
THERAPY Magazin
Cycling bei akutem Schlaganfall
Eine neue Studie zeigt: Zyklisches Bewegungstraining in der Akutphase nach Schlaganfall steigert Muskelkraft, Gleichgewicht und Gehgeschwindigkeit spürbar. Erfahren Sie, wie Bewegungstrainer die Rehabilitation im Krankenhausalltag sinnvoll ergänzen können.

Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
Vergleich von zyklischem Bewegungstraining und konventioneller Physiotherapie zur Verbesserung von Muskelkraft, Gehgeschwindigkeit, Gleichgewicht und Mobilität in der akuten Phase nach Schlaganfall: Eine randomisierte klinische Studie
In einer randomisierten klinischen Studie wurden 20 Schlaganfallpatienten in der Akutphase nach dem Ereignis in eine Kontrollgruppe (CG) und eine Interventionsgruppe (IG) aufgeteilt. Die IG führte zusätzlich zur konventionellen Physiotherapie tägliche Sitzungen mit einem Bewegungstrainer durch. Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen in der Muskelkraft, Gehgeschwindigkeit und Balance bei der IG. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Wirksamkeit des Bewegungstrainers in der Frühmobilisierung nach einem Schlaganfall.
Hintergrund
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall spielt eine entscheidende Rolle für die Wiederherstellung der Muskel- und Bewegungsfunktionen und kann die Behinderungsrate signifikant senken. Studien belegen, dass die optimale Erholungsphase innerhalb der ersten sechs Monate nach einem Schlaganfall liegt, wobei eine frühzeitige Rehabilitation die neuroplastischen Effekte potenzieren kann. Verschiedene Interventionen, wie hochrepetitive robotergestützte Therapien, Selbstmanagement-Programme und aerobes Training, haben sich in der subakuten und chronischen Phase als wirksam erwiesen. In der akuten Phase im Krankenhaus ist die Frühmobilisierung von zentraler Bedeutung, welche das frühzeitige Aufsitzen, Stehen und Gehtraining umfasst.
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall spielt eine entscheidende Rolle für die Wiederherstellung der Muskel- und Bewegungsfunktionen und kann die Behinderungsrate signifikant senken. Studien belegen, dass die optimale Erholungsphase innerhalb der ersten sechs Monate nach einem Schlaganfall liegt, wobei eine frühzeitige Rehabilitation die neuroplastischen Effekte potenzieren kann. Verschiedene Interventionen, wie hochrepetitive robotergestützte Therapien, Selbstmanagement-Programme und aerobes Training, haben sich in der subakuten und chronischen Phase als wirksam erwiesen. In der akuten Phase im Krankenhaus ist die Frühmobilisierung von zentraler Bedeutung, welche das frühzeitige Aufsitzen, Stehen und Gehtraining umfasst.
Die Studie zeigt, dass aerobes Bewegungstraining in der akuten Phase signifikante Verbesserungen der Muskelkraft, Gehgeschwindigkeit und des Gleichgewichts bewirken können.
Eine vielversprechende Methode zur Unterstützung der Frühmobilisierung ist das halbliegend oder sitzend durchgeführte aerobe Training mit einem Bewegungstrainer. Die Therapiegeräte ermöglichen sowohl passive als auch aktive Bewegungen mit oder ohne Widerstand. Ihr Einsatz zeigt in der subakuten und chronischen Phase positive Effekte auf die Muskelkraft, funktionelle und motorische Erholung, Gehfähigkeit, Balance, Mobilität, kardiovaskuläre Fitness und kognitive Funktionen. Es fehlten jedoch bisher Studien, die die Auswirkungen dieser Intervention in der akuten Phase nach einem Schlaganfall untersuchen.
Die Interventionsgruppe erzielte bessere Ergebnisse bei der Gehgeschwindigkeit und dem Gleichgewicht als die Kontrollgruppe
Eine recht neue Studie aus dem Jahr 2021 zielte darauf ab, die Effekte des aeroben Fahrradtrainings auf die Muskelkraft der unteren Gliedmaßen, die Gehgeschwindigkeit, das Gleichgewicht, die Mobilität und die Funktionalität von Schlaganfallpatienten in der akuten Krankenhausphase zu überprüfen.
Methodik
Die randomisierte klinische Studie wurde vom Ethikkomitee der Irmandade Santa Casa de Misericórdia de Porto Alegre Hospital genehmigt und im brasilianischen ClinicalTrials Registry registriert. Die 20 Probanden wurden in eine Kontrollgruppe (CG) und eine Interventionsgruppe (IG) randomisiert. Die CG absolvierte zwei tägliche Sitzungen konventioneller Physiotherapie, während die IG eine tägliche Sitzung konventioneller Physiotherapie plus eine tägliche Sitzung mit dem Fahrradergometer durchführte. Beide Gruppen führten die Interventionen über fünf Tage durch. Die Randomisierung erfolgte im Verhältnis 1:1 mittels versiegelter und fortlaufend nummerierter Umschläge.
Einschlusskriterien waren Teilnehmer, die ihren ersten Schlaganfall erlitten hatten, älter als 40 Jahre waren, eine Hemiparese oder Hemiplegie durch einen ischämischen Infarkt im Mediastromgebiet aufwiesen und auf Instruktionen adäquat reagieren konnten. Ausschlusskriterien waren hämodynamische Instabilität, ein Glasgow-Wert ≤ 8, bilaterale oder Hirnstammläsionen, pathologische Veränderungen im Elektrokardiogramm, die die Durchführung des Protokolls ungültig machen könnten, klinische Anzeichen eines neuen Schlaganfalls sowie vorherige kognitive und muskuloskelettale Funktionsstörungen wie geringe Verständigungsfähigkeit oder Gelenkverletzungen, die die Mobilität beeinträchtigen könnten.
Die randomisierte klinische Studie wurde vom Ethikkomitee der Irmandade Santa Casa de Misericórdia de Porto Alegre Hospital genehmigt und im brasilianischen ClinicalTrials Registry registriert. Die 20 Probanden wurden in eine Kontrollgruppe (CG) und eine Interventionsgruppe (IG) randomisiert. Die CG absolvierte zwei tägliche Sitzungen konventioneller Physiotherapie, während die IG eine tägliche Sitzung konventioneller Physiotherapie plus eine tägliche Sitzung mit dem Fahrradergometer durchführte. Beide Gruppen führten die Interventionen über fünf Tage durch. Die Randomisierung erfolgte im Verhältnis 1:1 mittels versiegelter und fortlaufend nummerierter Umschläge.
Einschlusskriterien waren Teilnehmer, die ihren ersten Schlaganfall erlitten hatten, älter als 40 Jahre waren, eine Hemiparese oder Hemiplegie durch einen ischämischen Infarkt im Mediastromgebiet aufwiesen und auf Instruktionen adäquat reagieren konnten. Ausschlusskriterien waren hämodynamische Instabilität, ein Glasgow-Wert ≤ 8, bilaterale oder Hirnstammläsionen, pathologische Veränderungen im Elektrokardiogramm, die die Durchführung des Protokolls ungültig machen könnten, klinische Anzeichen eines neuen Schlaganfalls sowie vorherige kognitive und muskuloskelettale Funktionsstörungen wie geringe Verständigungsfähigkeit oder Gelenkverletzungen, die die Mobilität beeinträchtigen könnten.

Ergebnisse
In den Auswertungen fanden sich keine Berichte über Instabilität oder Unwohlsein während der Anwendung des Protokolls. In der Analyse der Muskelkraft der unteren Gliedmaßen, dem primären Endpunkt der Studie, gab es eine signifikante Verbesserung zwischen der Vor- und Nachuntersuchung in der IG. In der Intragruppenanalyse zeigte sich eine signifikante Verbesserung nur in der IG, in allen bewerteten Muskelgruppen, sowohl auf der paretischen als auch auf der nicht-paretischen Seite. Dies zeigte sich auch in der Effektgrößenanalyse.
Im 10-Meter-Gehtest (10MWT) und in der Berg Balance Scale (BBS) gab es nur in der IG eine Intragruppendifferenz, sowie eine Intergruppen-differenz mit besseren Ergebnissen für die IG. Bezüglich der ICU Mobility Scale und des Perme Score gab es eine Intragruppendifferenz in beiden bewerteten Gruppen mit einer Verbesserung. Auch in der Intergruppenanalyse zeigte sich, dass die IG bessere Ergebnisse im Vergleich zur CG erzielte.
In den Auswertungen fanden sich keine Berichte über Instabilität oder Unwohlsein während der Anwendung des Protokolls. In der Analyse der Muskelkraft der unteren Gliedmaßen, dem primären Endpunkt der Studie, gab es eine signifikante Verbesserung zwischen der Vor- und Nachuntersuchung in der IG. In der Intragruppenanalyse zeigte sich eine signifikante Verbesserung nur in der IG, in allen bewerteten Muskelgruppen, sowohl auf der paretischen als auch auf der nicht-paretischen Seite. Dies zeigte sich auch in der Effektgrößenanalyse.
Im 10-Meter-Gehtest (10MWT) und in der Berg Balance Scale (BBS) gab es nur in der IG eine Intragruppendifferenz, sowie eine Intergruppen-differenz mit besseren Ergebnissen für die IG. Bezüglich der ICU Mobility Scale und des Perme Score gab es eine Intragruppendifferenz in beiden bewerteten Gruppen mit einer Verbesserung. Auch in der Intergruppenanalyse zeigte sich, dass die IG bessere Ergebnisse im Vergleich zur CG erzielte.
Diskussion
Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten durch das Bewegungstraining eine durchschnittliche Gehgeschwindigkeit von 0,65 m/s erreichten, was eine signifikante klinische Verbesserung darstellt. Gesunde ältere Menschen haben eine Gehgeschwindigkeit von mindestens 0,8 m/s, und die frühe Rehabilitation mit dem Bewegungstrainer konnte Werte nahe an diesen und damit höher als erwartet bei Schlaganfallpatienten erreichen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten durch das Bewegungstraining eine durchschnittliche Gehgeschwindigkeit von 0,65 m/s erreichten, was eine signifikante klinische Verbesserung darstellt. Gesunde ältere Menschen haben eine Gehgeschwindigkeit von mindestens 0,8 m/s, und die frühe Rehabilitation mit dem Bewegungstrainer konnte Werte nahe an diesen und damit höher als erwartet bei Schlaganfallpatienten erreichen.
Das halbliegend oder sitzend durchgeführte aerobe Training mit einem Bewegungstrainer unterstützt die Frühmobilisierung effektiv.
Bezüglich des Gleichgewichts zeigten frühere Studien bislang heterogene Ergebnisse, wohingegen die Ergebnisse dieser Studie insbesondere in der Interventionsgruppe eine signifikante Verbesserung in der Berg Balance Scale zeigen. Dies deutet ebenfalls darauf hin, dass das Bewegungstraining in der akuten Rehabilitationsphase das Outcome im Vergleich zur konventionellen Physiotherapie verbessern kann.
Ausblick
Im Rahmen der Studie konnte, bedingt durch das Setting im Akutkrankenhaus, keine vollständige Verblindung gewährleistet werden. Außerdem umfasste die Studie nur Patienten mit ischämischem Schlaganfall, sodass die Ergebnisse nicht auf Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall übertragen werden können. Zudem ist mit einer kleinen Stichprobe gearbeitet worden. Zukünftige Forschung sollte sowohl ischämische als auch hämorrhagische Schlaganfallpatienten einschließen und als multizentrische Studie mit einer größeren Stichprobe durchgeführt werden, um die Aussagekraft zu erhöhen.
Im Rahmen der Studie konnte, bedingt durch das Setting im Akutkrankenhaus, keine vollständige Verblindung gewährleistet werden. Außerdem umfasste die Studie nur Patienten mit ischämischem Schlaganfall, sodass die Ergebnisse nicht auf Patienten mit hämorrhagischem Schlaganfall übertragen werden können. Zudem ist mit einer kleinen Stichprobe gearbeitet worden. Zukünftige Forschung sollte sowohl ischämische als auch hämorrhagische Schlaganfallpatienten einschließen und als multizentrische Studie mit einer größeren Stichprobe durchgeführt werden, um die Aussagekraft zu erhöhen.
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Wissenschaft

Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
Jakob Tiebel Studium in angewandter
Psychologie mit Schwerpunkt
Gesundheitswirtschaft. Klinische
Expertise durch frühere
therapeutische Tätigkeit in der
Neurorehabilitation. Forscht und
publiziert zum Theorie-Praxis-
Transfer in der Neurorehabilitation
und ist Inhaber von Native.
Health, einer Agentur für digitales
Gesundheitsmarketing.
References:
- da Rosa Pinheiro DR, Cabeleira MEP, da Campo LA, Corrêa PS, Blauth AHEG, Cechetti F. Effects of aerobic cycling training on mobility and functionality of acute stroke subjects: A randomized clinical trial. NeuroRehabilitation. 2021;48(1):39-47. doi: 10.3233/NRE-201585. PMID: 33386826.