
Das 9. THERA-Trainer Symposium 2019 brachte wichtige Themen der Gangrehabilitation und Frührehabilitation zusammen. Experten diskutierten den Einsatz von Robotik und digitalen Technologien in der Therapie. Die Veranstaltung beleuchtete, wie diese Technologien die Behandlung effizienter machen, ohne die entscheidende Patienten-Therapeut-Beziehung zu ersetzen.

So sinnvoll der Technologieeinsatz auch ist, die Beziehung zwischen Therapeut und Patient kann hierdurch nicht ersetzt werden. Zum einen, weil die therapeutische Tätigkeit nach wie vor zu komplex ist, um sie durch Technologien ersetzen zu können. Zum anderen, weil die persönliche Beziehung zum Patienten nachweislich eine der wichtigsten Determinanten für den Erfolg der Heilbehandlung ist. Entwicklungsschmieden sollten sich daher weniger auf den Substitutionsgedanken stürzen. Sie sollten darüber nachdenken, wie Therapeuten durch die digitale Transformation ihrer Arbeitswelten zukünftig mehr Zeit mit ihren Patienten verbringen können.
Nach wie vor ist es so, dass Therapeuten bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit nicht am Patienten verbringen. Sie sind mit lästigen Dokumentationen beschäftigt. Ebenfalls 40 Prozent nutzen für ihren Schriftverkehr, zum Beispiel im Rahmen des Überleitmanagements, nach wie vor Papier und Stift. 34 Prozent aller Gesundheitseinrichtungen arbeiten immer noch mit einer Papierakte. Hingegen sind sich nach anfänglicher Skepsis heute 90 Prozent der Angestellten im Gesundheitswesen einig darüber, dass die Digitalisierung die Chance für eine verbesserte Patientenversorgung ist.
Welches Potenzial der Einsatz modernster Technologien für die Rehabilitation hat, konnten die Teilnehmer des Symposiums im Rahmen der Veranstaltung eindrücklich miterleben. Veranstaltungsort war der Medical Park Bad Rodach, eine der modernsten neurologischen Rehabilitationszentren Deutschlands.
Gunter Hölig, Leiter der Therapie im Medical Park, stellte in seinem Vortrag das Leistungsspektrum der Klinik vor und ging im fachlichen Teil seiner Präsentation insbesondere auf die wirtschaftlichen Aspekte gerätegestützter Therapien ein. Durch individualisierte Einzeltherapien in der Gruppe in modern eingerichteten Therapiewelten schafft es die Klinik nachweislich höchste medizinisch-therapeutische Standards unter Beachtung von Wirtschaftlichkeit und Ressourceneinsatz abzubilden.
Tobias Giebler ging im Anschluss auf die Möglichkeiten gerätegestützter Therapie in der Frührehabilitation auf Intensivstation ein. Der am Universitätsklinikum Tübingen tätige Physiotherapeut ist Spezialist für die Behandlung von Patienten auf der Intensivstation. Sein Fazit: „Wenn Rehabilitation nicht früh beginnt, dann wird es teuer!“ Leitlinien fordern deshalb seit einigen Jahren explizit die frühe Mobilisation kritisch kranker Patienten. Anhand algorithmusgestützter Prozeduren konnte Giebler unter Beweis stellen, dass Frühmobilisation „sicher, machbar und wirksam“ ist. Dabei wies der junge Physiater unter Berücksichtigung aktueller Evidenz insbesondere auf den Einsatz technischer Unterstützungssysteme wie das Bettfahrrad hin.

Am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages stand die Behandlungspraxis im Vordergrund. In wechselnden Workshops erhielten die Teilnehmer einen tieferen Einblick in die Behandlungsabläufe der Klinik und lernten unterschiedliche Robotiksysteme im Praxisalltag näher kennen.
Die Eröffnung des zweiten Kongresstages erfolgte durch Dr. Carsten Clewig. Der Chefarzt der MEDIAN Saale Klinik Bad Kösen referierte über die Etablierung gerätegestützter Gruppentherapien im geriatrischen Setting, in dem das Versorgungsmanagement besonders komplex und diagnostisch meist unscharf ist. Im Rahmen seines Vortrags gab der erfahrene Neurologe dem Begriff Multimorbidität eine differenzierte Bedeutung und erklärte: „Gangreha in der Geriatrie funktioniert nur, wenn klar ist, wo die Störung herkommt.“ Dabei arbeiten Arzt und Therapeut in der Fachklinik in Bad Kösen eng zusammen und gestalten gemeinsam eine effektive duale Versorgung.
Im Anschluss machte Sabine Lamprecht darauf aufmerksam, dass Therapeuten sich im Behandlungsprozess mehr in der Rolle eines Coaches sehen müssen. „Der Patient ist selbst der Schlüssel zum Erfolg“, so Lamprecht. Die erfahrene Physiotherapeutin und Master of Science in Neurorehabilitation mit eigener Praxis in Kirchheim unter Teck bei Stuttgart machte dem Auditorium unmissverständlich klar, dass moderne Physiotherapie weg muss von „Maßnahmen zur Integration des Beckens“ hin zum „Üben des Gehens unter partizipativen Gesichtspunkten“. Dabei verwies sie unter anderem auf das Rahmenmodell der ICF und sagte: „Die Umsetzung von Leitlinien im Alltag ist möglich, wenn wir uns damit beschäftigen!“ Gabriele Buchstein schlug anschließend die Brücke zwischen Evidenz und Empirie. Die leitende Physiotherapeutin der Sauerlandklinik Hachen ist mit ihrem Team auf die Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose spezialisiert. In der Klinik verbinden die Therapeuten traditionelle Behandlungsansätze mit modernen Verfahren unter Einsatz von Gangtrainern.
Bewegungsanalysesysteme dienen dabei zur Untersuchung unterschiedlicher Gangqualitäten. Die Ergebnisse dienen einer kontinuierlichen Anpassung und Optimierung der Therapie. Den Abschluss machte Priv. Doz. Dr. med. Christian Dohle. Er wies unter Betrachtung der Leitlinie zur Rehabilitation der Mobilität nach Schlaganfall (ReMoS) auf neue Potenziale für die Behandlung von Schlaganfallpatienten in der neurologischen Rehabilitation hin. Die 2015 erstveröffentlichte ReMoS-Leitlinie ist als Basiswerk für die evidenzbasierte Gestaltung motorischer Therapien zur Verbesserung von Gehfähigkeit, Gehgeschwindigkeit, Gehstrecke und Balance bei Patienten nach Schlaganfall zu verstehen.
Leider werden die Empfehlungen der Leitlinie im Therapiealltag immer noch viel zu inkonsequent genutzt. Ein Anfang 2019 aus der Autorengruppe heraus offiziell lanciertes Digitalisierungsprojekt soll den Zugang zu den Empfehlungen zukünftig durch eine App „smart“ machen und zugleich als Framework für kontinuierliche Aktualisierung im Sinne einer Living Guideline dienen.


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