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THERAPY-Magazin
Durch Networking zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen

ROLLETS bringt Therapeuten, Pflegekräfte und Hersteller zusammen, um die Hilfsmittelversorgung zu verbessern. Thomas Hildenbrand erklärt, wie Vernetzung, Austausch und Wissenstransfer neue Standards setzen können.

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Redaktion
THERAPY Magazin
Seit mittlerweile 6 Jahren vermittelt Rollets deutschlandweit in Fachseminaren und Intensiv-Workshops spannende Inhalte zu den komplexen Themen der Hilfsmittelversorgung. Auch in 2017 werden wieder in über 40 Städten spannende Inhalte und umfangreiches Wissen vermittelt. Thomas Hildenbrand gründete ROLLETS aus der Motivation heraus, Hilfsmittel zielorientiert und bestmöglich zu versorgen.
Ich treffe mich mit Thomas Hildenbrand für ein Interview im beschaulichen Hochdorf. Einen Steinwurf vom Firmensitz der medica Medizintechnik entfernt in einem zünftigen Gasthaus. Als ich ankomme, sitzt Tom schon in der Stube an seinem Laptop. Er bereitet noch schnell etwas für den morgigen Workshop vor, sagt er mir. Zum dritten Mal veranstaltet ROLLETS ein Seminar in Kooperation mit THERA-Trainer. Und mit über 70.000 Autokilometern im Jahr und einer Bilanz von mittlerweile 244 Seminaren und mehr als 6.000 Partnerkontakten ist das Arbeiten zwischen Hotelzimmern und Gasthaustischen für Tom längst zur Routine geworden.
Es ist nicht unser erstes Treffen. Wir kennen uns bereits seit einigen Jahren durch die enge Zusammenarbeit. Die Offenheit und Fröhlichkeit mit der Tom anderen Menschen begegnet, ist besonders. Es ist seine Lebenseinstellung, die fasziniert und die sicher einer der Erfolgsgaranten des ROLLETS Reha-Netzwerks ist. Tom schafft es, die Menschen der Branche zusammen zu bringen und zu begeistern. Er sorgt dafür, dass sie anfangen, sich zu unterhalten. Worüber? Über bestmögliche Hilfsmittelversorgung. Im Interview gewährt er einen spannenden Einblick in das Projekt ROLLETS und erklärt, warum es so wichtig ist, „die Menschen bei der Versorgung mit Hilfsmitteln nicht aus den Augen zu verlieren“.

Was verbirgt sich hinter dem Unternehmen ROLLETS?

ROLLETS ist ein Reha-Netzwerk. Die Idee zur Gründung ist aus meiner früheren Arbeit als Ergotherapeut entstanden. Schon damals habe ich mich intensiv mit dem Thema Hilfsmittelversorgung auseinandergesetzt und schnell festgestellt, dass große Defizite in den Versorgungsstrukturen existieren. Das kommt nicht von ungefähr. Therapeuten fehlt in vielen Fällen die Zeit, sich um eine optimale Versorgung zu kümmern. Fachhändler sind durch die Rahmenbedingungen im Gesundheitssystem limitiert und stehen unter hohem Kostendruck. Angehörige sind in der Regel überfordert mit der Gesamtsituation und verfügen nicht über das nötige Wissen. So kommt schnell eins zum anderen und am Ende reicht es unterm Strich nicht für eine optimale Versorgung. In diesem Spannungsfeld sehe ich mich mit ROLLETS in einer Art Vermittlungsposition. Ich bringe die Experten einzelner Bereiche zusammen und fördere den Austausch und Wissenstransfer.

ROLLETS hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. War das alles von Beginn an so geplant?

Ganz ehrlich: Nein! (lacht) Am Anfang wollte ich einfach nur nette und lebendige Seminare machen. Doch dann habe ich schnell gemerkt, dass ich damit etwas bewegen kann. Das motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Ich bin da ganz ehrlich: ROLLETS, so wie es heute ist, ist aus dem Tun und der Begeisterung entstanden und nur dadurch zu dem geworden, was es heute ist.

Kann man sagen, du lebst einen Traum und ROLLETS ist eine Art Vision?

Ja! Und ich bin gar nicht so sicher, ob ein Leben dafür ausreicht, um sie umzusetzen. Ich habe noch so viele Ideen und reichlich Motivation etwas zu bewegen.
In der letzten Zeit ist die Nachfrage nach meinen Workshops und Seminaren zudem enorm gestiegen. Auch die Kooperation mit Herstellern, die im Rahmen der Veranstaltungen Produkte demonstrieren und das Wissen transferieren, wächst stetig. Zuletzt musste ich Interessenten absagen, weil ich es sonst nicht mehr gestemmt bekommen hätte. Grundsätzlich ein Luxusproblem – ich weiß – aber mir tut das leid, weil ich jeden Input einfach unglaublich wichtig finde und mich keinem verschließen möchte. Das ist eines der Grundprinzipien, die das Projekt haben so werden lassen, wie es heute ist.

Wie differenziert sich ROLLETS und was macht die Workshops so einzigartig? Gibt es ein Geheimrezept für den Erfolg?

Der Schlüssel ist und bleibt die weitreichende Schnittstellenarbeit. Es gibt auch einige andere Seminare und Veranstaltungen zum Thema Hilfsmittelversorgung. Die sind aber immer nur für einzelne Zielgruppen bestimmt. Das Spannende ist aber doch gerade, alle am Versorgungsprozess beteiligten Personen nicht isoliert zu betrachten, sondern sie zusammen zu bringen und zu schauen, dass die Vernetzung untereinander endlich besser klappt. Jeder soll Experte für seinen Bereich sein und wissen, wann man sich auf die Expertise anderer verlassen kann. Ich denke, auch nur durch dieses geschickte Zusammenspiel werden die Akteure im Gesundheitssystem langfristig in der Lage sein, im Gesundheitsmarkt zu überleben. Um das zu erreichen achte ich immer ganz bewusst auf eine gemischte Gruppe – in allen Seminaren und Workshops. Das halte ich persönlich für das „Geheimrezept“ und es ist ein wichtiger Aspekt, der ROLLETS ein ganzes Stück weit einzigartig macht.

Welche Berufsgruppen treffen im ROLLETS-Netzwerk aufeinander?

Bunt gemischt! Der gesamte Gesundheitssektor ist vertreten. Therapeuten, Pflegekräfte, Hersteller und Sanitätshäuser. Hin und wieder auch interessierte Patienten, ratsuchende Angehörige und viele mehr. Der Austausch, der dann entsteht, schafft vielfach ein tieferes Verständnis für die Probleme und Herausforderungen der anderen. Therapeuten verstehen, warum machen Versorgungswünsche nicht in Erfüllung gehen können, weil sie vielleicht zu kostspielig oder nicht zweckmäßig sind. Und sie lernen dann gleich, welche Alternativen und Möglichkeiten es noch gibt. Auch die richtige Begründung einer Versorgung ist enorm wichtig. Überhaupt die ganzen formalen Prozesse für eine Abwicklung mit der Krankenkasse sind ein großes Thema. Hier lernen viele Seminarteilnehmer, dass individuelle Versorgungen auch entsprechend begründet werden müssen. Denn eine Krankenkasse kann schlussendlich auch nur auf der Grundlage zur Verfügung stehender Informationen entscheiden. Und wenn die entscheidenden Informationen fehlen, dann kommt es eben auch mal zu einer Ablehnung – auch wenn das Hilfsmittel im Grunde dringend notwendig ist. In diesen Fällen ist es wiederum wichtig zu wissen, welche Rechte die Versicherten haben und wie man darum kämpfen kann. Auch das ist Inhalt in einigen meiner Seminare. Um die Themenkomplexe besser gliedern zu können, bietet ROLLETS mittlerweile Grund- und Aufbauseminare. Dadurch können individuelle Themenschwerpunkte gesetzt werden.

Ist ROLLETS denn trotz intensiver Beratungstätigkeit neutral?

Ja und nein zugleich. Ja, weil ROLLETS Seminare keine Werbeveranstaltungen sind. Es geht um Know-how-Transfer. Auf der anderen Seite sind Hersteller mit im Boot, Sanitätshäuser und andere Akteure des Gesundheitssystems. Und die haben natürlich auch ein berechtigtes Interesse ihre Produkte zu zeigen und zu erklären. Gerade dann, wenn sie erklärungsbedürftig sind. Ich achte aber sehr darauf, dass es nicht zugeht wie auf einem Basar. Damit würde ich mir am Ende selbst nur schaden. Denn Kaffeefahrten braucht der Gesundheitsmarkt sicher nicht. Die wären aber auch niemals mit einer so hohen Nachfrage versehen. Deshalb bin ich da entspannt. Trotzdem wird die Qualität überprüft. Ich schaue mir die Workshops regelmäßig selber an und durch unser Qualitätsmanagement erfassen wir die Zufriedenheit der Teilnehmer. Objektivität steht an oberster Stelle. Probleme hat es da aber auch noch nie gegeben. ROLLETS steht für Qualität und arbeitet nur mit seriösen Partnern zusammen, die meine Idee
verstehen und nicht zweckentfremden.

Wie ist die Zusammenarbeit mit THERA-Trainer entstanden und warum ist gerade auch die gerätegestützte Therapie ein wichtiger Aspekt für dich in der Versorgung?

Die Zusammenarbeit ist durch mein persönliches Netzwerk entstanden. Das lief damals über einen Erstkontakt auf einer Messe. Als ROLLETS dann richtig gestartet ist, war für mich die Zusammenarbeit mehr als naheliegend und die Partnerschaft hat sofort gefruchtet.
Gerade das Stehen und die Möglichkeiten der Therapie mit einem dynamischen Stehtrainer begeistern mich selbst total. Ich finde es einfach genial, wie Geräte im therapeutischen Kontext eingesetzt werden können, und ich staune regelmäßig, welche großartigen Effekte dadurch in der Therapie erzielt werden. Ich lasse in den Workshops auch immer viel ausprobieren. Das müssen die Leute tatsächlich spüren und erleben. Gleichzeitig erwähne ich immer, dass Therapeuten dadurch nicht überflüssig werden. Einige in den Seminaren stehen anfangs mit Therapiegeräten auf Kriegsfuß und fühlen sich in ihrer Therapeutenehre verletzt. Ich glaube, sie haben dann Angst, dass ein Therapiegerät die therapeutische Arbeit ersetzen kann. Aber sind wir doch mal ehrlich: das ist so ein Quatsch. Therapeuten werden dadurch nicht überflüssig. Im Gegenteil, sie können das Spektrum ihrer Möglichkeiten erweitern. Es ist immer spannend zu sehen, wie sich die Einstellung einzelner Teilnehmer dann über einen Seminartag wandelt. Das Team von THERA-Trainer leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Denn sie schaffen es, wissenschaftlich fundiert und mit viel Erfahrung das dafür nötige Wissen zu vermitteln.

Würdest du auch Mitarbeiter der Krankenkassen und des medizinischen Dienstes in den Seminaren begrüßen?

Das hat es auch schon gegeben! Warum auch nicht? Das ist doch das Ziel und es wäre sogar gut, wenn gerade die als wichtige Akteure viel öfter mit dabei wären. Ich denke, auch hier mangelt es häufig an Verständnis hinsichtlich der Möglichkeiten und Herausforderungen.

Wie muss aus deiner persönlichen Sicht eine „optimale Versorgung“ aussehen?

Sie basiert immer auf einer ehrlichen, fairen und neutralen Beratung und einer zielgerichteten Durchführung aller nötigen Maßnahmen. Manchmal ist das ein nicht erreichbares Ziel. So sehr ich es mir auch wünschen würde. Und nicht selten kosten Fehlentscheidungen dann sogar richtig Geld und sind ärgerlich. Ich möchte dazu ein Beispiel anbringen. Ich habe das damals selbst bei einer Versorgung in der Klinik erlebt, als ich noch als Therapeut aktiv war: Ich hatte einen Patienten, für den erst ein kompletter Wohnungsumbau veranlasst wurde. Er kam dann zu mir und wir haben festgestellt, dass eine Versorgung mit einem Stehrollstuhl viel zweckmäßiger ist und den Umbau überflüssig macht. Der Patient wäre durch die Aufstehfunktion des Rollstuhls nach wie vor überall in seiner Wohnung heran gekommen. Sogar an die Hängeschränke in der Küche. Der Kostenträger hat den Rollstuhl immer wieder abgelehnt und schlussendlich dann den Umbau genehmigt. Der kostete das Doppelte und hat das Problem schlussendlich nicht optimal gelöst. Ich würde das eher als „suboptimal“ bezeichnen. In vielen Fällen klappt es aber auch gut. Schwarzmalen wäre hier falsch. Es braucht vor allem eben das Wissen, die Expertise und das nötige Durchsetzungsvermögen. Am Ende haben wir das damals auch bei dem Patienten mit dem Stehrollstuhl noch hinbekommen.

Abschließend noch die Frage, Thomas: Was wünschst du dir in Zukunft für dich und ROLLETS?

Dreimal klonen bitte, nicht mehr 70.000 km im Jahr auf Deutschlands überfüllten Autobahnen in manchmal endlosen Staus verbringen, sondern nur noch 20.000 km fahren und dadurch Zeit für mehr Seminare haben.

Weiterhin viel Erfolg und vielen Dank für das
interessante Gespräch!
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