
Entdecken Sie das innovative Projekt „VR4 Mind & Motion“, das Virtual Reality nutzt, um Demenzkranken zu mehr Bewegung zu verhelfen und positive Erinnerungen zu wecken. Erfahren Sie, wie VR-unterstütztes Training die Lebensqualität steigern und die Motivation fördern

Die steigende Lebenserwartung in unserer Gesellschaft erfordert zukünftig Lösungskonzepte für Mobilität in allen Lebenslagen und Selbstständigkeit bis ins hohe Alter. Mit der demografischen Entwicklung und der immer älter werdenden Bevölkerung gehen auch altersbedingte Erkrankungen, wie die Demenz einher. Die weltweite Statistik zeigt auf, dass im Jahr 2017 rund 50 Millionen Menschen an einer Form von Demenz litten, Tendenz steigend. Im Jahr 2030 werden es voraussichtlich 75 Millionen und im Jahr 2050 rund 130 Millionen Menschen sein.
Demenz ist der allgemeine Oberbegriff für krankhafte Veränderungen des Gehirns, die meist altersbedingt sind. Kennzeichnend für die Erkrankung ist ein fortschreitender Verlust geistiger Funktionen wie Denken, Orientierung und Lernfähigkeit. Damit verbunden nehmen auch emotionale und soziale Fähigkeiten im Verlauf der Erkrankung ab.
Die Arbeitsgruppe AAL AUSTRIA beleuchtet die Herausforderungen, die mit der Erkrankung einhergehen, aus unterschiedlichen Perspektiven. Neue Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichen komplett neue Konzepte, um die Anforderungen an das Gesundheitssystem zu bewältigen und die Lebensqualität auch im Alter hochzuhalten. Hierbei spielt auch der Einsatz von Virtueller Realität eine Rolle. Ziel des Projekts „VR4 Mind & Motion“ ist die Entwicklung eines VR-gestützten Trainingssystems für Menschen mit Demenz. Betroffenen wird dadurch ein digitales Fenster in die virtuelle Welt eröffnet. Die Grundidee ist, dass die Betroffenen während körperlicher Aktivität am Ergometer beispielsweise eine Wald- oder Wiesenlandschaft mittels 360° Grad Videoaufnahmen erleben. Dabei steht im Vordergrund, positive Gefühle hervorzurufen. Die Demenzerkrankten sollen sich entspannen und gleichzeitig zu körperlicher Aktivität motiviert werden. So könnten herkömmliche Therapieansätze zukünftig erweitert und Pflegekräfte sowie Angehörige entlastet werden.Aus Sicht der Forschung hat die Technologie das Potenzial, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz erheblich zu verbessern. Das Eintauchen in eine virtuelle Welt kann Erinnerungen aus der Vergangenheit wach rufen, Ängste reduzieren und die soziale Interaktion mit Pflegekräften und Angehörigen verbessern.
Es gibt bereits einige Forschungsarbeiten, die sich mit dem Einsatz virtueller Realität bei Demenz beschäftigen. Ein Literaturreview von Garcia-Betances et al. (2014) geht beispielsweise der Frage nach, wie virtuelle Realität auf ältere Personen wirkt und wie die Technologie Angehörige und Pflegekräfte im Hinblick auf die Verbesserung der Lebensqualität unterstützen kann. Ein weiteres Review von Garcia-Betances et al. (2015) beschäftigt sich mit den verschiedenen Arten virtueller Realität und deren Anwendungsmöglichkeiten für diagnostische und therapeutische Zwecke. Die Ergebnisse zeigen, dass VR-Anwendungen das kognitive Training bei älteren Menschen mit Demenz unterstützen kann. Im Rahmen eines 2016 an der dänischen Aalborg University durchgeführten Forschungsprojekts, konnte zudem gezeigt werden, dass Virtual-Reality-Technologien Bewohnerinnen in Pflegeeinrichtungen zu mehr Bewegung motivieren konnten (Jon Ram Bruun-Pedersen et al. 2016).
Das „VR4 Mind & Motion“ Projekt knüpft am aktuellen Stand der Forschung an. Im Rahmen einer klinischen Pilotstudie werden gegenwärtig Aspekte der Benutzerzufriedenheit sowie Verhaltensänderungen und Verbesserungen des körperlichen Zustands evaluiert. Neben Befragungen werden hierzu Daten aus Messverfahren, wie zum Beispiel Herzvariabilitäts-Messungen und kognitiven Tests, erhoben, analysiert und bewertet.
An dem Pilotprojekt beteiligen sich zusätzlich die Volkshilfe Gesundheits- und Soziale Dienste GmbH, Netural GmbH, das Medizintechnik-Beratungsunternehmen R’n’B Consulting GmbH, die Filmproduktionsfirma amago GmbH und die LIFEtool gemeinnützige GmbH.
Als externe Unterstützer stellte die SCHILLER Handelsgesellschaft m.b.H. die HRV Messgeräte und THERA-Trainer den Ergometer zur Verfügung.
Ein erster Probedurchlauf mit insgesamt 8 Personen aus dem Demenz-Tageszentrum Regenbogen der Volkshilfe in Linz, Österreich konnte bereits erfolgreich abgeschlossen werden. Die Teilnehmer*Innen erkundeten zunächst noch ohne körperliche Aktivität eine 360 Grad Berglandschaft. Welche Erkenntnisse konnten Sie aus der Vorstudie gewinnen?
Die neue Technik ist auf dem ersten Blick etwas Neues für sie, dem sie am Anfang recht skeptisch gegenüberstehen. Man merkt aber, dass sehr viele ältere Personen gegenüber der VR-Technik neugierig sind und diese auch testen wollen. Eine Bildergalerie oder ein Video-Player ist dafür ein guter Einstieg. [Netural GmbH]
Durch die Pilotstudie haben wir bereits festgestellt, dass sich die Proband:innen auch eine Woche nach unserer VR-Ergometer Trainingskombination an Einzelheiten aus der virtuellen Realität erinnern können. Sie erwähnen beim Nürnberger-Alters-Inventar Test (bei diesem Test müssen sich die Teilnehmer Bilder merken) Objekte (zB. einen Schwan), die sie in einem vergangenem VR Video gesehen haben. Weiters konnten wir feststellen, dass einige Personen eine Sprachbegleitung zur virtuellen Realität benötigen, andere jedoch direkt in diese Welt eintauchen und somit die Welt für sich selbst erkunden. Die Auswirkungen des Trainings werden nach Beendigung der Pilotstudiendurchführung anhand von Fragebögen, Auswertung der HRV-Messung, des NAI Tests und des 10 Meter Gehtests ermittelt. Vermutete negative Nebenwirkungen wie Schwindel, Motion Sickness oder Übelkeit sind bei einer Trainingszeit von 20 Minuten bei 9 Teilnehmer:innen gänzlich ausgeblieben. [R‘n‘B Consulting GmbH]

Durch das Zeigen von Orten werden Erinnerungen an früher geweckt. Die Kombination aus VR und Ergometertraining bei Personen mit Demenz zeigt, dass Bilder und Videos Erinnerungen wecken können. Sie reden über ihre Erfahrungen, berichten über das Erlebte und können sich teilweise an Details erinnern. Vor allem Orte aus ihrer näheren Umgebung wecken dabei mehr Erinnerungen und Emotionen und führen somit zu Erzählungen von früher. [Netural GmbH]
Die Studie zeigt, dass das körperliche Training durchaus positive Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten der Teilnehmer:innen hat. Dies zeigt sich einerseits dadurch, dass die Proband:innen, welche regelmäßige Besucher:innen im Tageszentrum Regenbogen der Volkshilfe sind, bereits während des Trainings begeistert und äußerst lebhaft Geschichten aus ihrem Leben erzählen, andererseits auch durch eine Steigerung der Leistung bei kognitiven Testungen, welche vor und nach dem Training durchgeführt werden. Ein genaues Ergebnis bezüglich einer Steigerung der kognitiven Leistung muss jedoch noch – nach Abschluss der klinischen Studie – durch unseren Prüfarzt Herrn Dr. Spinka und R‘n‘B Consulting GmbH ausgewertet werden. [Volkshilfe Gesundheits- und Soziale Dienste GmbH]
Durch die Trainingsbegleitung mittels VR-Technologie gelingt es, das Ergometertraining aufregend zu gestalten. Die Teilnehmer:innen befinden sich auf einer virtuellen Reise durch verschiedene Gebiete wie Seeufer, Feldwege etc. Einerseits ist dadurch das Training nicht so einseitig, andererseits weckt es in den Teilnehmner:innen auch diverse Erinnerungen an frühere Erlebnisse sowie Wanderausflüge oder Radtouren. Diese positiven Assoziationen zeigen sich in einer gesteigerten Trainingsmotivation wieder, da es für alle Proband:innen sehr leicht war, 20 Minuten auf dem THERA-Trainer durchzuhalten, zusätzlich waren alle ausnahmslos begeistert von dem VR-unterstützten Erlebnis. [Volkshilfe Gesundheits- und Soziale Dienste GmbH]
Ob VR in öffentlichen Einrichtungen eingesetzt wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Einerseits müssen alle bereit sein sich mit dieser neuen Technik vertraut zu machen und gegenüber dieser offen sein. Pflegendes Personal oder jene Personen, die die Nutzung betreuen, müssen sich mit dieser Materie auseinandersetzen und für diese Interesse zeigen. Auf der anderen Seite spielt Geld eine wesentliche Rolle. Eine Einbindung von VR-Brillen besteht nicht nur aus den Anschaffungsgebühren der Brille, auch die Zeit für die Betreuung verursacht Kosten und muss bei der Anschaffung bedacht werden. [Netural GmbH]


- Literatur: García-Betances RI, Jiménez-Mixco V, Arredondo MT, Cabrera-Umpiérrez MF. Using virtual reality for cognitive training of the elderly. Am J Alzheimers Dis Other Demen. 2015 Feb;30(1):49-54. doi: 10.1177/1533317514545866. Epub 2014 Aug 7. PMID: 25107931. García-Betances RI, Arredondo Waldmeyer MT, Fico G, Cabrera-Umpiérrez MF. A succinct overview of virtual reality technology use in Alzheimer‘s disease. Front Aging Neurosci. 2015 May 12;7:80. doi: 10.3389/fnagi.2015.00080. Erratum in: Front Aging Neurosci. 2015;7:235. PMID: 26029101; PMCID: PMC4428215. Bruun-Pedersen J, Serafin S, Busk Kofoed L. Simulating Nature for Elderly Users - A Design Approach for Recreational Virtual Environments. Conference Paper · October 2015 DOI: 10.1109/CIT/IUCC/DASC/PICOM.2015.235
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