
Hybride Gangtrainer vereinen die Vorteile stationärer Gangroboter mit der Möglichkeit, das Gehen unter alltagsrelevanten Bedingungen zu trainieren. Erfahren Sie, wie diese Systeme die Rehabilitation nach einem Schlaganfall effektiv unterstützen und die Lücke zwischen Therapie und Alltag schließen.

Seit Einführung der robotassistiven Therapie vor etwa zehn Jahren kommen in der Frühphase der Rehabilitation vermehrt elektromechanische Gangtrainer zum Einsatz. Sie haben die Lokomotionstherapie ein Stück weit revolutioniert [4]. Vorreiter war das Laufband mit partieller Gewichtsentlastung. Es ist modernen Gangtrainern nicht direkt unterlegen [5,6], bei einem Training schwerer betroffener Patienten bedarf es jedoch häufig bis zu zwei Therapeuten, die unter hohem körperlichen Einsatz die Füße des Patienten setzen, um die notwendige Anzahl wiederholter Gangzyklen zu reproduzieren [7,8].
Bei den robotassistiven Systemen ist das hingegen nicht erforderlich. Therapeuten werden deutlich entlastet, dadurch, dass der Gangzyklus teilautomatisiert wird [3,7,8]. Endeffektor-Systeme versprechen dabei im Vergleich zu Exoskeletten nach aktueller Evidenzlage die größten Behandlungserfolge [9]. Profitieren tut von diesen Behandlungsmethoden vor allem der noch nicht gehfähige Patient, bei dem das Wiedererlernen der für das Gehen erforderlichen Bewegungsabläufe vor allem durch das vielfache Wiederholen begünstigt wird [10].
Am Ende einer Rehabilitationsmaßnahme sollte ein Patient aber nicht nur in der Therapie mit Unterstützung eines elektromechanischen Gangtrainers in der Lage sein zu gehen [11]. Er muss sich auch zu Hause und in ungewohnter Umgebung ohne die Unterstützung eines Therapeuten sicher fortbewegen können [12]. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass das Gehen unter alltagsrelevanten Bedingungen geübt wird [3]. Spezifische Parameter wie Ausdauer und Gehgeschwindigkeit können auch in dieser Phase gut auf einem Laufband trainiert werden [13], ersetzen ein funktionsorientiertes Gangtraining auf dem Boden jedoch nicht. Grund dafür ist, dass die Systeme eine Implementierung der Prinzipien des motorischen Lernens nur bedingt ermöglichen, da hier vor allem die Wiederholung der Bewegung, nicht aber die Bewegungsaufgabe im Vordergrund steht [14]. „Gehen wird durch Gehen geübt“ [15]. Und dass dazu auch das Gehen im freien Raum, auf unebenem Untergrund und das Überwinden von Hindernissen gehört, darf trotz aller Vorteile, die sich durch ein stationäres Lokomotionstraining mit Endeffektor, Laufband und Co. ergeben, nicht vergessen werden. Tempovariationen, Richtungswechsel, das Tragen von Gegenständen (Einkaufstasche, Glas, Flasche, Tablett etc.) und das Gehen unter Störungseinflüssen (Menschenmenge): Es sind die alltäglichen Herausforderungen, die das Gehen zu einem so komplexen Vorgang machen. Und der will geübt sein! [3]
Bei einem funktionellen Gangtraining auf dem Boden steht deshalb, neben einer Verbesserung der Bewegungsabläufe, der Koordination und der Gewichtsübernahme auf die paretische Seite, der Transfer in den Alltag im Vordergrund.
Trendsetter seit einigen Jahren sind mobile Exoskelette. Dabei handelt es sich um am Körper befestigte, durch Servomotoren angetriebene Gangmaschinen, die die Beinbewegungen des Trägers unterstützen beziehungsweise verstärken. Die mehrgelenkigen Hightech-Orthesen werden fest an Unterkörper und Beine des Patienten geschnallt, wodurch es häufig zu unliebsamen Nebenwirkungen wie Hautabschürfungen und Druckstellen kommt [14]. Dennoch genießen die Systeme besonders in der Rehabilitation von Querschnittsgelähmten eine gewisse Daseinsberechtigung, wenngleich die Kraftpakete schon dem einen oder anderen Paraplegiker mit manifester Osteoporose den Unterschenkel gebrochen haben [17].
Ein Oldtimer unter den Hybriden ist die klassische Laufkatze. Seit vielen Jahren bewährt, kann sie durchaus für ein gesichertes Gangtraining in der Ebene eingesetzt werden. Der Patient wird in einer an der Decke befestigten Führungsschiene ohne Entlastung des Körpergewichtes über einen Gurt gesichert. Neuere, weiterentwickelte Modelle basieren auf dem gleichen Prinzip, ermöglichen aber eine dynamische Sicherung und partielle Gewichtsentlastung über einen elektromechanischen Zugapparat, der im Schienensystem mitläuft. Entlang der Schienensysteme können sich Patienten unter aktiver Verlagerung des Körperschwerpunktes selbstständig fortbewegen. Das Gangtempo bleibt dabei jedoch auf die motorischen Fähigkeiten des Patienten beschränkt und ist meist sehr langsam [3]. Da die Führungsschienen unter der Decke befestigt sind, wird keine Bodenstellfläche beansprucht.
Eine Alternative zu festinstallierten Deckensystemen sind mobile Overground-Systeme. Diese „beweglichen“ Autark-Systeme sind in der Regel akkubetrieben und ermöglichen ein aufrechtes und freihändiges Gehen im freien Raum. Sie schließen eindrucksvoll die Lücke zwischen einem stationären Gangtraining und dem freien Gehen auf dem Boden. Auch hier wird der Patient über ein Gurtsystem gesichert, das im Falle eines Gleichgewichtsverlustes einen Sturz verhindert. Die Geräte können bei ausreichenden Platzverhältnissen überall in einer Klinik eingesetzt werden.
Da der Halterahmen aufgrund der kompakten Bauweise von allen Seiten zugänglich ist, kann der Therapeut den Patienten eng begleiten und ihn zum Beispiel auch durch Störimpulse an die Grenze zur Instabilität bringen, um nicht nur die antizipatorische, sondern auch die reaktive Balance im Gehen gezielt zu trainieren. Auch längere Gehstrecken bis an die Belastungsgrenze sind mit dem THERA-Trainer e-go ohne Sturzrisiko möglich. Die Arme können während des Gehens reaktiv mitschwingen [3]. Auch Alltagsaktivitäten, wie das Tragen und Transportieren von Gegenständen, können unter realistischen Bedingungen geübt werden. Mit Weichbodenmatten und geeigneten Trittflächen lassen sich verschiedene Untergründe und Hindernisse simulieren. Dadurch wird das Training spezifisch, aufgabenorientiert und alltagsrelevant. Die Eigenaktivität des Patienten wird maximal gefördert [3].

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- Müller F.; Walter, E.; Herzog, J. (2014) Praktische Neurorehabilitation. Behandlungskonzepte nach Schädigung des Nervensystems. Stuttgart: Kohlhammmer Verlag.
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- Mehrholz, J. (2016) Towards Evidence-based Practice of Technology-based Gait Rehabilitation after Stroke. Physiother. Res. Int.
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