Therapie & Praxis
Bewegung ist Medizin oder anders gesagt: Kein Sport ist Mord.
Ausreichend Bewegung ist für ein gesundes Leben unerlässlich. Darüber sind sich alle Experten weltweit einig. Dies gilt nicht nur für gesunde Menschen, sondern insbesondere auch für Personengruppen deren körperliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit aufgrund von Erkrankungen bereits vorbelastet ist. Dessen ungeachtet bewegt sich bereits jetzt weltweit jede dritte Frau und jeder vierte Mann deutlich zu wenig und erreicht nicht die Mindestvorgaben für körperliche Aktivität (KA) der WHO. Diese weiterhin steigende Tendenz führt zu einer Zunahme von „Wohlstandkrankheiten“ welche, direkt auf den Bewegungsmangel zurückzuführen sind. Darunter fallen Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Beschwerden.
Bewegungsmangel bei Dialysepatienten
Noch drastischer stellt sich der Bewegungsmangel und dessen Auswirkungen bei Hämodialysepatienten dar: Im Schnitt 600 – 1.000 Stunden jährlich zumeist immobilisiert auf der Behandlungsliege. Aufgrund dieser Tatsache trägt diese Patientengruppe ein besonders hohes Risiko für Begleiterkrankungen.
Trotz der eindeutig nachgewiesenen Wirksamkeit von KA bei Dialysepatienten zeigen Erfahrungsberichte der vergangenen 30 Jahre, dass viele Patienten nicht in der Lage sind an Trainingsprogrammen teilzunehmen, die während den dialysefreien Tagen durchgeführt werden. Laut einer Studie, die 2018 in Deutschland veröffentlicht wurde, gaben 47,7 % der 240 befragten Dialysepatienten die Dauer ihrer wöchentlichen KA mit 0 Minuten an (Abb.1). Die Gründe hierfür reichen von Fatique bis hin zum mangelnden Angebot passender Trainingsgruppen und Trainingsgeräten.
Fast 48% der Patienten betätigen sich körperlich überhaupt nicht, wobei 150 min eigentlich das Minimum für jeden Mensch pro Woche sein sollte.
Wie aber soll nun ein Patient, der durch die mehrmals wöchentliche Behandlung bereits geschwächt ist, ein gesundes Maß an KA erreichen können, wenn bereits die gesunde Bevölkerung an diesen Vorgaben scheitert?
Die Lösung heißt „Sport während der Dialyse“
Warum nicht das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden und die Zeit auf der Behandlungsliege als Trainingszeit nutzen?
Experten gehen davon aus, dass beinahe alle Patienten unabhängig von Alter oder Begleiterkrankungen in Bewegungsprogramme oder sporttherapeutische Maßnahmen während der Dialysebehandlung eingebunden werden können [Quelle 5]. Ausgehend von dieser Annahme wurden bereits zahlreiche Trainingsprogramme entwickelt, wobei für eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining die höchste Effektivität aufgezeigt werden konnte. Bei diesen Trainingsprogrammen ist eine optimale Trainingssteuerung zur Vermeidung von Über- und Unterbelastungen essenziell.
In-bed Trainingsgeräte wie der THERA-Trainer bemo können in diesen Fällen dabei helfen, den Patienten unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit die individuell passende Trainingsintensität bereitzustellen. Darüber hinaus wird das Pflegepersonal in den Einrichtungen entlastet, da der Patient das Training ohne Beaufsichtigung selbstständig durchführen kann.
Aktivitätslevel und Lebensqualität stehen in direktem Zusammenhang
„Sport kann so viel“. Und dabei muss es nicht immer gleich der Marathon oder die Tour de France sein. Allgemein kann festgehalten werden, dass mehr Sport auch zu einer verbesserten Lebensqualität führt. Nichtsdestotrotz kann bereits jede kleine Sporteinheit die Lebensqualität positiv beeinflussen.
Gerade bei Patienten, die während der Dialyse trainieren, geht dieser positive Effekt weit über die Prävention von „Wohlstandserkrankungen“ hinaus. Mehrere Studien konnten beweisen, dass Bewegung während der Behandlung das Sturzrisiko senkt, die Herzfrequenzvariabilität erhöht und die arterielle Gefäßsteifigkeit verringert. Zudem hat das Training aber auch einen direkten positiven Einfluss auf die Dialyseeffektivität, wobei die Harnstoff- und Phosphat-Elimination gesteigert werden kann [Quelle 2].
Auch psychische Faktoren können durch KA direkt positiv beeinflusst werden. Amerikanische Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Dialysepatienten einem 84% höheren Suizidrisiko ausgesetzt sind als die Allgemeinbevölkerung und Depressionen deutlich häufiger vorkommen. Sport kann dabei helfen diesen Depressionen und Ängsten entgegenzuwirken und das seelische Wohlbefinden zu steigern. [Quelle 3]
Win-Win nicht nur für den Patienten, sondern auch für die Dialyseeinrichtung
In meist profitorientierten Gesundheitssystemen scheitert die Umsetzung eines solch erwiesenermaßen wirkungsvollen Therapieansatzes nicht selten an Zweifeln der Profitabilität. Dabei erweist sich, was zunächst nach personellem und finanziellem Mehraufwand klingt, durchaus als profitabel. So kann beispielsweise durch das Training während der Dialyse das Sturzrisiko gesenkt bzw. die Folgen des Sturzes abgemildert werden, was zu einer Senkung der Hospitalisierungsrate führt, die erfahrungsgemäß bei ca. 10% liegt.
Erste konservative Kalkulationen zeigen, dass ein Training mit dem THERA-Trainer bemo die Hospitalisierungsrate und den damit verbundenen Ausfall der Dialysebehandlung von zehn auf neun Prozent senken kann. Für eine Einrichtung mit 100 Behandlungen pro Woche bedeutet dies bereits einen Mehrumsatz von ca. 25.000 Euro pro Jahr.
Zudem können Neukunden mit dem zusätzlichen Trainingsangebot in dem hart umkämpften Markt besser angeworben werden.
2. Vaithilingam, Indralingam; Polkinghorne, Kevan R.; Atkins, Robert C.; Kerr, Peter G. (2004): Time and exercise improve phosphate removal in hemodialysis patients. In: American journal of kidney diseases : the official journal of the National Kidney Foundation 43 (1), p. 85–89. DOI: 10.1053/j.ajkd.2003.09.016.
3. Ouzouni, Stavroula; Kouidi, Evangelia; Sioulis, Athanasios; Grekas, Dimitrios; Deligiannis, Asterios (2009): Effects of intradialytic exercise training on health-related quality of life indices in haemodialysis patients. In: Clinical rehabilitation 23 (1), p. 53–63. DOI: 10.1177/0269215508096760.
4. Meese, Barbara Maria (2005): Körperliches Training während der Hämodialyse: Ziele, Machbarkeit, physische und psycho-soziale Effekte. Dissertation. University of Duisburg-Essen, Essen. Faculty of Medicine.
5. Chen, Joline L. T.; Godfrey, Susan; Ng, Tan Tan; Moorthi, Ranjani; Liangos, Orfeas; Ruthazer, Robin et al. (2010): Effect of intra-dialytic, low-intensity strength training on functional capacity in adult haemodialysis patients: a randomized pilot trial. In: Nephrology, dialysis, transplantation: official publication of the European Dialysis and Transplant Association – European Renal Association 25 (6), p. 1936–1943. DOI: 10.1093/ndt/gfp739.
Lars Timm
studierte Sportwissenschaften mit dem Schwerpunkt Rehabilitation in Freiburg i.Br. und M.Sc. Sportingenieurswesen am KIT Karlsruhe.
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