
Die zunehmende Bedeutung der Rehabilitationsmaßnahmen für eine alternde Gesellschaft erfordert eine Neubewertung der Therapieansätze. Entdecken Sie, wie evidenzbasierte Methoden, moderne Geräte und die Rolle des Therapeuten den Weg für eine effektive Neurologische Rehabilitation ebnen.


Durch die altersstrukturellen Veränderungen in der Gesellschaft, die Zunahme chronischer Erkrankungen und einen sich schnell entwickelnden medizinisch-technologischen Fortschritt ergeben sich wichtige Aufgaben für die physikalische Medizin und Rehabilitation [18]. Im Fokus stehen Menschen mit unterschiedlichsten Erkrankungen. Alle gemeinsam haben sie das Ziel einer nach Möglichkeit vollständigen Funktionswiederherstellung, Verbesserung der Lebensqualität und Reintegration in den Alltag [7].
Durch die Verschiebung im Morbiditätsspektrum hin zu chronischen Erkrankungen sind vor allem neurologische Erkrankungen und Syndrome auf dem Vormarsch. In den Fachabteilungen der Neurologie werden in Deutschland jährlich etwa eine Million Menschen versorgt. Am häufigsten behandelt werden altersassoziierte Erkrankungen wie der Schlaganfall und Volkskrankheiten wie Polyneuropathie, neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson und autoimmunologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose [2][23]

In Deutschland ereignen sich jährlich ca. 196.000 erstmalige und 66.000 rezidivierende Schlaganfälle [10]. Infolge dessen leiden die meisten Patienten unter erheblichen Einschränkungen der Motorik, was zu großen Defiziten im Alltag führt. So weisen beispielsweise drei Monate nach einem Schlaganfall 60% aller Patienten eine noch stark beeinträchtigte Gehfähigkeit auf [8].
Die epidemiologischen Daten zum Schlaganfall und anderen neurologischen Erkrankungen bilden für die Planung zukünftiger Versorgungsbedarfe und möglicher Optimierungspotenziale eine wichtige Grundlage.
Die Kosten für die Behandlung, Rehabilitation und Pflege stellen das Gesundheitssystem vor eine enorme Belastung [23][10][21]. Unter zusätzlicher Berücksichtigung der Kosten, die durch einen Ausfall der Produktivität entstehen, ist der Schlaganfall die Krankheit mit der höchsten Belastung für das Gesundheitssystem überhaupt [5]. Trends, die sich in vergleichbaren Industriestaaten ähnlich abzeichnen [1].
Vor dem Hintergrund nimmt die Frage nach Effektivität und Effizienz insbesondere in der Rehabilitation kontinuierlich an Bedeutung zu, um die Folgen neurologischer sowie geriatrischer Erkrankungen abzufedern, eine bestmögliche Wiedereingliederung in den Alltag, den Beruf und in die Gesellschaft zu erreichen und dabei die Kosten in vertretbarem Rahmen zu halten [23]. Nach übereinstimmender Auffassung von Experten bedarf es einer »durchgreifenden Optimierung hinsichtlich Effektivität, Transparenz und Wirtschaftlichkeit« [1], um trotz erschwerter finanzieller Rahmenbedingungen weiterhin eine hohe Versorgungsqualität gewährleisten zu können. Eine wesentliche Voraussetzung, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Durchführung von evidenzbasierten qualitätssichernden Maßnahmen [1].

Durch den gezielten Einsatz gerätegestützter Therapie und moderner Technologien hat sich das Behandlungsspektrum zudem erweitert [4]. Die gerätegestützte Stand- und Gangtherapie ist mit guter Evidenz belegt [13][15] und hat sich bereits zu einem festen Bestandteil in der neurologischen Rehabilitation entwickelt. Trotz hoher Wirksamkeit und guter Evidenz werden die Möglichkeiten jedoch noch nicht vollständig ausgeschöpft. Die Geräte werden, selbst wenn sie vorhanden sind, vielfach nicht optimal eingesetzt. Zum einen mangelt es häufig an einer sinnvollen und zielführenden Integration in den klinischen Alltag, zum anderen werden hinsichtlich knapper Ressourcen in der Therapie viel zu oft individuelle Einzelbehandlungen als höherwertige Therapieform angesehen und deshalb bevorzugt [9].
Die individualisierte Behandlung bleibt weiterhin wichtiger Bestandteil der Therapiestrategie. Ergänzt und verstärkt wird dieser Ansatz zukünftig durch die Verwendung und den gezielten Einsatz von gerätegestützten Therapien und modernsten Technologien. Evidenzbasierte Konzepte und im speziellen Therapieapparate sind im Gesamtzusammenhang nur zwei, jedoch sehr bedeutende komplementäre Bestandteile.
Es zeigt sich, dass der Patient mit der Unterstützung des Therapeuten die Rolle des »Behandelten« ablegen muss und möglichst frühzeitig Verantwortung für sich und den Rehabilitationsprozess übernehmen sollte [6]. Schließlich soll die zielgerichtete Rehabilitation nicht nur eine maximal erreichbare Selbständigkeit herbeiführen, sondern auch die Strategie zur Aufrechterhaltung der wiedererlangten Fähigkeiten nach einer Rehabilitationsmaßnahme vermitteln. »Neurologische Rehabilitation ist einerseits stets eine umschriebene, zielorientierte und damit finalisierte Maßnahme, andererseits darf darüber aber nicht die Notwendigkeit einer nachhaltigen Sicherung und Weiterführung der durch Rehabilitationsmaßnahmen für die Patienten erreichten Funktionsverbesserungen vernachlässigt werden [4].« Im Idealfall arbeiten zwei Experten zusammen: Der Patient als Experte für seine Ziele und der Therapeut als Experte für den Prozess [6].
Der Einsatz von Therapiegeräten kombiniert mit Therapieformen wie Einzel- und Gruppentherapie wird die Effektivität der Rehabilitation steigern. Größtmöglicher Erfolg kann durch eine kluge Kombination generiert werden.

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