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Wissenschaft
Balance mit System

Technologisch unterstützte Vertikalisierung und posturale Kontrolle nach Rückenmarksverletzung – ein sturzsicheres Umfeld

Author
Jakob Tiebel
Unternehmensberater Gesundheitswesen
Rückenmarksverletzungen (RMV) gehen häufig mit erheblichen motorischen und sensorischen Ein­schrän­kungen unterhalb der Läsionshöhe einher. Neben der verminderten willkürlichen Motorik beeinträchtigen gestörte afferente Bahnen auch die Fähigkeit zur posturalen Kontrolle – also zur Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung des Gleichgewichts in verschiedenen Körperpositionen und bei alltäglichen Aktivitäten. Das Gleichgewicht ist jedoch zentral für Funktionen wie Transfers, das Ankleiden oder den sicheren Umgang mit dem Rollstuhl.

Ein reduziertes Reaktionsvermögen auf Lagever­änderungen des Körperschwerpunkts, vermehrtes posturales Schwanken und verzögerte Antworten auf äußere Einflüsse erhöhen das Sturzrisiko signifikant. Insbesondere in der Frührehabilitation stellt dies eine große Herausforderung dar. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines gezielten, sicheren Gleichgewichtstrainings – möglichst unter Einsatz moderner Technologien, die eine frühzeitige Vertikalisierung in einem geschützten Umfeld ermöglichen.

Zielsetzung
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, physiotherapeutische Ansätze im Umgang mit Gleichgewichtsstörungen bei Personen mit RMV darzustellen, bei denen innovative Technologien zur Unterstützung des Trainings eingesetzt werden. Dabei wird aufgezeigt, wie durch technologische Hilfsmittel gezielte, aufgabenorientierte Interventionen ermöglicht und Fortschritte systematisch erfasst werden können.
Methodik
Die zugrunde liegende Literaturrecherche erfolgte systematisch über Datenbanken wie MEDLINE, PubMed, Scopus und HRČAK. Berücksichtigt wurden Studien und Übersichtsarbeiten unter Verwendung der Schlagworte: spinal cord injury, postural control, balance, robotics.
Ergebnisse
Die Analyse zeigt: Der Einsatz technologischer Hilfsmittel in der Rehabilitation nach RMV hängt stark von der Läsionshöhe und dem Ausmaß der Beeinträchtigungen ab. Eine Vielzahl von Geräten wurde entwickelt, die ein intensives und sicheres Training der posturalen Kontrolle erlauben – sowohl in frühen als auch in fortgeschrittenen Rehabilitationsphasen.

Als ein herausragendes Beispiel beschreiben die Autorinnen den THERA-Trainer balo. “Das Gerät kombiniert ein elektrisch betriebenes Hebesystem mit einem einzigartigen Sicherheitsrahmen, der Patientinnen ohne eigenständige Standfähigkeit das aufrechte Stehen in einem sturzsicheren Umfeld ermöglicht. Die integrierte Balanciereinheit erlaubt sowohl statisches als auch dynamisches Stehen, wobei der Körperschwerpunkt gezielt in sagittaler, frontaler oder kombinierter Ebene verlagert werden kann. Während des Trainings verfolgen die Patientinnen eine visuelle Aufgabe am Bildschirm – wodurch kognitive und motorische Prozesse simultan angesprochen werden.”

Das Konzept verbindet therapeutische Prinzipien wie aufgabenorientiertes Lernen, Repetition und Feedback mit hoher Patientensicherheit. Die Mög­lichkeit, Gewichtsverlagerungen aktiv zu steuern, trainiert nicht nur Gleichgewicht und Reaktion, sondern fördert auch die Selbstwirksamkeit – ein zentraler psychologischer Faktor in der Rehabilitation.
Fazit
Technologisch unterstützte Vertikalisierung bietet großes Potenzial in der Therapie nach Rückenmarksverletzungen. Erste Studien weisen auf positive Effekte im Hinblick auf posturale Kontrolle, funktionelles Gleichgewicht und subjektives Sicherheitsempfinden hin. Zudem ermöglichen diese Geräte eine Entlastung der Therapeuten und eine objektive Dokumentation des Therapieverlaufs.

Für eine evidenzbasierte Weiterentwicklung sind zukünftige Studien notwendig, die technologische Innovationen mit klar definierten Rehabilitationszielen und standardisierten Protokollen kombinieren.
Technologiegestützte Vertikalisierung stärkt Gleichgewicht, Reaktion – und das Vertrauen in den eigenen Körper.
balo
Fachkreise
Standing & Balancing
THERAPY
THERAPY 2025-II
Wissenschaft
Author
Jakob Tiebel
Unternehmensberater Gesundheitswesen
Jakob Tiebel, Ergotherapeut, Studium in angewandter Psychologie mit Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft. Klinische Expertise durch frühere therapeutische Tätigkeit in der Neurorehabilitation. Forscht und publiziert zum Theorie-Praxis-Transfer in der Neurorehabilitation und ist Inhaber von einer Agentur für digitales Gesundheitsmarketing.
References:
  1. Denac, Z., Kuzmić, A., & Zaplatić Degač, N. (2024). Technologisch unterstützte Vertikalisierung und posturale Kontrolle nach Rücken­marksverletzung – ein sturzsicheres Umfeld. In I. Živoder, N. Zaplatić-Degač & M. Arapović (Hrsg.), Tagungsband des 1. Internationalen wissenschaftlich-fachlichen Kongresses „Moderne Ansätze in der Physiotherapie“ (S. 53–54). Varaždin: Universität Nord. ISSN: 3044-1676. https://www.croris.hr/crosbi/publikacija/prilog-skup/866484