Von Douala nach
Biberach

  

Nein, kein überfülltes Boot auf offener See und auch keine gefährliche Landroute über sieben Berge. Gabriel Mbanda reiste vor knapp vier Jahren mit dem Flugzeug und einem gültigen Visum nach Deutschland. Ganz unaufgeregt. Denn ein »wirklicher« Flüchtling war der damals 28-jährige nicht. Er kam hauptsächlich für ein Studium und einer sich für ihn anbahnenden, kritischen Lage in Kamerun nach Deutschland. 2014 stellte er schließlich, während seinem Aufenthalt in Dortmund, einen Asylantrag und landete dann in Süddeutschland, in Biberach a. d. Riß.

Unterstützung in der IT

Sei es in der Entwicklung, der Produktion oder im Verkauf: Ohne die IT sind so ziemlich alle Abteilungen in einem modernen Unternehmen hilflos verloren. So auch bei medica. Seit Oktober letzten Jahres unterstützt Gabriel diesen wichtigen Bereich in unserem Unternehmen. Egal ob der PC hängt, das Telefon streikt, oder Server-Wartung ansteht – Gabriel steht jedem hilflosen medica-Mitarbeiter sofort mit Rat und Tat zur Seite. Mit seiner freundlichen und zuvorkommenden Art ist er bei seinen Kollegen sehr beliebt und hoch geschätzt. 

Eine nötige Auswanderung

Obwohl Kamerun seit 1960 eine unabhängige Republik ist und als sicher gilt, sind politische Kritiker dort nicht wirklich gerne gesehen. Wer Dinge in Frage stellt, lebt in Gefahr. Das war auch der Grund, warum der passionierte Hobby-Musiker und jüngste von neun Geschwistern seine Heimatstadt Douala aus eigenem Antrieb verließ. Seine Familie hatte Angst um ihn. Er träume zunächst von Indien, das für seine IT-Expertise in der ganzen Welt bekannt ist. Doch die Reise in den Osten war teuer. Und die Uni Dortmund schneller: Sie antwortete Gabriel auf eine Bewerbung und reizte mit einem guten Ruf in Technik, Informatik und Elektronik. So buchte er sich einen Flug und landete im Mai 2012 am Frankfurter Flughafen.

Mit dem Weiterstudieren in Dortmund funktionierte es jedoch nicht wie geplant: Obwohl der gebürtige Afrikaner ein abgeschlossenes Informatik-Bachelorstudium aus seinem Heimatland vorweisen konnte, wurde dies in Deutschland nicht vollends anerkannt. An der Fachhochschule in Ulm konnte der junge Kameruner nach langem hin und her schließlich eine Weiterbildung im IT-Bereich beginnen.

Kamerun vs. Deutschland

Regelrecht faszinierend findet er die Pünktlichkeit in Deutschland. Als er das erste Mal an einem deutschen Bahnhof stand, konnte er es kaum fassen, dass der Zug exakt wie angekündigt um 10.10 Uhr ankam und gleich darauf abfuhr. „Ich konnte es nicht glauben, dass so ein großer Apparat wie dieser Zug gar nicht auf mehr Menschen wartet, bis es sich wirklich lohnt, loszufahren.“ Er lief von Gleis zu Gleis um dieses für ihn fast unglaubliche Spektakel zu verfolgen.  „Die [Züge] waren einfach immer da! Das hat mich wirklich beeindruckt.“

Obwohl er bei seinen Bekannten in Kamerun bereits wegen seiner Pünktlichkeit als „Europäer“ galt, musste er sich dennoch etwas anstrengen, um sich an die Exaktheit hier in Deutschland zu gewöhnen. „Nicht nur die Arbeitswelten unterscheiden sich, das ganze System funktioniert anders. In Deutschland geht alles immer relativ langsam und mit viel Respekt und Höflichkeit von statten. In Kamerun brauchst du viel mehr Temperament und Energie, um dich durchsetzen zu können. Die Europäer sind da eher vorsichtig“, meint Gabriel.

»Ich wollte schon immer in der Medizinbranche arbeiten«

„Ich freue mich, dass ich im IT-Bereich viele verschiedene Bereiche kennenlerne und anpacken darf. Es gefällt mir hier sehr gut. Eigene Vorschläge sind immer gerne gesehen, ich kann mich einbringen. Schön ist, dass das Unternehmen auch international ausgerichtet ist. Hier gibt es sogar Kollegen, die meine Muttersprache französisch sprechen“, berichtet er. Eine Rückkehr in die afrikanische Arbeitswelt kann er sich deshalb wenn, dann nur als Selbstständiger mit einer guten Idee vorstellen. „Ich wollte schon immer in der Medizinbranche arbeiten“, erzählt der IT-Fachmann, „aber nicht als Arzt, sondern um mit moderner Technologie Lösungen zu finden“.

Ein Bekannter Gabriels aus Kamerun entwickelte vor wenigen Jahren das so genannte „Cardiopad“. Dabei handelt es sich um ein Tablet, mit dem kardiologische Ferndiagnosen möglich sind. Obwohl das westafrikanische Land flächenmäßig größer als Deutschlamd ist hat es nur gut 22 Millionen Einwohner. Kommen hierzulande 227 Einwohner auf den Quadratkilometer, sind es in Kamerun nur 43. Die Erfindung seines Bekannten ist daher für die ländliche Bevölkerung, die im Notfall beschwerliche und lange Wege in Krankenhäuser zurücklegen muss, ein großer Segen. „Cardiopads“ sind bereits erfolgreich im Einsatz um Leben zu retten. „Ein großer Traum wäre es natürlich, einmal eine Vertretung einer guten deutschen Firma in Kamerun aufzubauen“, berichtet der 32-jährige. Doch erst einmal möchte er hier weiter Erfahrung sammeln. Und wir bei medica hoffen natürlich alle, dass Gabriel mit der Umsetzung seines Traumes lange wartet und noch viele Jahre bei medica bleibt.

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