
In der Caritas TagesOase Bruchsal wird das Bike Labyrinth erfolgreich eingesetzt, um die Senioren durch virtuelle Radtouren aktiv zu halten und ihre Erinnerungen zu fördern. Daniela Benz, Einrichtungsleitung, berichtet von den positiven Effekten der digitalen Aktivierung – eine wichtige Innovation, besonders in Zeiten der Pandemie.

Mein Name ist Daniela Benz. Ich arbeite seit neun Jahren in der Caritas TagesOase (CTO) Bruchsal als Einrichtungsleitung.
Digitale Hilfsmittel nutzen wir hier in der CTO im Moment so gut wie gar nicht. Das Bike Labyrinth war das erste digitale Medium, was wir hier überhaupt probiert haben. Natürlich haben wir ein Radio und Musik auf CD, aber mit Computern für Senioren machen wir derzeit nichts. Als im Frühjahr 2020 aufgrund der Pandemie unsere CTO geschlossen war, wurden wir Mitarbeiter in den Caritas Heimen eingesetzt. In Oberhausen habe ich den Senioren beim Skypen geholfen, sodass sie ihre Angehörigen auf einem Tablet sehen konnten. Das war sehr rührend für mich, weil ich es aus der CTO gewohnt bin, dass die Gäste wieder nach Hause gehen und nicht wie im Heim ihre Lieben wochenlang nicht sehen können.
Die meisten Gäste haben eine Gehbehinderung. Viele benutzen einen Rollator oder eine Gehhilfe. Körperlich aktiviert werden sie durch tägliche Sitzgymnastik und einen Stadtspaziergang, da wir glücklicherweise zentral in der Nähe vom Bruchsaler Wochenmarkt gelegen sind. Dieser Spaziergang ist täglich zwischen 30 bis 45 Minuten mit Rollatoren, Rollstühlen und Gehhilfen. Außerdem nehmen wir gern an Veranstaltungen der Stadt Bruchsal teil. Dies ist zwar nicht digital, aber es macht Spaß! Zum Beispiel war im Oktober 2020 der Hoffnungslauf von Bruchsal, wo unsere Tagesgäste 80,7 km marschiert sind.
Frau Dr. Schoch ist unsere Gerontologin vom Caritasverband. Sie absolviert viele Fortbildungen und sucht aktiv nach Projekten und Hilfsmitteln, die für uns interessant sein könnten. Da ich ein sehr offener Mensch bin und vieles gerne ausprobiere, hat sie mich darauf angesprochen, ob ich mit unseren Gästen Lust hätte, ein Trimmrad auszuprobieren, mit dem sie radeln und über einem Monitor sehen, wohin sie fahren. Ich konnte mir das selbst auch nicht wirklich vorstellen. Dennoch habe ich sofort zugesagt, da wir derzeit durch Corona nicht viel machen dürfen. Wir hatten sonst Musiker da: dreimal die Woche tanzen und schunkeln. Und das ist jetzt alles durch die Pandemie ins Wasser gefallen. Jetzt heißt es anderthalb Meter Abstand voneinander und nicht in die Arme nehmen. Und da war das Bike Labyrinth einfach eine tolle Abwechslung.Der Anreiz war tatsächlich der Fernseher mit den lebensechten Bildern. Unsere Gäste konnten in einer Stadt Radfahren, in der sie schon mal waren. Es ging gar nicht so arg um die Berge oder die Schneelandschaften, sondern wirklich um die Städte, die unsere Gäste kennen. Da sind sie total drauf abgefahren, weil sie in ihnen bekannten Straßen gefahren sind. Aber auch Orte, die sie gern mal besuchen würden, waren spannend. Unser Gast, der den Apoplex hat, wollte unbedingt zur Copacabana, die jungen Mädchen im Bikini sehen. Das war lustig für uns alle.
Es sind Erinnerungen von früher. Gerade bei demenzerkrankten Menschen ist noch im Kopf, was früher alles war. Ein Gast wurde zum Beispiel in Heidelberg geboren. Er hat dort gelebt, gearbeitet und natürlich kannte er jede Gasse und das Schloss! Er hatte so einen Spaß daran, in Heidelberg Fahrrad zu fahren. Er erzählte uns während der Radtour durch Heidelberg, wo er seine Ausbildung gemacht hat. Er ist dement und daher ist es wahnsinnig schön zu sehen, was alles noch von früher gewusst wird, wenn man einen Anschubser gibt. Das Wissen kommt von einer Minute auf die andere wie aus dem Nichts geschossen.

Das Bike Labyrinth ist ein Trimmfahrrad, was an einem großen Monitor angeschlossen ist. Unsere Gäste können mit zwei Tasten aussuchen, in welche Stadt oder welches Land sie mit dem Rad fahren möchten. Der (Roll-)Stuhl, auf dem man sitzt, wird zuvor mit einer Kippsicherung befestigt. Denn die Gäste stoßen sich teils so stark ab bzw. treten so fest rein, dass sie nach hinten kippen. Dieser Kippschutz ist tatsächlich sehr wichtig bei uns. Die Pedale mit Fuß- und Beinsicherung sind auch nützlich, damit die Gäste ihre Beine richtig aufstellen können, gerade für die halbseitig gelähmten Nutzer, die kein Gefühl in den Beinen haben.
1. Neues Beschäftigungsangebot und Abwechslung vom Alltag
Die Vorteile sind ganz klar. Beispielsweise können nicht alle Tagesgäste an unseren Stadtspaziergängen teilnehmen. Diese Gäste, die in der CTO bleiben, haben dafür jede Menge Freude bei der Nutzung des Bike Labyrinths. Das ist sehr gut angekommen. Einige Gäste bestehen sogar darauf, zu spazieren UND zu radeln. Für diese war dann mittags noch mal Zeit. Das Interesse war sehr groß, weil jede(r) davon geschwärmt hat. Von den Radstrecken, über die Ratespiele bis hin zum Geräusch einer Fahrradklingel am Anfang jeder Strecke.
Alle saßen zusammen und haben die schönen Landschaften genossen. Zum Beispiel waren wir in Österreich im Schnee – denn hier in Bruchsal lag leider keiner. Die Städte kamen natürlich auch gut an, besonders wenn die Gäste sie kannten. Unsere Rätselfans mochten die Ratespiele gern.
Die ganze Gruppe saß beim Quiz dabei! Bei uns gibt es keine Scham, etwas nicht sagen zu können. Es wurde fleißig diskutiert und die Person, die am Steuer saß, hat dann für die Gruppe entschieden.
Es war sehr schön zu sehen, wie ein Gast, der bereits einen Schlaganfall hatte und nicht mehr laufen kann, selbst entscheiden konnte, wo er hinfährt. Eben weil es im normalen Leben für ihn gar nicht möglich ist.
Um körperlich fitter zu werden, müssten die Gäste mehr fahren. Viele kommen ja nur ein- bis zweimal in der Woche auf je 15 Minuten Radfahren, das reicht nicht aus. Aber es bringt unseren Gästen auf jeden Fall etwas für Ihren Geist. Das Entscheiden und das Erinnern sind wichtig: sich selbst aussuchen zu können, in welche Stadt sie möchten und sich dann auch daran zu erinnern, dass sie dort schon waren. Es ist nur schade, dass zum Beispiel Bruchsal oder Calw noch nicht auf dem System waren. Städte, wo die Leute herkommen oder wohnen. Das wäre am allerbesten für die Erinnerungsarbeit. Die Leute wissen dann genau, wo sie einkaufen waren oder in welcher Straße die Tante oder der Cousin lebt.
Wenn sich unsere Gäste und die Bewohner der Heime mit Bike Labyrinth wohlfühlen und so viel Freude täglich da ist, dann rentiert sich die Anschaffung von Bike Labyrinth. Wir als Leitung sehen, ob ein Produkt bei unseren Senioren ankommt. Und wenn wir Bike Labyrinth befürworten, dann ist eine Anschaffung schon sehr sinnvoll. Wir planen nach den Probestellungen zumindest ein System anzuschaffen und es zwischen den Heimen und den TagesOasen im vierteljährlichen Takt wechseln zu lassen.



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