielt. Sie sehen das in der Grafik (vgl. Abb.). Die Daten für die Kontrolle stammen aus der Arbeit von Sarah Tyson aus dem Jahr 2018, in der die Gangrehabilitation bewertet wurde.

Die Daten des Exo Bionics Exoskeletts stammen aus der Marketingliteratur aus dem Jahr 2018. Die Daten, die wir im Gegensatz dazu sehen, stammen von Patienten, die unseren Service in An­­spruch nehmen und wir sehen eine zehnfache Steigerung der Anzahl der Schritte, die diese Patienten in einer durchschnittlichen Behandlungssitzung im Vergleich zu den traditionellen Ansätzen machen können. Die Auszüge aus dieser Fallstudie zeigen, dass wir über einen Rehabilitationszeitraum von etwa 6 bis 8 Wochen eine deutliche Zunahme der Gehstrecke feststellen konnten. Sie hat sich mehr als verdoppelt, und auch die Anzahl der Schritte ist deutlich gestiegen. Das bedeutet, dass es unseren Patienten immer schneller besser geht. Wir machen sie unabhängiger. Auch die Auswirkungen auf die Sozialfürsorge, die Sekundärkomplikationen und sogar die Sterblichkeit bei nicht gehfähigen Patienten werden erheblich verbessert.
Redaktion: Vielen Dank, Sarah, für diese kurze Einführung und den Einblick in Ihre Erfahrungen.

Sarah Daniel:
Ich danke Ihnen vielmals. Ich freue mich sehr, meine Erfahrungen zu teilen und beantworte gerne alle Fragen zur Integration von evidenzbasiertem robotischem Gehtraining in die klinische Praxis.
Fachkreise
Gait
lyra
Stationäre Rehabilitation
THERAPY Magazin
Wissenschaft
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Redaktion
THERAPY Magazin
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Sarah Daniel
CEO MOTIONrehab
Sarah Daniel ist Eigentümerin und Geschäftsführerin von MOTIONrehab. Im Jahr 2001 beendete sie ihre Ausbildung an der St. George’s Medical School in London mit einem 1st Class Honours Degree. Ihren Master in neurologischer Physiotherapie an der Coventry University schloss sie mit einem Merit ab. Im April 2018 eröffnete Sarah Daniel in Leeds die erste intensive ambulante neurologische Rehaeinrichtung Großbritanniens, in der sie auch mit Robotik- und VR-Technologie arbeitet.
References:
  1. Redaktion: Vielen Dank, Sarah, für diese kurze Einführung und den Einblick in Ihre Erfahrungen. Sarah Daniel: Ich danke Ihnen vielmals. Ich freue mich sehr, meine Erfahrungen zu teilen und beantworte gerne alle Fragen zur Integration von evidenzbasiertem robotischem Gehtraining in die klinische Praxis.
  2. Tyson SF, Woodward-Nutt K, Plant S. How are balance and mobility problems after stroke treated in England? An observational study of the content, dose and context of physiotherapy. Clin Rehabil. 2018 Aug;32(8):1145-1152. doi: 10.1177/0269215518777789. Epub 2018 Jun 1. PMID: 29852758.

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