
THERAPY-Magazin
Rückblick Third Congress on Neuro-Rehabilitation and Neural Repair
Einblicke in den 3. Congress on NeuroRehabilitation and Neural Repair in Maastricht: Neueste Forschung, evidenzbasierte Therapiemethoden und die Bedeutung von Patientenpartizipation in der Schlaganfallrehabilitation.

Ann-Kathrin Miller
Produktmanagerin bei THERA-Trainer
Vom 22. - 24. Mai 2019 fand in Maastricht der 3. Congress on NeuroRehabilitation and Neural Repair statt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Gert Kwakkel, Prof. Dr. Gaëtan Stoquart, Prof. Dr. Jan Mehrholz und Prof. Dr. Jane Burridge war ein interessantes und abwechslungsreiches Programm garantiert.
Prof. Kwakkel ging in seinem Eröffnungsvortrag auf die sich verändernden Forschungs- und Therapieansätze der Schlaganfallrehabilitation mit Fokus auf die obere Extremität ein. Dies war zugleich übergeordnetes Thema des diesjährigen Kongresses. In seinem Vortrag analysierte Kwakkel die wichtigsten Bestandteile der Rehabilitation der oberen Extremität: Zum einen müssen Barrieren beseitigt und behandelt werden, die eine spezifische Behandlung verhindern, wie beispielsweise Schulterschmerzen oder Depressionen. Darüber hinaus muss das Fachwissen beim Behandlungsteam vorhanden sein, wie sich die Beeinträchtigung des Patienten auf die Strukturen und Funktionen, aber auch auf die Partizipation der Patienten auswirken. Darauf aufbauend müssen patientenindividuelle Ziele erarbeitet werden, um die Patientenaktivität zu Hause zu steigern. Dies sollte mit vielen Wiederholungszahlen erfolgen, um die Bewegungsqualität und Bewegungskontrolle der Aktivitäten des alltäglichen Lebens zu verbessern. Elementar wichtig ist zudem, eine Selbsteffizienz zu fördern: Dem Patienten muss in der Rehabilitation das Wissen, die Fähigkeiten/Methoden und die Motivation vermittelt werden, seine eigene Rehabilitation fortzuführen.
Dieser mehrschichtige Behandlungsansatz ist deswegen wichtig, da aktuelle Forschungsergebnisse immer wieder Missstände in der Therapie erörtern. So fühlen sich beispielsweise immer noch 45 % aller Schlaganfallüberlebenden alleingelassen, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden. Hinzu kommt, dass eine Studie aus dem Jahr 2015 von K. Hayward festgestellt hat, dass die Patienten in der Rehabilitation immer noch inaktiv und alleine sind. Und das trotz der vielfältigen Möglichkeiten in der modernen Schlaganfallrehabilitation. Um diesen Zustand zu verändern, ist Forschung nötig, um zu wissen, welche Therapie den Patienten optimal hilft.
Doch diese scheinbar einfache Fragestellung stellt die Forschung vor Herausforderungen, was auch an den Inhalten der publizierten Studien aufgezeigt werden kann. Dr. Louise Connell und Dr. Liz Lynch zeigten dies in ihrem Vortrag mit dem Titel „Is it any wonder no one ever implements evidence-based practice?“. Ihren Ausführungen zufolge waren 65 % aller Therapiestudien Nicht-Interventionsstudien, 25 % Wissensrecherche, 8 % Wissenssynthese und lediglich bei 2,5 % der Studien ging es um die Implementation von Therapiemethoden. Natürlich ist es elementar evidenzbasiert, die Effektivität einer Therapiemethode darzustellen, aber die Umsetzung und Implementierung ist mindestens genauso wichtig, um im klinischen Alltag erfolgreich umgesetzt zu werden. Und dies passiert aktuell noch zu wenig. Dies ist vielleicht auch ein Grund, warum aktuell die Übertragung klinischer Recherche in den Behandlungsalltag im Durchschnitt 17 Jahre dauert. Es wäre wünschenswert, dass diese Zeitspanne der Implementierung einer evidenzbasierten Therapiemethode in Zukunft drastisch verkürzt werden kann.
Ein anderes wichtiges Thema des Kongresses, das in den Vorträgen regelmäßig angesprochen wurde, bezog sich auf den Alltag von Neuropatienten nach der Entlassung aus der Klinik: So beispielsweise auch der Vortrag mit dem Titel „Managing daily life: evidence and implications for practice in neurorehabilitation“ von D. Kos und Dr. T. Satink. Um als Patient das alltägliche Leben zu organisieren, werden demnach mehr Ressourcen benötigt als allgemein gedacht. Der Patient muss neben seiner emotionalen Situation auch für seine gesundheitliche Situation Verantwortung übernehmen. Zusätzlich muss er sich um Aktivitäten des täglichen Lebens wie Einkaufen oder Essen kümmern. Um sein Leben selbst zu meistern, ist er dabei gar nicht auf seine eigene Funktionsfähigkeit angewiesen, aber er muss in der Lage sein, seine Hilfsbedürftigkeit zu erkennen, Hilfe einzufordern und auch anzunehmen. Dies korreliert eng mit der Lebensqualität der Patienten. Nach Kos und Satink geht es beim Bewältigen des Alltags demnach nicht um die Ausführung der Aktivitäten, sondern eher um das Gefühl und das Denken über diese Aktivität. Das ist es, was dem Patienten ein Gefühl der „Sinnhaftigkeit“ gibt. Zusammenfassend kamen sie zu dem Entschluss, dass es bei der Alltagsbewältigung in der Neurorehabilitation um mehr geht, als nur um die Behandlung einer chronischen Krankheit. Es geht beispielsweise darum, Verantwortung zu übernehmen und den Sinn des Lebens neu zu finden. Es handelt sich dabei um einen dynamischen Prozess mit mehreren Phasen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auf dem 3. Congress on NeuroRehabilitation and Neural Repair alle relevanten Themen der Neurorehabilitation diskutiert worden sind und für jeden Besucher etwas dabei war: Neueste Forschungserkenntnisse, die Anwendung und Implementierung neuer Therapiemethoden sowie die Partizipation des Patienten. Es bleibt spannend, was sich in den nächsten Jahren in der Neurorehabilitation ändern wird!
Dieser mehrschichtige Behandlungsansatz ist deswegen wichtig, da aktuelle Forschungsergebnisse immer wieder Missstände in der Therapie erörtern. So fühlen sich beispielsweise immer noch 45 % aller Schlaganfallüberlebenden alleingelassen, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden. Hinzu kommt, dass eine Studie aus dem Jahr 2015 von K. Hayward festgestellt hat, dass die Patienten in der Rehabilitation immer noch inaktiv und alleine sind. Und das trotz der vielfältigen Möglichkeiten in der modernen Schlaganfallrehabilitation. Um diesen Zustand zu verändern, ist Forschung nötig, um zu wissen, welche Therapie den Patienten optimal hilft.
Doch diese scheinbar einfache Fragestellung stellt die Forschung vor Herausforderungen, was auch an den Inhalten der publizierten Studien aufgezeigt werden kann. Dr. Louise Connell und Dr. Liz Lynch zeigten dies in ihrem Vortrag mit dem Titel „Is it any wonder no one ever implements evidence-based practice?“. Ihren Ausführungen zufolge waren 65 % aller Therapiestudien Nicht-Interventionsstudien, 25 % Wissensrecherche, 8 % Wissenssynthese und lediglich bei 2,5 % der Studien ging es um die Implementation von Therapiemethoden. Natürlich ist es elementar evidenzbasiert, die Effektivität einer Therapiemethode darzustellen, aber die Umsetzung und Implementierung ist mindestens genauso wichtig, um im klinischen Alltag erfolgreich umgesetzt zu werden. Und dies passiert aktuell noch zu wenig. Dies ist vielleicht auch ein Grund, warum aktuell die Übertragung klinischer Recherche in den Behandlungsalltag im Durchschnitt 17 Jahre dauert. Es wäre wünschenswert, dass diese Zeitspanne der Implementierung einer evidenzbasierten Therapiemethode in Zukunft drastisch verkürzt werden kann.
Ein anderes wichtiges Thema des Kongresses, das in den Vorträgen regelmäßig angesprochen wurde, bezog sich auf den Alltag von Neuropatienten nach der Entlassung aus der Klinik: So beispielsweise auch der Vortrag mit dem Titel „Managing daily life: evidence and implications for practice in neurorehabilitation“ von D. Kos und Dr. T. Satink. Um als Patient das alltägliche Leben zu organisieren, werden demnach mehr Ressourcen benötigt als allgemein gedacht. Der Patient muss neben seiner emotionalen Situation auch für seine gesundheitliche Situation Verantwortung übernehmen. Zusätzlich muss er sich um Aktivitäten des täglichen Lebens wie Einkaufen oder Essen kümmern. Um sein Leben selbst zu meistern, ist er dabei gar nicht auf seine eigene Funktionsfähigkeit angewiesen, aber er muss in der Lage sein, seine Hilfsbedürftigkeit zu erkennen, Hilfe einzufordern und auch anzunehmen. Dies korreliert eng mit der Lebensqualität der Patienten. Nach Kos und Satink geht es beim Bewältigen des Alltags demnach nicht um die Ausführung der Aktivitäten, sondern eher um das Gefühl und das Denken über diese Aktivität. Das ist es, was dem Patienten ein Gefühl der „Sinnhaftigkeit“ gibt. Zusammenfassend kamen sie zu dem Entschluss, dass es bei der Alltagsbewältigung in der Neurorehabilitation um mehr geht, als nur um die Behandlung einer chronischen Krankheit. Es geht beispielsweise darum, Verantwortung zu übernehmen und den Sinn des Lebens neu zu finden. Es handelt sich dabei um einen dynamischen Prozess mit mehreren Phasen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auf dem 3. Congress on NeuroRehabilitation and Neural Repair alle relevanten Themen der Neurorehabilitation diskutiert worden sind und für jeden Besucher etwas dabei war: Neueste Forschungserkenntnisse, die Anwendung und Implementierung neuer Therapiemethoden sowie die Partizipation des Patienten. Es bleibt spannend, was sich in den nächsten Jahren in der Neurorehabilitation ändern wird!
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Ann-Kathrin Miller
Produktmanagerin bei THERA-Trainer
Ann-Kathrin Miller verfügt über Erfahrung im Produktmanagement bei THERA-Trainer, wo sie an Projekten wie der Implementierung des Gangzirkeltrainings in der neurologischen Rehabilitation mitgewirkt hat. Ihr Fokus lag auf der Förderung innovativer therapeutischer Lösungen mit einem patientenzentrierten und evidenzbasierten Ansatz. Mit ihrem Fachwissen hat sie einen wichtigen Beitrag zur Etablierung funktioneller Trainingsmethoden in klinischen Einrichtungen geleistet.
References:
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