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Wissenschaft
Knochenbruch will nicht heilen

Wie die Extrakorporale Stoßwellentherapie in Kombination mit Bewegungstraining einem Patienten mit einer hartnäckigen Oberschenkelfraktur zur vollständigen Heilung verhelfen kann

Author
Jakob Tiebel
Unternehmensberater Gesundheitswesen
Nicht jeder Knochenbruch heilt problemlos. Besonders kompliziert sind sogenannte Non­union-Frakturen – Knochenbrüche, bei denen die Heilung zum Stillstand kommt und der Bruchspalt offen bleibt. Ein aktueller Fallbericht aus Indonesien zeigt nun eindrucksvoll, wie die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) einem Patienten mit einer solchen hartnäckigen Ober­schenkelfraktur zur vollständigen Heilung verhalf – und dabei auch moderne Rehabilitationsgeräte wie der THERA-Trainer eine wichtige Rolle spielten.


Wenn der Knochen einfach nicht zusammenwächst
Der 40-jährige Patient erlitt bei einem Verkehrsunfall einen offenen Bruch im unteren Drittel seines linken Oberschenkelknochens (Femur). Die Erstversorgung verlief standardmäßig: Der Bruch wurde chirurgisch stabilisiert (sogenannte offene Reposition und interne Fixation), und der Patient begann eine klassische Rehabilitationsbehandlung. Doch trotz aller Maßnahmen zeigte sich auch nach sechs Monaten kaum neues Knochengewebe (Kallus). Eine gefährliche Situation: Bleibt die Heilung aus, drohen bleibende Behinderungen, Schmerzen und erhebliche psychische Belastungen.
Ein neuer Ansatz: Stoßwellen statt erneute Operation
Da die klassische Therapie versagte, entschieden sich die behandelnden Ärzte für einen innovativen Weg: die Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT). Dabei werden energiereiche Schallwellen gezielt in das Knochengewebe geleitet. Diese regen dort verschiedene biologische Prozesse an: Sie fördern die Bildung von Wachstumsfaktoren wie TGF-β1 und VEGF, aktivieren knochenbildende Zellen (Osteoblasten) und verbessern die Durchblutung. Insgesamt kommt so die Heilungskaskade wieder in Gang – und das ganz ohne erneuten operativen Eingriff.

Im Fall des Patienten wurde einmal pro Woche über 23 Wochen hinweg ESWT durchgeführt. Zusätzlich erhielt er Low-Intensity Pulsed Ultrasound (LIPUS) – eine niederfrequente Ultraschallbehandlung, die die Knochenheilung ebenfalls unterstützen kann.
Therapieerfolg durch Kombination mit Bewegungstraining Verfahren
Ein entscheidender Erfolgsfaktor war jedoch auch die gezielte Bewegungstherapie: Hier kam unter anderem der THERA-Trainer zum Einsatz – ein spezialisiertes Trainingsgerät für die medizinische Rehabilitation. Mit dem THERA-Trainer konnte der Patient trotz seines Bruchs frühzeitig geführte Bewegungsübungen durchführen, ohne die frische Knochenbildung zu gefährden. Solche aktiven, aber kontrollierten Belastungen sind wichtig, da sie den Stoffwechsel des Knochens stimulieren, die Muskelkraft erhalten und die Durchblutung fördern.

Nach 23 Wochen war der Erfolg sichtbar: Rönt­genbilder zeigten eine vollständige Kallusbildung. Der Bruch war vollständig verheilt, der Patient kehrte in seinen Alltag zurück.
Eine Methode mit Potenzial?
Die Stoßwellentherapie bei Knochenheilungs­störungen wird weltweit zunehmend untersucht.

Vorteile der Kombinationstherapie mit dem THERA-Trainer

Die Kombination von Stoßwellentherapie (ESWT) mit gezielter Be­wegungstherapie auf dem THERA-Trainer bietet bei der Behandlung von Nonunion-Frakturen mehrere synergistische Vorteile:

Frühfunktionelle Mobilisierung
Schonende, geführte Bewegungen fördern die Durchblutung im betroffenen Bereich, was essenziell für die Migration von Stammzellen und die Knochenregeneration ist.

Stimulation des Knochenstoffwechsels
Mechanische Reize durch aktive Bewegung verstärken die osteogene Wirkung der Stoßwellen, regen den Knochenstoffwechsel zusätzlich an und unterstützen die Kallusbildung.

Erhalt von Muskelkraft und Gelenkfunktion
Durch den frühzeitigen Einsatz des THERA-Trainers werden Muskelatrophie und Gelenkversteifungen vermieden. Der Patient bleibt leistungsfähiger und profitiert insgesamt von einer besseren Rehabilitation.

Psychologische Stabilität
Aktive Beteiligung an der Therapie steigert die Motivation und das Vertrauen der Patienten in den Heilungsverlauf. Dies kann sich positiv auf den gesamten Rehabilitationsprozess auswirken.

Reduziertes Komplikationsrisiko
Die Kombinationstherapie kann helfen, invasive Nachfolge­opera­tionen zu vermeiden und das Komplikationsrisiko insgesamt zu senken.

In Studien zeigen sich Erfolgsraten zwischen 54% und 98% – je nach Frakturtyp, Lokalisation und Behandlungszeitpunkt. Besonders bei sogenannten hypertrophen Nonunions, bei denen noch gewisse biologische Heilungspotenziale vorhanden sind, zeigt ESWT vielversprechende Resultate. Bei atrophen Nonunions, wie im vorliegenden Fall, ist der Erfolg bislang seltener – umso bemerkenswerter ist der hier dokumentierte Heilungsverlauf.

Gleichzeitig zeigt dieser Fallbericht, dass der Therapieerfolg oft von der Kombination verschiedener Methoden abhängt: Stoßwellen, Ultraschall, Nahrungsergänzung und gezielte Bewegungstherapie mit Hilfsmitteln wie dem THERA-Trainer ergänzen sich ideal.

Kombinations­therapien eröffnen neue Wege in der Frakturheilung.
Wirksamkeit von Stoßwellentherapie
bei Nonunion

Eine systematische Übersichtsarbeit von Sansone et al.
wer­tete 23 Studien zur Anwendung der extrakorporalen
Stoß­wellen­therapie (ESWT) bei Nichtheilung von Röhren­knochen aus. Die wichtigsten Ergebnisse:

Heilungsraten:
Insgesamt heilten 73% der Nonunion-Fälle nach ESWT.
Hyper­trophe Nonunions zeigten eine bis zu dreifach höhere Erfolgsrate im Vergleich zu oligotrophen oder atrophen Fällen.

Erfolg nach Knochenregion:
• Mittelfußknochen (Metatarsalia): 90%
• Schienbein (Tibia): 75,5%
• Oberschenkelknochen (Femur): 66,9%
• Oberarmknochen (Humerus): 63,9%

Behandlungszeitpunkt entscheidend:
Je kürzer der Zeitraum zwischen Verletzung und Beginn der Stoßwellen­therapie, desto höher die Heilungschance (p < 0,02).

Langfristiger Therapieerfolg:
Sechs Monate Nachbeobachtung reichen oft nicht aus. In vielen Studien zeigten sich weitere Heilungsfortschritte auch noch deutlich später (p < 0,01).

Fazit:
ESWT stellt eine vielversprechende, nicht-invasive Thera­pie­option bei Nonunion dar. Die optimalen Behandlungsprotokolle sind derzeit noch Gegenstand weiterer Forschung.
Chancen für Patienten mit schwierigen Brüchen
Dieser Fall veranschaulicht, dass auch komplizierte Knochenheilungsstörungen unter bestimmten Voraussetzungen erfolgreich therapiert werden können, wenn evidenzbasierte und multimodale Therapieansätze zum Einsatz kommen. Die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) stellt dabei eine potenzielle Alternative oder Ergänzung zu chirurgischen Verfahren dar, insbesondere in Situationen, in denen operative Eingriffe mit erhöhtem Risiko verbunden sind oder nicht infrage kommen.
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Author
Jakob Tiebel
Unternehmensberater Gesundheitswesen
Jakob Tiebel, Ergotherapeut, Studium in angewandter Psychologie mit Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft. Klinische Expertise durch frühere therapeutische Tätigkeit in der Neurorehabilitation. Forscht und publiziert zum Theorie-Praxis-Transfer in der Neurorehabilitation und ist Inhaber von einer Agentur für digitales Gesundheitsmarketing.
References:
  1. Tandiono T, Mintarjo J, Nugroho N (2025). Successful Treatment of a Nonunion Fracture of the Femur With Extracorporeal Shockwave Therapy: An Evidence-Based Case Report. Cureus 17(5): e84138. DOI: 10.7759/cureus.84138
  2. https://assets.cureus.com/uploads/case_report/pdf/365090/20250516-192633-dqo9mr.pdf
  3. Sansone V, Ravier D, Pascale V, Applefield R, Del Fabbro M, Martinelli N. Extracorporeal Shockwave Therapy in the Treatment of Nonunion in Long Bones: A Systematic Review and Meta-Analysis. J Clin Med. 2022 Apr 1;11(7):1977. doi: 10.3390/jcm11071977. PMID: 35407583; PMCID: PMC8999664.