
THERAPY Magazin
Das PROWALKS Protokoll
Das PROWALKS-Protokoll kombiniert intensives Gehtraining mit verhaltensbasierter Schrittaktivität und identifiziert drei klinische Patientengruppen. Erfahre, wie gezielte Interventionen die Gehfähigkeit und Alltagsaktivität von Schlaganfallpatienten nachhaltig verbessern können.

Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
PROWALKS: Protokoll zur Förderung der optimalen Wiederherstellung der Gehaktivität nach Schlaganfall – Entwicklung klinischer Profile und gezielter Interventionen zur Optimierung des täglichen Gehens bei Schlaganfallpatienten.
Die PROWALKS-Studie liefert bedeutsame Erkenntnisse zur Optimierung der Rehabilitation bei Schlaganfallpatienten. Durch die Kombination von hochintensivem Gehtraining und verhaltensbasierten Ansätzen zur Schrittaktivitätsüberwachung konnte die tägliche Schrittanzahl signifikant gesteigert werden. Mithilfe moderner statistischer Modelle identifizierten die Forscher drei klinische Patientengruppen mit spezifischen Merkmalen und Reaktionen auf die Interventionen. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, personalisierte Rehabilitationsprogramme zu entwickeln, die sowohl die Gehkapazität als auch die Alltagsaktivität effektiv fördern. Ein entscheidender Schritt hin zu einer patientenzentrierten und nachhaltig wirksamen Schlaganfallrehabilitation.
Hintergrund
Menschen mit chronischem Schlaganfall erreichen im Durchschnitt lediglich 4.000 Schritte pro Tag und erfüllen selten die empfohlenen Richtlinien für körperliche Aktivität (Moore et al. 2010). Diese geringe Aktivität erhöht das Risiko für erneute Schlaganfälle und schwerwiegendere Behinderungen. Studien zeigen, dass verhaltensbasierte Interventionen zur Überwachung der Schrittaktivität, kombiniert mit hochintensivem Gehtraining, die tägliche Schrittanzahl signifikant steigern können (Bravata et al. 2007). Die PROWALKS-Studie untersuchte diese Ansätze mit dem Ziel, die Gehaktivität durch personalisierte Rehabilitationsmaßnahmen zu optimieren.
Menschen mit chronischem Schlaganfall erreichen im Durchschnitt lediglich 4.000 Schritte pro Tag und erfüllen selten die empfohlenen Richtlinien für körperliche Aktivität (Moore et al. 2010). Diese geringe Aktivität erhöht das Risiko für erneute Schlaganfälle und schwerwiegendere Behinderungen. Studien zeigen, dass verhaltensbasierte Interventionen zur Überwachung der Schrittaktivität, kombiniert mit hochintensivem Gehtraining, die tägliche Schrittanzahl signifikant steigern können (Bravata et al. 2007). Die PROWALKS-Studie untersuchte diese Ansätze mit dem Ziel, die Gehaktivität durch personalisierte Rehabilitationsmaßnahmen zu optimieren.
Verhaltensbasierte Schrittaktivitätsüberwachung erwies sich als besonders wirksam, um die tägliche Schrittanzahl zu steigern.
Die Kombination aus intensivem physischem Training und verhaltenstherapeutischen Ansätzen ist keine Option mehr – sie ist eine Notwendigkeit
Identifikation klinischer Profile
Eine sekundäre Analyse der PROWALKS-Studie wurde Ende 2024 veröffentlicht und bietet neue Einblicke in die Personalisierung von Rehabilitationsmaßnahmen zur Steigerung der Gehfähigkeit im Alltag von chronischen Schlaganfallpatienten. Die Analysen wurden von einem multidisziplinären Team aus Forschern und Klinikern durchgeführt, darunter Experten für Neurologie, Physiotherapie und Statistik. Federführend war ein Konsortium der University of Delaware in den USA.
Konkret untersuchten die Forscher anhand der vorhandenen Datensätze, wie sich Schlaganfallpatienten mit unterschiedlichen klinischen Profilen auf Maßnahmen zur Verbesserung der Gehkapazität und Alltagsperformanz ansprechen. Dabei wurden acht klinische Variablen berücksichtigt, darunter Gehkapazität, Balance, kognitive Fähigkeiten und sozioökonomische Bedingungen. Die Teilnehmer hatten nicht-zerebelläre Schlaganfälle, die mindestens 6 Monate vor der Aufnahme in die Studie aufgetreten waren. Sie waren zwischen 21 und 85 Jahre alt, hatten Gehgeschwindigkeiten von 0,3–1,0 m/s und legten weniger als 8.000 Schritte pro Tag zurück.
Mithilfe von Latent-Variable-Mixtur-Modellen (LVMM), einer statistischen Technik zur Identifikation versteckter Subgruppen in heterogenen Datensätzen, wurden homogene Patientengruppen („Klassen“) identifiziert. LVMM ermöglichen es, Muster in Daten aufzudecken, die mit herkömmlichen statistischen Auswertungsmethoden nicht sichtbar wären. LVMM nutzten die Beziehung zwischen beobachtbaren Variablen (z. B. Gehkapazität) und zugrunde liegenden latenten Variablen (z. B. kognitive Fähigkeiten und sozioökonomische Bedingungen), um verborgene Gruppen mit ähnlichen Merkmalen zu bilden.Das LVMM-Modell ergab drei klar definierte Patientengruppen mit spezifischen Ausgangsmerkmalen und unterschiedlichen Reaktionen auf die Interventionen:
Klasse 1: Niedrigste Gehkapazität, geringes Selbstvertrauen in Balance, schwächste Kogni-
tion und höchste sozioökonomische Benachteiligung.
Klasse 2: Mittlere Gehkapazität, moderate Kog-
nition und Balance sowie mittelmäßige sozioökonomische Bedingungen.
Klasse 3: Beste Gehkapazität, höchste Balance-Selbstsicherheit, starke kognitive Leistung und geringste Benachteiligung.
Eine sekundäre Analyse der PROWALKS-Studie wurde Ende 2024 veröffentlicht und bietet neue Einblicke in die Personalisierung von Rehabilitationsmaßnahmen zur Steigerung der Gehfähigkeit im Alltag von chronischen Schlaganfallpatienten. Die Analysen wurden von einem multidisziplinären Team aus Forschern und Klinikern durchgeführt, darunter Experten für Neurologie, Physiotherapie und Statistik. Federführend war ein Konsortium der University of Delaware in den USA.
Konkret untersuchten die Forscher anhand der vorhandenen Datensätze, wie sich Schlaganfallpatienten mit unterschiedlichen klinischen Profilen auf Maßnahmen zur Verbesserung der Gehkapazität und Alltagsperformanz ansprechen. Dabei wurden acht klinische Variablen berücksichtigt, darunter Gehkapazität, Balance, kognitive Fähigkeiten und sozioökonomische Bedingungen. Die Teilnehmer hatten nicht-zerebelläre Schlaganfälle, die mindestens 6 Monate vor der Aufnahme in die Studie aufgetreten waren. Sie waren zwischen 21 und 85 Jahre alt, hatten Gehgeschwindigkeiten von 0,3–1,0 m/s und legten weniger als 8.000 Schritte pro Tag zurück.
Mithilfe von Latent-Variable-Mixtur-Modellen (LVMM), einer statistischen Technik zur Identifikation versteckter Subgruppen in heterogenen Datensätzen, wurden homogene Patientengruppen („Klassen“) identifiziert. LVMM ermöglichen es, Muster in Daten aufzudecken, die mit herkömmlichen statistischen Auswertungsmethoden nicht sichtbar wären. LVMM nutzten die Beziehung zwischen beobachtbaren Variablen (z. B. Gehkapazität) und zugrunde liegenden latenten Variablen (z. B. kognitive Fähigkeiten und sozioökonomische Bedingungen), um verborgene Gruppen mit ähnlichen Merkmalen zu bilden.Das LVMM-Modell ergab drei klar definierte Patientengruppen mit spezifischen Ausgangsmerkmalen und unterschiedlichen Reaktionen auf die Interventionen:
Klasse 1: Niedrigste Gehkapazität, geringes Selbstvertrauen in Balance, schwächste Kogni-
tion und höchste sozioökonomische Benachteiligung.
Klasse 2: Mittlere Gehkapazität, moderate Kog-
nition und Balance sowie mittelmäßige sozioökonomische Bedingungen.
Klasse 3: Beste Gehkapazität, höchste Balance-Selbstsicherheit, starke kognitive Leistung und geringste Benachteiligung.
Reines Laufbandtraining (FAST) verbessert zwar die Gehkapazität, führt aber selten zu einer signifikanten Steigerung der Alltagsaktivität.

Die drei Interventionsansätze der PROWALKS-Studie
In der PROWALKS-Studie wurden drei unterschiedliche Interventionsansätze untersucht, um die Gehaktivität bei Schlaganfallpatienten zu fördern und ihre täglichen Schrittzahlen zu erhöhen:
1. Hochintensives Laufbandtraining (FAST)
Das hochintensive Laufbandtraining (FAST, “Fast Treadmill Training”) konzentriert sich auf die Verbesserung der Gehgeschwindigkeit und der kardiorespiratorischen Fitness. Es beinhaltete:
Hohe Intensität: Die Teilnehmer trainierten auf einem Laufband mit einer Geschwindigkeit nahe ihrer maximalen Gehgeschwindigkeit.
Progressive Belastung: Die Trainingsintensität wurde schrittweise erhöht, um die Gehkapazität zu maximieren.
Zielsetzung: Das Ziel war es, die Gehgeschwindigkeit und -ausdauer zu steigern, um die Mobilität und Effizienz beim Gehen im Alltag zu verbessern.
In der PROWALKS-Studie wurden drei unterschiedliche Interventionsansätze untersucht, um die Gehaktivität bei Schlaganfallpatienten zu fördern und ihre täglichen Schrittzahlen zu erhöhen:
1. Hochintensives Laufbandtraining (FAST)
Das hochintensive Laufbandtraining (FAST, “Fast Treadmill Training”) konzentriert sich auf die Verbesserung der Gehgeschwindigkeit und der kardiorespiratorischen Fitness. Es beinhaltete:
Hohe Intensität: Die Teilnehmer trainierten auf einem Laufband mit einer Geschwindigkeit nahe ihrer maximalen Gehgeschwindigkeit.
Progressive Belastung: Die Trainingsintensität wurde schrittweise erhöht, um die Gehkapazität zu maximieren.
Zielsetzung: Das Ziel war es, die Gehgeschwindigkeit und -ausdauer zu steigern, um die Mobilität und Effizienz beim Gehen im Alltag zu verbessern.
2. Schrittaktivitäts-Verhaltensintervention (SAM)
Die Verhaltensintervention zur Steigerung der Schrittaktivität (SAM, “Step Activity Monitoring”) zielte darauf ab, die Teilnehmer zu motivieren, ihre tägliche Schrittzahl zu erhöhen. Die Ansätze umfassen:
Verhaltensbasierte Zielsetzung: Die Teilnehmer setzen sich Schrittziele, die auf ihrer aktuellen Gehaktivität basieren.
Feedback und Selbstüberwachung: Mithilfe von Schrittzählern oder Aktivitätstrackern erhielten die Teilnehmer Rückmeldungen zu ihrer täglichen Aktivität.
Motivationsstrategien: Coaching und Unterstützung förderten die Einbindung der Patienten und helfen ihnen, ihre Ziele zu erreichen.
3. Kombinierte Intervention (FAST+SAM)
Die kombinierte Intervention (FAST+SAM) kom-
binierte die Vorteile von hochintensivem Laufbandtraining und der Verhaltensintervention zur Steigerung der Schrittaktivität. Dieser Ansatz bot:
Physisches Training: Das Laufbandtraining (FAST) diente der Verbesserung der physischen Gehkapazität.
Motivationsunterstützung: Die Verhaltenskomponente (SAM) ermutigt die Teilnehmer, die im Training gewonnenen Fähigkeiten in ihrem Alltag anzuwenden.
Synergieeffekte: Die Kombination zielte darauf ab, die Gehfähigkeit, Ausdauer und Alltagsaktivität gleichzeitig zu verbessern.
Ergebnisse der Interventionen im Detail
Die Wirksamkeit der drei getesteten Interven-
tionsansätze variierte signifikant zwischen den
identifizierten Klassen von Schlaganfallpatien-
ten. Die Ergebnisse zeigen, dass jede Klasse spezifisch auf unterschiedliche Ansätze reagiert hat, was die Bedeutung einer individualisierten Rehabilitation unterstreicht.
Klasse 1: Patienten mit niedrigster Gehkapazität und hohem Unterstützungsbedarf
Diese Gruppe umfasste Patienten mit der geringsten Gehfähigkeit, dem niedrigsten Selbstvertrauen in ihre Balance und einer stark eingeschränkten Kognition. Zusätzlich waren sie von sozioökonomischer Benachteiligung stärker betroffen als andere Klassen.
SAM (verhaltensbasierte Schrittaktivitätsüberwachung): Teilnehmer in dieser Gruppe
verzeichneten mit einem Anstieg von durchschnittlich 1.624 zusätzlichen Schritten pro
Tag die besten Ergebnisse. Die einfache Überwachung und Motivation zur Erhöhung der Schrittanzahl scheint für diese Gruppe besonders wirksam zu sein, da sie die Alltagsaktivität direkt anspricht.
FAST+SAM (kombinierte Intervention): Die Kombination aus Gehtraining und verhaltensbasierter Überwachung führte ebenfalls zu einer erheblichen Verbesserung, mit 1.150 zusätzlichen Schritten pro Tag. Dieser Ansatz ist besonders effektiv, da er sowohl die Gehfähigkeit als auch die Aktivität fördert.
FAST (intensives Laufbandtraining): Die rein gehfähigkeitsfokussierte Intervention war für diese Gruppe am wenigsten hilfreich, mit einem geringen Anstieg von 314 Schritten pro Tag. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass diese Patienten durch ein reines Gehtraining kaum motiviert werden, ihre Aktivität zu steigern.
Die Verhaltensintervention zur Steigerung der Schrittaktivität (SAM, “Step Activity Monitoring”) zielte darauf ab, die Teilnehmer zu motivieren, ihre tägliche Schrittzahl zu erhöhen. Die Ansätze umfassen:
Verhaltensbasierte Zielsetzung: Die Teilnehmer setzen sich Schrittziele, die auf ihrer aktuellen Gehaktivität basieren.
Feedback und Selbstüberwachung: Mithilfe von Schrittzählern oder Aktivitätstrackern erhielten die Teilnehmer Rückmeldungen zu ihrer täglichen Aktivität.
Motivationsstrategien: Coaching und Unterstützung förderten die Einbindung der Patienten und helfen ihnen, ihre Ziele zu erreichen.
3. Kombinierte Intervention (FAST+SAM)
Die kombinierte Intervention (FAST+SAM) kom-
binierte die Vorteile von hochintensivem Laufbandtraining und der Verhaltensintervention zur Steigerung der Schrittaktivität. Dieser Ansatz bot:
Physisches Training: Das Laufbandtraining (FAST) diente der Verbesserung der physischen Gehkapazität.
Motivationsunterstützung: Die Verhaltenskomponente (SAM) ermutigt die Teilnehmer, die im Training gewonnenen Fähigkeiten in ihrem Alltag anzuwenden.
Synergieeffekte: Die Kombination zielte darauf ab, die Gehfähigkeit, Ausdauer und Alltagsaktivität gleichzeitig zu verbessern.
Ergebnisse der Interventionen im Detail
Die Wirksamkeit der drei getesteten Interven-
tionsansätze variierte signifikant zwischen den
identifizierten Klassen von Schlaganfallpatien-
ten. Die Ergebnisse zeigen, dass jede Klasse spezifisch auf unterschiedliche Ansätze reagiert hat, was die Bedeutung einer individualisierten Rehabilitation unterstreicht.
Klasse 1: Patienten mit niedrigster Gehkapazität und hohem Unterstützungsbedarf
Diese Gruppe umfasste Patienten mit der geringsten Gehfähigkeit, dem niedrigsten Selbstvertrauen in ihre Balance und einer stark eingeschränkten Kognition. Zusätzlich waren sie von sozioökonomischer Benachteiligung stärker betroffen als andere Klassen.
SAM (verhaltensbasierte Schrittaktivitätsüberwachung): Teilnehmer in dieser Gruppe
verzeichneten mit einem Anstieg von durchschnittlich 1.624 zusätzlichen Schritten pro
Tag die besten Ergebnisse. Die einfache Überwachung und Motivation zur Erhöhung der Schrittanzahl scheint für diese Gruppe besonders wirksam zu sein, da sie die Alltagsaktivität direkt anspricht.
FAST+SAM (kombinierte Intervention): Die Kombination aus Gehtraining und verhaltensbasierter Überwachung führte ebenfalls zu einer erheblichen Verbesserung, mit 1.150 zusätzlichen Schritten pro Tag. Dieser Ansatz ist besonders effektiv, da er sowohl die Gehfähigkeit als auch die Aktivität fördert.
FAST (intensives Laufbandtraining): Die rein gehfähigkeitsfokussierte Intervention war für diese Gruppe am wenigsten hilfreich, mit einem geringen Anstieg von 314 Schritten pro Tag. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass diese Patienten durch ein reines Gehtraining kaum motiviert werden, ihre Aktivität zu steigern.
Empfehlung: Für Patienten in Klasse 1 sind SAM oder FAST+SAM die effektivsten Ansätze. Während SAM die größte Steigerung der Schrittaktivität erreicht, verbessert FAST+SAM zusätzlich die Gehfähigkeit und ist damit eine wertvolle Option für langfristige Fortschritte.
Klasse 2: Patienten mit mittlerer Gehfähigkeit und moderaten Unterstützungsbedarfen
Diese Gruppe zeichnete sich durch eine mittlere Gehkapazität, durchschnittliche Kognition und Balance sowie moderate sozioökonomische Bedingungen aus.
SAM (verhaltensbasierte Schrittaktivitätsüberwachung): Die Teilnehmer in dieser Gruppe erzielten mit SAM die höchsten Fortschritte, mit einer Steigerung der täglichen Schrittanzahl um 2.002 Schritte pro Tag. Diese beeindruckenden Ergebnisse unterstreichen, dass eine fokussierte Verhaltensintervention ausreicht, um diese Gruppe zu motivieren und ihre Aktivität signifikant zu steigern.
FAST+SAM (kombinierte Intervention): Obwohl FAST+SAM ebenfalls positive Ergebnisse erzielte, war der Anstieg mit 867 zusätzlichen Schritten pro Tag deutlich geringer als bei SAM allein. Die kombinierte Intervention könnte für diese Gruppe weniger effektiv sein, da sie keinen signifikanten Mehrwert über SAM hinaus bietet.
FAST (intensives Laufbandtraining): In dieser Gruppe führte FAST sogar zu einem Rückgang der Schrittaktivität um durchschnittlich 219 Schritte pro Tag. Dies zeigt, dass intensives Gehtraining ohne verhaltensorientierte Unterstützung nicht nur ineffektiv ist, sondern möglicherweise auch demotivierende Effekte haben kann.
Diese Gruppe zeichnete sich durch eine mittlere Gehkapazität, durchschnittliche Kognition und Balance sowie moderate sozioökonomische Bedingungen aus.
SAM (verhaltensbasierte Schrittaktivitätsüberwachung): Die Teilnehmer in dieser Gruppe erzielten mit SAM die höchsten Fortschritte, mit einer Steigerung der täglichen Schrittanzahl um 2.002 Schritte pro Tag. Diese beeindruckenden Ergebnisse unterstreichen, dass eine fokussierte Verhaltensintervention ausreicht, um diese Gruppe zu motivieren und ihre Aktivität signifikant zu steigern.
FAST+SAM (kombinierte Intervention): Obwohl FAST+SAM ebenfalls positive Ergebnisse erzielte, war der Anstieg mit 867 zusätzlichen Schritten pro Tag deutlich geringer als bei SAM allein. Die kombinierte Intervention könnte für diese Gruppe weniger effektiv sein, da sie keinen signifikanten Mehrwert über SAM hinaus bietet.
FAST (intensives Laufbandtraining): In dieser Gruppe führte FAST sogar zu einem Rückgang der Schrittaktivität um durchschnittlich 219 Schritte pro Tag. Dies zeigt, dass intensives Gehtraining ohne verhaltensorientierte Unterstützung nicht nur ineffektiv ist, sondern möglicherweise auch demotivierende Effekte haben kann.
Empfehlung: Für Klasse 2 ist eine rein verhaltensbasierte Intervention (SAM) die beste Option. Sie fördert die tägliche Aktivität am effektivsten und ist für diese Gruppe besonders motivierend.
Klasse 3: Patienten mit bester Gehfähigkeit und geringerem Unterstützungsbedarf
Patienten in Klasse 3 hatten die höchste Gehkapazität, das größte Selbstvertrauen in ihre Balance und die stärkste kognitive Leistung. Auch die sozioökonomischen Bedingungen dieser Gruppe waren insgesamt günstiger.
FAST+SAM (kombinierte Intervention):
Diese Gruppe profitierte am meisten von der kombinierten Intervention, mit einem Anstieg der täglichen Schrittanzahl um 1.532 Schritte pro Tag. Die Kombination aus Laufbandtraining und Aktivitätsüberwachung ist für diese Patienten besonders effektiv, da sie sowohl die physische als auch die motivationale Komponente anspricht.
SAM (verhaltensbasierte Schrittaktivitäts-überwachung): SAM führte ebenfalls zu einer Steigerung der Schrittanzahl, allerdings fiel der Zuwachs mit 661 zusätzlichen Schritten pro Tag deutlich geringer aus als bei FAST+SAM. Für diese Gruppe reicht eine rein verhaltensbasierte Intervention nicht aus, um das volle Potenzial auszuschöpfen.
FAST (intensives Laufbandtraining): FAST allein führte zu einem moderaten Anstieg von 390 Schritten pro Tag. Obwohl die Intervention in dieser Gruppe nicht ganz ineffektiv war, ist sie der kombinierten Intervention deutlich unterlegen.
Patienten in Klasse 3 hatten die höchste Gehkapazität, das größte Selbstvertrauen in ihre Balance und die stärkste kognitive Leistung. Auch die sozioökonomischen Bedingungen dieser Gruppe waren insgesamt günstiger.
FAST+SAM (kombinierte Intervention):
Diese Gruppe profitierte am meisten von der kombinierten Intervention, mit einem Anstieg der täglichen Schrittanzahl um 1.532 Schritte pro Tag. Die Kombination aus Laufbandtraining und Aktivitätsüberwachung ist für diese Patienten besonders effektiv, da sie sowohl die physische als auch die motivationale Komponente anspricht.
SAM (verhaltensbasierte Schrittaktivitäts-überwachung): SAM führte ebenfalls zu einer Steigerung der Schrittanzahl, allerdings fiel der Zuwachs mit 661 zusätzlichen Schritten pro Tag deutlich geringer aus als bei FAST+SAM. Für diese Gruppe reicht eine rein verhaltensbasierte Intervention nicht aus, um das volle Potenzial auszuschöpfen.
FAST (intensives Laufbandtraining): FAST allein führte zu einem moderaten Anstieg von 390 Schritten pro Tag. Obwohl die Intervention in dieser Gruppe nicht ganz ineffektiv war, ist sie der kombinierten Intervention deutlich unterlegen.
Empfehlung: Für Klasse 3 ist die Kombination FAST+SAM die effektivste Methode. Diese Intervention deckt die Bedürfnisse dieser Gruppe optimal ab, indem sie die bereits vorhandene Gehfähigkeit weiter ausbaut und gleichzeitig die tägliche Aktivität signifikant steigert.
Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit einer gezielten Auswahl von Rehabilitationsmaßnahmen, basierend auf den individuellen Eigenschaften der Patienten. Die Wirksamkeit der Interventionen variierte teils zwischen den Klassen, wobei klassenübergreifend die hohe Bedeutung verhaltensbasierter Schrittaktivitätsüberwachung zur Steigerung der Motivation und Verhaltensänderungsbereitschaft deutlich wird.
Bedeutung der personalisierten Rehabilitation
Die PROWALKS-Studie liefert wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Die Nutzung klinischer Profile zur Individualisierung der Interventionen hat das Potenzial, die geringe körperliche Aktivität und deren negative Folgen bei Menschen mit chronischem Schlaganfall nachhaltig zu reduzieren
Die PROWALKS-Studie liefert wertvolle Erkenntnisse für die Optimierung der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Die Nutzung klinischer Profile zur Individualisierung der Interventionen hat das Potenzial, die geringe körperliche Aktivität und deren negative Folgen bei Menschen mit chronischem Schlaganfall nachhaltig zu reduzieren
Patienten mit unterschiedlichen klinischen Profilen sprechen unterschiedlich auf Rehabilitationsansätze an.
Kommentar:
Der nächste Paradigmenwechsel in der Gangrehabilitation ist fällig Die Ergebnisse der PROWALKS-Studie liefern einen klaren Beleg dafür, dass die Schlaganfallrehabilitation noch weit davon entfernt ist, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Wie bereits in der Übersichtsarbeit “Walk the Talk: Current Evidence for Walking Recovery After Stroke” diskutiert (https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.122.03895), reicht ein rein trainingsbasierter Ansatz zur Verbesserung der Gehkapazität nicht aus, um die Alltagsleistung und Lebensqualität der Patienten nachhaltig zu steigern.
Die PROWALKS-Studie verdeutlicht eindrucksvoll, dass Verbesserungen in der Gehkapazität, etwa durch intensives Laufbandtraining, nicht zwangsläufig in eine erhöhte Aktivität im Alltag münden. Dies zeigt, dass es nicht genügt, Patienten lediglich physisch fitter zu machen. Ohne eine gezielte verhaltenspsychologische Intervention, die darauf abzielt, die Motivation und Fähigkeit zur Alltagsintegration zu fördern, bleibt die Performanz, also die tatsächliche Anwendung der im Training erworbenen Fähigkeiten, hinter den Erwartungen zurück.
Vorsorglich sei angemerkt, dass damit ein hochrepetitiver Übungsansatz, wie er in der neurologischen Rehabilitation zur Wiederherstellung und Verbesserung der Gehfähigkeit nachweislich wirksam und mit bester Evidenz belegt ist, keineswegs infrage gestellt werden soll. Im Gegenteil: Aktuelle Forschungen aus diesem Bereich legen sogar nahe, dass wir möglicherweise immer noch zu wenig intensiv und progressiv in der Trainingssteuerung und Progression vorgehen. Es bleibt unumstritten, dass ein intensives, wiederholungsbasiertes Training weiterhin die Grundlage der Gangrehabilitation bildet.
Doch das eine zu tun, darf nicht bedeuten, das andere zu lassen. Die Herausforderung liegt darin, das intensive Training mit wirksamen Ansätzen zur Förderung des Alltagsübertrags zu kombinieren. Denn wir werden um den kritischen Punkt des Transfers der Trainingsfortschritte in die Alltagsrealität der Patienten nicht herumkommen.
Die neuen Ergebnisse legen einen kritischen Handlungsbedarf offen: Rehabilitationsprogramme müssen intensiv überdacht und neu strukturiert werden. Die Kombination aus intensivem physischem Training und verhaltenstherapeutischen Ansätzen ist keine Option mehr – sie ist eine Notwendigkeit. Nur durch diese Integration kann die Diskrepanz zwischen Kapazität und Performanz überwunden werden. Es ist Zeit, den Transfer von Trainingsfortschritten in die Lebensrealität der Patienten systematisch und evidenzbasiert zu adressieren.
Zukünftige Rehabilitation muss sich daher stärker an der Partizipationsebene orientieren, bei der die Alltagsaktivität und Lebensqualität im Mittelpunkt stehen. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, neue Interventionsmethoden zu entwickeln, sondern auch darin, das Paradigma der Rehabilitation grundlegend zu ändern: Weg von einer reinen Kapazitätsorientierung hin zu einer ganzheitlichen, patientenzentrierten Perspektive. Nur so können wir sicherstellen, dass die erzielten Fortschritte nicht im Klinikalltag verpuffen, sondern tatsächlich nachhaltige Veränderungen im Leben der Betroffenen bewirken.
Der nächste Paradigmenwechsel in der Gangrehabilitation ist fällig Die Ergebnisse der PROWALKS-Studie liefern einen klaren Beleg dafür, dass die Schlaganfallrehabilitation noch weit davon entfernt ist, ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Wie bereits in der Übersichtsarbeit “Walk the Talk: Current Evidence for Walking Recovery After Stroke” diskutiert (https://doi.org/10.1161/STROKEAHA.122.03895), reicht ein rein trainingsbasierter Ansatz zur Verbesserung der Gehkapazität nicht aus, um die Alltagsleistung und Lebensqualität der Patienten nachhaltig zu steigern.
Die PROWALKS-Studie verdeutlicht eindrucksvoll, dass Verbesserungen in der Gehkapazität, etwa durch intensives Laufbandtraining, nicht zwangsläufig in eine erhöhte Aktivität im Alltag münden. Dies zeigt, dass es nicht genügt, Patienten lediglich physisch fitter zu machen. Ohne eine gezielte verhaltenspsychologische Intervention, die darauf abzielt, die Motivation und Fähigkeit zur Alltagsintegration zu fördern, bleibt die Performanz, also die tatsächliche Anwendung der im Training erworbenen Fähigkeiten, hinter den Erwartungen zurück.
Vorsorglich sei angemerkt, dass damit ein hochrepetitiver Übungsansatz, wie er in der neurologischen Rehabilitation zur Wiederherstellung und Verbesserung der Gehfähigkeit nachweislich wirksam und mit bester Evidenz belegt ist, keineswegs infrage gestellt werden soll. Im Gegenteil: Aktuelle Forschungen aus diesem Bereich legen sogar nahe, dass wir möglicherweise immer noch zu wenig intensiv und progressiv in der Trainingssteuerung und Progression vorgehen. Es bleibt unumstritten, dass ein intensives, wiederholungsbasiertes Training weiterhin die Grundlage der Gangrehabilitation bildet.
Doch das eine zu tun, darf nicht bedeuten, das andere zu lassen. Die Herausforderung liegt darin, das intensive Training mit wirksamen Ansätzen zur Förderung des Alltagsübertrags zu kombinieren. Denn wir werden um den kritischen Punkt des Transfers der Trainingsfortschritte in die Alltagsrealität der Patienten nicht herumkommen.
Die neuen Ergebnisse legen einen kritischen Handlungsbedarf offen: Rehabilitationsprogramme müssen intensiv überdacht und neu strukturiert werden. Die Kombination aus intensivem physischem Training und verhaltenstherapeutischen Ansätzen ist keine Option mehr – sie ist eine Notwendigkeit. Nur durch diese Integration kann die Diskrepanz zwischen Kapazität und Performanz überwunden werden. Es ist Zeit, den Transfer von Trainingsfortschritten in die Lebensrealität der Patienten systematisch und evidenzbasiert zu adressieren.
Zukünftige Rehabilitation muss sich daher stärker an der Partizipationsebene orientieren, bei der die Alltagsaktivität und Lebensqualität im Mittelpunkt stehen. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, neue Interventionsmethoden zu entwickeln, sondern auch darin, das Paradigma der Rehabilitation grundlegend zu ändern: Weg von einer reinen Kapazitätsorientierung hin zu einer ganzheitlichen, patientenzentrierten Perspektive. Nur so können wir sicherstellen, dass die erzielten Fortschritte nicht im Klinikalltag verpuffen, sondern tatsächlich nachhaltige Veränderungen im Leben der Betroffenen bewirken.
Ambulante Rehabilitation
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THERAPY 2025-I
THERAPY Magazin
Wissenschaft

Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
Jakob Tiebel Studium in angewandter
Psychologie mit Schwerpunkt
Gesundheitswirtschaft. Klinische
Expertise durch frühere
therapeutische Tätigkeit in der
Neurorehabilitation. Forscht und
publiziert zum Theorie-Praxis-
Transfer in der Neurorehabilitation
und ist Inhaber von Native.
Health, einer Agentur für digitales
Gesundheitsmarketing.
References:
- McCartney KM, Pohlig RT, Miller A, Thompson ED, Reisman D. Matching Clinical Profiles with Interventions to Optimize Daily Stepping in People with Stroke. medRxiv [Preprint]. 2024 Nov 15:2024.11.14.24317334. doi: 10.1101/2024.11.14.24317334. PMID: 39606374; PMCID: PMC11601677.
- Bravata DM, Smith-Spangler C, Sundaram V, Gienger AL, Lin N, Lewis R, et al. Using pedometers to increase physical activity and improve health: a systematic review. JAMA. 2007;298(19):2296–2304. doi: 10.1001/jama.298.19.2296.
- Moore JL, Roth EJ, Killian C, Hornby TG. Locomotor training improves daily stepping activity and gait efficiency in individuals Poststroke who have reached a “plateau” in recovery. Stroke. 2010;41(1):129–135. doi: 10.1161/STROKEAHA.109.563247
- Thompson ED, Pohlig RT, McCartney KM, Hornby TG, Kasner SE, Raser-Schramm J, Miller AE, Henderson CE, Wright H, Wright T, Reisman DS. Increasing Activity After Stroke: A Randomized Controlled Trial of High-Intensity Walking and Step Activity Intervention. Stroke. 2024 Jan;55(1):5-13. doi: 10.1161/STROKEAHA.123.044596. Epub 2023 Dec 22. PMID: 38134254; PMCID: PMC10752299.
- Wright H, Wright T, Pohlig RT, Kasner SE, Raser-Schramm J, Reisman D. Protocol for promoting recovery optimization of walking activity in stroke (PROWALKS): a randomized controlled trial. BMC Neurol. 2018 Apr 12;18(1):39. doi: 10.1186/s12883-018-1044-1. PMID: 29649992; PMCID: PMC5898044.