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THERAPY-Magazin
Schritt um Schritt –So geht’s voran!

Frau Grunows Weg nach einem Schlaganfall zeigt: Mit Ehrgeiz, Bewegungstraining und intensiver Gruppentherapie können auch Jahre später Fortschritte erzielt werden.

Author
Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
Im Krankenhaus klärten die Ärzte sie auf, dass ein Blutgerinnsel eine der wichtigen hirnversorgenden Arterien in Frau Grunows Kopf verschlossen hatte. Das Nervengewebe ihrer linken Hirnhälfte war deshalb längere Zeit nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt gewesen und nun zerstört. Frau Grunow hatte einen Schlaganfall erlitten. Besonders betroffen waren die für die Bewegungssteuerung zuständigen Hirnareale. Ihre rechte Körperseite war vollständig gelähmt, was zugleich Ursache für einen herabhängenden Mundwinkel war, der so einen Ausdruck von Trauer und Resignation in ihr Gesicht zeichnete. Doch das entsprach keineswegs ihrer inneren Haltung. Im Gegenteil. Je mehr Frau Grunow sich in die Rolle der Hilfsbedürftigen verbannt sah, umso mehr packte sie der Ehrgeiz, ihr altes Leben zurück zu gewinnen. Wie mühsam dieser Weg zurück in die Gesellschaft für sie werden sollte, lehrten sie die darauffolgenden Monate, in denen sie manches Mal doch lieber aufgegeben hätte. Wäre da nicht ihr Mann gewesen, der ihr immer wieder neuen Mut zusprach.

Anders als die meisten Zellen des menschlichen Körpers vermag das Gehirn sich nicht selbst zu heilen. Frau Grunow hatte akzeptieren müssen, dass die im zerstörten Hirnbereich lokalisierten Funktionen ausgelöscht waren. Ihr Schicksal hatte sie mehr oder weniger selbst in der Hand. Einzig und allein durch intensives Training, so erklärte man ihr damals, konnte sie dafür sorgen, dass sich dieser Zustand allmählich wieder verbesserte. Wochenlang bemühte sie sich in der Rehabilitation. Unzählige Behandlungen ließ sie über sich ergehen, in denen sie durch gezielte Bewegungsübungen intakt gebliebene Nervenzellen ihres Gehirns anzuregen versuchte, Aufgaben zerstörter Hirn­areale zu übernehmen und ihren gelähmten Gliedmaßen zumindest einen Teil der ursprünglichen Funktion wieder einzuhauchen. Sogar mit Hilfe eines Gangroboters hatte man in der Klinik versucht, ihrem großen Ziel, dem selbständigen Gehen, Schritt für Schritt näher zu kommen.

Bis heute, drei Jahre nach dem akuten Schlaganfall, sind die Lähmungen in der rechten Körperhälfte nicht vollständig gewichen. Frau Grunow kann aber dank der intensiven Therapie und mit Unterstützung ihres Mannes einige Schritte in der Wohnung gehen. Doch überwiegend ist sie noch an den Rollstuhl gebunden. Ihr Wille, wieder auf die Beine zu kommen, ist weiterhin ungebrochen. Das quälende Gefühl nur noch am Rande der Gesellschaft zu existieren und nicht mehr Teil von ihr zu sein spornt sie tagein tagaus auf ein Neues an. Den Kampf um die Kostenübernahme weiterer The­rapien macht das für sie nicht leichter. Als chronische Schlaganfallpatientin wird Frau Grunow häufig wie jemand behandelt, dem die Rückkehr in ein normales Leben ohnehin versagt bleiben wird. Tatsächlich sind die Fortschritte, die sie heute noch macht, kleiner geworden. Doch sie sind da und sogar messbar. Akribisch führt Frau Grunow ein Therapietagebuch. Täglich trainiert sie an einem Bewegungstrainer, den sie mittlerweile selbst bedienen kann und der ihr hilft, Muskelabbau und Bewegungseinschränkungen in den Gliedmaßen zu vermeiden. Dazu mehrmals wöchentlich Krankengymnastik und Ergotherapie.

Dass an diesem Morgen alles schneller gehen muss als sonst, ist auch der Therapie geschuldet. Nach einer langwierigen Auseinandersetzung mit ihrer Krankenkasse hat Frau Grunow vor einigen Wochen endlich eine lang ersehnte Intensivtherapie genehmigt bekommen. Nicht in einer Rehabilitationsklinik, sondern in einer ambulanten Therapiepraxis, die auf die Behandlung von Schlaganfall spezialisiert ist. Frau Grunows großes Ziel ist weiterhin die Verbesserung ihrer Gehfähigkeit. Dank eines speziellen Übungsprogramms, das sich aus modernen robotergestützten Therapieverfahren und intensivem alltagsorientiertem Training zusammensetzt, besteht die Hoffnung, dem Ziel doch noch näher zu kommen.

Die konventionelle Therapie, die Frau Grunow üblicherweise bekommt, beschränkte sich zuletzt auf kurze Übungssequenzen, die überwiegend im Sitzen stattfanden und das Gehen nicht mehr verbesserten in den letzten Monaten. Das ist beim Schlaganfall-Intensivprogramm ganz anders. Hier steht für Frau Grunow tägliches Gehtraining an der Leistungsgrenze auf dem Plan. Denn „Gehen wird durch Gehen geübt“ hatte ihr der Therapeut im Beratungsgespräch erklärt. Das bestätigen wissenschaftliche Studien. Spannend an dem Konzept ist zudem, dass Frau Grunow nicht einzeln behandelt wird. Das Übungsprogramm findet an drei bis fünf Tagen in der Woche statt und trainiert wird stets in der Gruppe. Anfangs war Frau Grunow skeptisch, doch mittlerweile ist sie begeistert. Die Leistungen der anderen Schlaganfallpatienten, mit denen sie gemeinsam in der Gruppe trainiert, spornen sie an. Zu gut weiß sie, wie schwer es manchmal ist, den inneren Schweinehund zu überwinden. In der Gruppe geht alles viel leichter.

Zudem kennt man sich mittlerweile gut und wohlverdiente Pausen zwischen einzelnen Behand­lungs­sequenzen regen zum Austausch an. Schon nach zwei Wochen Intensivtherapie hat Frau Grunow einen großen Erfolg in Richtung ihres Zieles errungen. Stolze zehn Meter ist sie ohne jede Hilfe durch die Praxis gegangen. Lediglich als „Schutzengel“ begleitete sie noch ihr Therapeut. Und das alles unter jubelndem Beifall ihrer Mitstreiter, des Therapeutenteams und ihres Mannes, der ihr stets zur Seite steht. Frau Grunows Motto lautet seitdem: Jeden Tag einen Schritt mehr!
Herr Grunow ist heute Morgen in Eile. Der Pflegedienst kam später als erwartet, um ihm bei der Pflege seiner Frau zu helfen. Normalerweise ist das kein Problem. Das Ehepaar ist nicht mehr berufstätig. Auf die Minute kommt es für die beiden längst nicht mehr an. Zeit ihres Berufslebens war das anders. Beide hatten sie einen anspruchsvollen Job, durch den sie fortwährend ausgelastet waren und wenig Zeit füreinander hatten. Auf den Wegfall dieser gesellschaftlichen Säule hatten sich die beiden vorbe­reitet. Ihr wohl verdienter Ruhestand sollte nicht in Langeweile enden. Gemeinsam hatten sie sich vorgenommen, noch einmal die Welt zu bereisen.

So ging ein Traum in Erfüllung, als sie vor gut drei Jahren in den Orient-Express einstiegen, um von Paris bis Istanbul den faszinierendsten Met­r­opolen Europas entgegen zu rollen. Der nostal­gische Fernreisezug hatte schon lange vor der Verfilmung von Agatha Christies Kriminalroman „Mord im Orient-Express“ eine reizvolle Wirkung auf sie ausgeübt.

Die Reise begann, wie Herr Grunow sich zurückerinnert, an einem sonnigen Tag im Spät­­som­mer. Als sie nachmittags in Paris die goldbeschrifteten Waggons des Zuges bestiegen, hatte sich seine Frau noch außerordentlich wohl gefühlt. Alles schien genauso zu werden wie lang ersehnt. Wer hätte ahnen können, dass die Fahrt für Frau Grunow schon nach kurzer Zeit im Grenzland zwischen Leben und Tod enden sollte.

Nach einem wunderbaren Abendessen in einem der aufwendig restaurierten und mit Lalique-Reliefs verzierten Speisewagen des Zuges, zogen sich die beiden am Ende des ersten Reisetages zur Nachtruhe in ihr Abteil zurück. Sie unterhielten sich noch ein wenig und lachten, denn die einzige Gefahr, die sie an diesem Abend noch glaubten befürchten zu müssen, war ein unruhiger Schlaf infolge absoluter Übersättigung dank des üppigen Abendessens, das sie zu sich genommen hatten.

Es muss in den frühen Morgenstunden gewesen sein, als Frau Grunow plötzlich von starkem Kopfschmerz geplagt erwachte. Als sie das Licht einschaltete, übermannte sie ein Schwindel. Sie schloss die Augen, sackte ins Bett zurück und verlor kurz darauf das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kam, hatte sich ihr Leben schlagartig verändert. Ihre rechte Körperseite war schwer wie Blei. Mit Erschrecken musste sie feststellen, dass sie die Kontrolle über ihre Gliedmaßen vollständig verloren hatte. Als sie von zwei Sani­tätern einige Zeit später in einem Rollstuhl quer durch eine Bahnhofshalle zum Krankenwagen geschoben wurde, fürchtete sie bereits, dass dies ihr Schicksal bleiben sollte. Herr Grunow hatte den Stopp des Zuges im nächstgelegenen Bahnhof ver­anlasst, nachdem er am Morgen bemerkt hatte, dass mit seiner Frau offen­sichtlich etwas nicht in Ordnung war.
Auf einen Blick Zusammengefasst

1. Nach starken Kopfschmerzen, Schwindel und Bewusstlosigkeit stellt sich heraus, dass die Patientin einen Schlaganfall erlitten hat.

2. Trotz großer Mühen verliert sie nicht den Ehrgeiz, ihr altes Leben zurückzugewinnen, und trainiert an einem Bewegungstrainer, um Muskelabbau und Bewegungseinschränkungen zu vermeiden. Vom Intensivtraining in der Gruppe ist sie begeistert.

3. Auch Jahre nach einem Schlaganfall können Patienten noch motorische Ver­besserungen erreichen.



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Author
Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
Jakob Tiebel Studium in angewandter Psychologie mit Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft. Klinische Expertise durch frühere therapeutische Tätigkeit in der Neurorehabilitation. Forscht und publiziert zum Theorie-Praxis- Transfer in der Neurorehabilitation und ist Inhaber von Native. Health, einer Agentur für digitales Gesundheitsmarketing.
References:

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