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THERAPY-Magazin
PAVK – Armtraining für die Beine?

Armergometertraining bietet bei PAVK eine wirksame Alternative: Verbesserte Gehstrecken, gesteigerte Lebensqualität und potenzieller Nutzen für Patienten mit Ruheschmerzen im fortgeschrittenen Stadium.

Author
Raphael Weidmann
Physiotherapeut
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) ist eine immer häufiger auftretende Krankheit in der heutigen Gesellschaft. Der momentane Goldstandard der physiotherapeutischen PAVK-Behandlung ist das Gehtraining auf dem Laufband oder das Fahrrad­ergometertraining [1, 6]. Neue Erkenntnisse zeigen jedoch, dass ein Training am Armergometer mindestens die gleichen positiven Effekte auf die Gehstrecke und Lebensqualität haben kann, ohne den ischämiebedingten Claudicationsschmerz in den Beinen auszulösen [8 – 11].
Theorie

Der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit gehen in über 95 % der Fälle arteriosklerotische Veränderungen voraus. Kleinste Beschädigungen der Arterieninnenwand führen zu chronischen Ent­zündungsprozessen, die Ablagerungen arterioskle­rotischen Plaques zur Folge haben. Dadurch wird der Arteriendurchmesser verringert und somit eine Minderdurchblutung in der Peripherie verursacht. Klassische Risikofaktoren sind Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht sowie Fettstoffwechselstörungen [3, 5].

Die Manifestation der Krankheit betrifft in über 90 % der Fälle die unteren Extremitäten. Dabei liegt die Prävalenz der asymptomatischen PAVK bei 15 %, die der symptomatischen PAVK bei 5 % der Bevölkerung in Deutschland [3].
Abbildung 1: Risikofaktoren, Pathogenese und Folgen der Arteriosklerose [5]
Auf einen Blick Zusammengefasst

1.Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) tritt immer häu­figer auf. Sie betrifft zu über 90 % die unteren Extremitäten und wird meist mit Fahrradergometer- oder Laufbandtraining behandelt.

2.Bei der Krankheit lagert sich Plaque an der Arterieninnenwand ab, sodass sich die Durchblutung verschlechtert. Begünstigt wird die Krankheit unter anderem durch Rauchen, Bluthochdruck oder Übergewicht.

3.Mehrere Studien untersuchten die Auswirkungen von Armergometertraining in Bezug auf die maximale und schmerzfreie Gehstrecke der Patienten. Im Vergleich zu Laufband- oder Fahrrad­ergometertraining erreichen Patienten mit Armergometertraining demnach ähnliche oder bessere Resultate bzgl. Gehstrecke und subjektiv empfundener Lebensqualität.
Die gängigste Einteilung sind die Stadien nach Fontaine [3]:
Methodik

Bei einer Literaturrecherche auf verschiede­nen gesundheitsspezifischen Datenbanken wurden vier relevante Studien gefunden [8 – 11]. Alle vier Stu­­dien untersuchten die Auswirkungen von Arm­ergometertraining auf die maximale und schmerz­freie Gehstrecke. Zusätzlich erforschte eine Studie die Auswirkungen auf die subjektive Lebens­qualität und eine Studie die Auswirkungen auf die Sauerstoffsättigung in der Wadenmuskulatur. Zur Be­urteilung der Qualität der vier Studien wurde der PEDro-Score sowie ein Beurteilungs­raster für quan­titative Studien von Law et al. (1998) verwendet [2, 7].

Zwei Studien können als qualitativ hochwertig und zwei als mittelmäßig gewertet werden.
Erkenntnisse

In den verschiedenen Interventionsgruppen wurde das Armergometertraining mit dem Laufband­training, Fahrradergometertraining und der Kom­­bination von Armergometer- und Laufband­trai­ning verglichen. Zusätzlich war in jeder Studie eine Kontrollgruppe vorhanden. Alle Interventionsgruppen trainierten in einer Form des Intervall-Ausdauer-Trainings, wobei sich die Intensität der persönlichen Maximalleistung der Probanden anpasste. Es wurde entweder zweimal wöchentlich für 40 Minuten oder dreimal wöchentlich für 60 Minuten unter Supervision trainiert.

Nach den Interventionen zeigten sich signifikante Verbesserungen der Gehstrecken in den Armergometergruppen. Im Vergleich mit den Lauf­band-
oder Fahrradergometergruppen offenbarten sich ähnliche oder sogar bessere Resultate. Auf den Anfangswert bezogen, konnte in den Arm­­ergo­metergruppen die schmerzfreie Gehstrecke um 33 bis 83 % und die maximale Gehstrecke um 29 bis 53 % gesteigert werden.

Eine erstaunliche Veränderung konnte auch in der Lebensqualität festgestellt werden. Patienten, die am Armergometer trainiert haben, wiesen bereits
nach sechs Wochen eine signifikante Verbes­se­rung der subjektiven Lebensqualität auf. Dagegen waren in der Fahrradergometergruppe weniger
Verbesserungen messbar und erst 24 Wochen nach Trainingsbeginn zu erfassen. Auch in der Nachfolgemessung nach 72 Wochen konnte die Armergometergruppe die gesteigerte Lebens­qua­lität besser aufrechterhalten.

Die Forscher einer Studie wollten mit der Sauer­stoffmessung in der Wadenmuskulatur Rückschlüsse auf die Durchblutung ziehen. Dabei wurde die Zeit bis zur minimalen Sauerstoffsättigung im Blut mittels Infrarotsensoren auf der Haut gemessen. Nach 12 Wochen Training am Arm­ergometer konnte eine Verlängerung der Zeit bis zum Sauerstoffminimum von 65 % nachgewiesen werden. Diese Verbesserung könnte auf eine verstärkte Durchblutung der unteren Extremität, aber auch auf eine verbesserte Endothelfunktion oder ein vergrößertes Verhältnis von Kapillaren zu Mus­kelfasern zurückzuführen sein. Aufgrund dieser Tatsachen können nur weitere Hypothesen zum Effekt auf die periphere Durchblutung aufgestellt, die Fragestellung aber nicht endgültig beantwortet werden.
Praxistransfer

Als Schlussfolgerung kann eine positive Em­p­fehlung für das Armergometertraining bei PAVK-Erkrankten im Stadium II nach Fontaine für eine Verbesserung der schmerzfreien und maximalen Gehstrecke sowie zur Verbesserung der sub­jek­-
tiven Lebensqualität gegeben werden. Für eine Umsetzung in den Praxisalltag empfiehlt sich das 40-minütige Trainingsmodell. Es zeigt eine ähn­liche Wirkung wie das 60-minütige Mo­dell, ist jedoch weniger aufwendig in der Durchführung.

Großes Potenzial könnte das Armergometertrai­ning auch bei PAVK-Erkrankten im Stadium III nach Fontaine haben. Aufgrund des ischämischen Ruheschmerzes ist das Training der Beine kontraindiziert und die Patienten sind oft ans Bett gefesselt. Grundsätzlich sind Trainingsangebote zur Thromboseprophylaxe und Steigerung der kardiopulmonalen Ausdauer bei Pa­tienten mit Bettruhe rar, obwohl ein angepasstes Ausdauer­training nachweislich positive Effekte auf das Herzkreislaufsystem und das damit verbundene Mortali­tätsrisiko hat. Hier könnten viele Betrof­fene von passenden Armergometertrainings­geräten profitieren und aktiv ihre Prognose verbessern.

Das Armergometertraining ist somit eine wirksame Alternative und könnte die Compliance der Betroffenen erhöhen [8 – 11].
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Wissenschaft
Author
Raphael Weidmann
Physiotherapeut
Raphael Weidmann ist Physiotherapeut und beschäftigte sich zusammen mit seinem Studienkollegen Erik Willems im Rahmen einer Forschungsarbeit mit dem Einfluss von zyklischem Bewegungstraining auf Patienten mit pAVK.
Author
Erik Willems
Physiotherapeut
Erik Willems ist Physiotherapeut und beschäftigte sich zusammen mit seinem Studienkollegen Raphael Weidmann im Rahmen einer Forschungsarbeit mit dem Einfluss von zyklischem Bewegungstraining auf Patienten mit pAVK.
References:
  1. Beise U. (2011). Guidelines – Periphere arterielle Verschluss­krankheit (PAVK). Heruntergeladen von www.medix.ch/wissen/ guidelines/herz-kreislauf-erkrankungen/pavk.html am 12.09.2017.
  2. Hegenscheidt S., Harth A., Scherfer E. (2010). PEDro-Skala- Deutsch. Heruntergeladen von www.pedro.org.au/wp-content/uploads/PEDro_scale_german.pdf am 07.08.2017.
  3. Herold G. (2018). Innere Medizin. Köln: Gerd Herold Verlag.
  4. Hofmann P., Tschakert G., Wonisch M., Pokan R. (2009). Journal für Kardiologie – Austrian Journal of Cardiology; 16 (9-10), 333-336.
  5. Huch R., Jürgens K. D. (2015). Mensch Körper Krankheit. München: Elsevier GmbH Urban & Fischer.
  6. Jäger K. A., Amann-Vesti B., Banyai M., Baumgartner I., Bounameaux H., Frauchiger B., Desalmand D. (2007). Schweizer Richtlinien zum Management von PAVK-Patienten durch den Facharzt. Heruntergeladen von www.angioweb.ch/de/Guidelines am 21.07.2017.
  7. Law M., Stewart D., Pollock N., Letts L., Bosch J., Westmorland M. (1998). Formular zur kritischen Besprechung quantita­tiver Studien. Heruntergeladen von srs-mcmaster.ca/wp-content/ uploads/2015/04/Critical-Review-Form-Quantitative-Studies- German.pdf am 07.08.2017.
  8. Saxton J. M., Zwierska I., Blagojevic M., Choksy S., Nawaz A., Pockley G. (2011). Upper- versus lower-limb aerobic exercise training on health-related quality of life in patients with symptomatic peripheral arterial disease. Vascular Surgery(53), S. 1265-1273.
  9. Tew G., Nawaz S., Zwierska I., Saxton J. M. (2009). Limb-speci­fic and cross-transfer effects of arm-crank exercise training in patients with symptomatic peripheral arterial disease. Clinical Science(117), S. 405-413.
  10. Treat-Jacobson D., Bronas U. G., Leon A. S. (2009). Efficacy of arm-ergometry versus treadmill exercise training to improve walking distance in patients with caludication. Journal of Vascular Medicine(14), S. 203-213.
  11. Zwierska I., Walker R. D., Choksy S. A., Male J. S., Pockley A. G., Saxton J. M. (2005). Upper- vs. lower-limb aerobic exercise rehabilitation in patients with symptomatic peripheral arterial disease: A randomized control trial. Journal of Vascular Surgery (42), S. 1122-1130.

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