icon-contact-phone
icon-contact-mail
icon-contact-search
Menü
THERAPY-Magazin
Runter mit den Setup-Zeiten!

Wie können Setup-Zeiten in der elektromechanischen Gangtherapie mit dem THERA-Trainer lyra reduziert werden, um mehr aktive Trainingszeit für Schlaganfallpatienten zu gewinnen? Erfahren Sie, wie eine einfache Anpassung der Arbeitsabläufe zu signifikanten Effizienzsteigerungen führt.

Author
Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
Die Therapie beginnt dann, wenn der Patient aktiv trainiert!
Hintergrund

Im Rahmen der Rehabilitation der Mobilität nach Schlaganfall stellt die Lokomotionstherapie einen zentralen Baustein dar. Für nicht gehfähige Patienten in der subakuten Phase steht das intensive aufgabenspezifische Gangtraining unter Einsatz eines elektromechanischen Gangtrainers wie der THERA-Trainer lyra im Vordergrund. Die elektromechanisch assistierte Gangtherapie hat sich in den vergangenen 20 Jahren stetig weiterentwickelt und ist mit guter Evidenz belegt.

Trotz eines meist ähnlichen Aufbaus und Funktionsprinzips der am Markt erhältlichen Gangtrainer-Systeme sind diese nicht ohne Weiteres mit­einander vergleichbar. So bestimmen zum Beispiel die technische Komplexität und das zugrundeliegende Bedienkonzept den initialen Aufwand für Setup und Transfer. Hier bringt der Einsatz moderner Gangroboter oft Fluch und Segen zugleich: vor dem Hintergrund knapper Ressourcen und einer durchschnittlichen Therapiezeit von rund 30 Minuten pro Gangtherapieeinheit sollte die Vor- und Nachbereitung möglichst schnell gehen, damit Patienten möglichst viele Schritte üben können. Denn das ist das Hauptziel. Aktuellen Empf­ehlungen den Leitlinien nach sollen nicht gehfähige Patienten 800 bis 1000 Schritte pro Tag zurücklegen. Dazu sollten mindestens 20 Minuten aktive Trainingszeit zur Verfügung stehen.
Zielsetzung

Entsprechend dem Grundsatz: „simple, effective and affordable“ steht der Gangtrainer THERA-Trainer lyra für ein sehr einfaches Bedienkonzept und kurze Setup-Zeiten. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Quantifizierung dieses Produktversprechens im Rahmen der Post-Market Clinical Follow-Up Surveillance.
Methodik und Vorgehen

Zur Messung der mittleren Setup-Zeiten vor und nach einer Gangtrainereinheit mit der wurden 2017 in mehreren neurologischen Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland die Setup-Zeiten aus insgesamt 33 Einheiten erfasst und ausgewertet.

Die Setup-Prozeduren wurden hierzu zunächst standardisiert: 1) Anlage des Sicherheitsgurtes; 2) Einhängen des Patienten in das Aufrichtsystem; 3) Sicherung der Füße in den Fußplatten; 4) Aufrich­ten des Patienten; 5) Einstellen der Gewichtsentlastung; 6) Einstellen der Schrittlänge.
In Abhängigkeit vom Mobilitätsgrad des Patienten konnte die Anlage des Sicherheitsgurtes im Sitz oder Stand erfolgen. Die Entscheidung oblag dem behandelnden Therapeuten. Die Zeiterfassung startete immer mit dem Beginn der Gurt­anlage und endete mit dem Start des Trainings.
Nach dem Training erfolgte der Transfer aus dem Gangtrainer direkt zurück in den Rollstuhl (in umgekehrter Reihenfolge zum oben beschriebenen Ablauf). Die Zeiterfassung begann hier mit dem Stopp des Trainings und endete mit vollständiger Befreiung des Patienten aus dem Sicherheitsgurt.
Kurz erklärt – Die Functional Ambulation Categories (FAC) geben Auskunft darüber, wie viel Unterstützung ein Patient beim Gehen benötigt.
FAC0 – Der Patient kann nicht gehen oder benötigt die Hilfe von zwei oder mehr Hilfspersonen. Die Gehstrecke ist, falls Gehen überhaupt ersichtlich ist, deutlich und klar erkennbar unter 15 Metern.
FAC1 – Der Patient ist auf andauernde Hilfe einer Person ange­wiesen, welche hilft, das Gewicht zu tragen und das Gleichgewicht zu halten. Eine Hilfsperson stützt die gesamte Zeit. Das kann zum Beispiel durch eine Videoaufnahme verdeutlicht werden. Körperkontakt ist min­destens einmal klar erkennbar. Ein Fallen des Patienten wird durch die Hilfsperson deutlich verhindert. Eine Hand der Hilfsperson, welche das Bein stützt beziehungsweise Gewicht tragen hilft, ist deutlich zu sehen.
FAC2 – Der Patient ist auf andauernde oder regelmäßig unterbrochene Hilfe einer Person zur Sicherung des Gleichgewichts und der Koordination angewiesen. Kein Oberkörperkontakt der Hilfsperson am Patienten – und es ist auch keine Abnahme des Körpergewichtes durch die Hilfsperson erkennbar. Die Hilfsperson bzw. der Physiotherapeut setzt mit der Hand oder dem Fuß mindestens einmal das betroffene Bein des Patienten. Zur Sicherung des Patienten wendet die Hilfsperson nur Handkontakt an.
FAC3 – Der Patient ist auf verbale Unterstützung oder Begleitung einer Person angewiesen, unmittelbare physische Hilfe ist jedoch ausgeschlossen. Die Hilfsperson bzw. der Physiotherapeut setzt keinesfalls mit Hand oder Fuß das betroffene Bein des Patienten. Keinerlei „Handkontakt“ zur Sicherung des Patienten jedweder Art ist erlaubt. Hände können aber in Bereitschaft sein.
FAC4 – Der Patient geht selbständig in der Ebene, nur noch geringe Hilfe zum Beispiel beim Treppensteigen oder auf schwierigen Bodenverhältnissen oder Untergründen erforderlich.
Es ist weder Kontakt noch eine Bereitschaft der Hilfsperson zuzugreifen erkennbar. Umkehren, drehen oder wenden ist dem Patien­ten ohne Hilfe möglich. Auf Treppen und im Außenbereich ist jedoch ein alleiniges Gehen des Patienten nur mit Hilfsperson möglich.
FAC5 – Der Patient ist in allen Belangen selbständig gehfähig. Selbst auf Treppen und im Außenbereich ist alleiniges Gehen des Patienten ohne Hilfsperson möglich.
Assessments

Die Functional Ambulation Categories (FAC) dienten der Bestimmung der Gehfähigkeit der Patien­ten. Die FAC unterscheiden ungeachtet des Einsatzes von Hilfsmitteln in sechs Kategorien (0 bis 5), wieviel Hilfe ein Patient beim Gehen benötigt. Kategorie 0 bezeichnet einen gänzlich gehunfähigen Patienten und Kategorie 5 einen Patienten, der selbstständig alle Wege in der Klinik, einschließlich der Treppen, zurücklegt.

In Ergänzung zu den FAC wurde für die Subgruppenanalyse zudem die Ausgangsstellung (ASTE) dokumentiert, in der die Anlage des Sicher­heitsgurtes erfolgte (Subgruppe: ASTE Sitzend und ASTE Stehend).
Patienten

Die Auswahl der Patienten richtete sich nach der Schwere der Mobilitätseinschränkung und erfolgte unabhängig von der Ätiologie der zugrundeliegenden Erkrankung.
Einschlusskriterien waren eine neurologische Grunderkrankung und ein Lebensalter zwischen 18 und 79 Jahren. Die Patienten mussten an der Bettkante mit den Füßen auf dem Boden sitzen können, durften jedoch noch nicht selbstständig gehen können: entweder gar nicht (FAC-0), mit Hilfe von zwei Therapeuten (FAC-1) oder mit Hilfe eines Therapeuten (FAC-2). Zudem mussten alle Patienten zuvor schon mindestens drei Trainings­einheiten absolviert haben.

Ausschlusskriterien waren: Akute Verwirrtheit, akutmedizinischer Behandlungsbedarf, subjektive Angabe der Kreislaufüberbelastung im assistierten Stehversuch, aktivierte Arthrose der großen Beingelenke, schwere Beugespastik der großen Beingelenke mit einem Extensionsdefizit für Knie und Hüfte > 30°, offene Stellen im Bereich von Pols­ter- oder Gurtauflagen.
Es wurde versucht, alle im Untersuchungszeitraum in Frage kommenden Patienten aufzunehmen. Geplant war der Einschluss von mindestens 30 Patienten (mindestens jedoch 10 Patienten in jeder Subgruppe der FAC 0-2).
Therapeuten

Alle in die Untersuchung eingeschlossenen Thera­peuten mussten mit den Einstellungen und Setup-Abläufen vertraut sein und Routine im Umgang mit dem Gangtrainer vorweisen können.
Bei einer Messung durfte immer nur ein Thera­peut dem Patienten assistieren. Pro Therapeut wurden maximal drei Patientendurchläufe dokumentiert.
Statistik

Zunächst wurden die Mittelwerte, Standardfehler und 95 %-Konfidenzintervalle aller Messergebnisse ermittelt. Zudem erfolgte eine Subgruppenanalyse, kategorisiert nach FAC und ASTE.
Als Vortest für die inferenzstatistische Analyse wurden die Daten mit dem Shapiro-Wilk-Test und Kolmogorow-Smirnow-Test bei gewähltem Signifikanzniveau von α = 5 % (p = 0.05) auf Normalverteilung hin überprüft. Die empirische Verteilung der Messergebnisse wich nicht signifikant von einer Normalverteilung ab (Shapiro-Wilk: z = .959, .971; p = .242, .508; df = 33 und Kolmogorow-Smirnow: z = .094, .104; p = .200; df = 33). Beide Tests bestätigten die Vermutung einer Normalverteilung. Unter Annahme der Null-Hypo­these konnten die Mittelwerte und Standardfehler der Subdomänen in Folge mit einem t-Test für unabhängige Stichproben auf signifikante Unterschiede hin untersucht werden. Als Signifikanzniveau wurde auch hier α = 5 % (p = 0.05) festgelegt.

Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS® Statistics für Macintosh, Version 24.00.00.
Ergebnisse

Insgesamt konnten 33 Patienten im Untersuchungszeitraum rekrutiert werden, von denen 11 der Subgruppe „FAC 0“, 10 der Subgruppe „FAC 1“ und 12 der Subgruppe „FAC 2“ zugeordnet werden konnten. Bei 21 der 33 Patienten erfolgte die Anlage des Sicherheitsgurtes im Sitzen. Bei den übrigen 12 Patienten konnte der Therapeut den Sicherheitsgurt im Stand anlegen.

Die durchschnittliche Setup-Zeit vor der Thera­pie betrug 4.43 Minuten (CI 95 % 4.20 – 5.07 min) und nach der Therapie 2.04 Minuten (CI 95 % 1.51 – 2.17 min).
Bei Patienten der Patientengruppe „FAC 0“ lag die mittlere Setup-Zeit vor der Therapie bei 5.40 Minuten (CI 95 % 5.17 – 6.03 min) in der Gruppe „FAC 1“ bei 5.00 Minuten (CI 95 % 4.31 – 5.29 min) und in der Gruppe „FAC 2“ bei 3.37 Minuten (CI 95 % 3.08 – 4.06 min). Nach der Therapie lag die mittlere Setup-Zeit in der Gruppe „FAC 0“ bei 2.35 Minuten (CI 95 % 2.19 – 2.51 min), in der Gruppe „FAC 1“ bei 1.54 Minuten (CI 95 % 1.34 – 2.14 min) und in der Gruppe „FAC 2“ bei 1.44 Minuten (CI 95 % 1.22 – 2.05 min).

Die Setup-Zeit in der Gruppe „ASTE Sitzend“ lag vor der Therapie bei durchschnittlich 5.25 Minuten (CI 95 % 5.07 – 5.42 min) und nach der Therapie bei 2.13 Minuten (CI 95 % 1.56 – 2.30 min). In der Gruppe „ASTE Stehend“ lag die Setup-Zeit vor der Therapie bei 3.31 Minuten (CI 95 % 3.10 – 3.52 min) und nach der Therapie bei 1.48 Minuten (CI 95 % 1.29 – 2.08 min). In der Gruppe „FAC 1“ war die Setup-Zeit vor der Therapie im Vergleich zur Gruppe „FAC 0“ 0.40 Minuten (SD 0.17 min; p = .027) kürzer und in der Gruppe „FAC 2“ verglichen zur Gruppe „FAC 1“ 1.23 Minuten (SD 0.19 min; p = 0,001) kürzer.

Nach der Therapie war die mittlere Setup-Zeit in der Gruppe „FAC 1“ verglichen zur Gruppe „FAC 2“ 0.41 Minuten (SD 0.11 min; p = 0,002) kürzer und im Vergleich der Gruppe „FAC 2“ zur Gruppe „FAC 1“ 0.10 Minuten (SD 0.13 min; p = .455) kürzer. Die Setup-Zeit in der Gruppe „ASTE Stehend“ war im Vergleich zur Gruppe „ASTE Sitzend“ vor der Therapie durchschnittlich 1.54 Minuten (SD 0.13 min; p = .001) und nach der Therapie 0.25 Minuten (SD 0.13 min; p = .06) kürzer.
Diskussion

Ziel der Untersuchung war die Erhebung der durchschnittlichen Setup-Zeiten beim Einsatz des Gangtrainers THERA-Trainer lyra im Rahmen der Lokomotionstherapie. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die benötigte Zeit für Setup und Transfer im Durchschnitt bei etwa 7 Minuten liegt. Ausgehend von der Annahme, dass eine Gangtrainereinheit durchschnittlich 30 Minuten dauert, bleiben rund 23 Minuten für das aktive Training im Gerät.

Insbesondere vor der Therapie verkürzt sich die Setup-Zeit mit zunehmendem Mobilitätsgrad des Patienten. Großen Einfluss scheint hier vor allem die Ausgangsstellung bei Anlage des Si­cherheitsgurtes zu haben. Die Anlage des Gurtes im Stand verkürzt die Setupzeit etwa um ein Drittel. Das deckt sich mit Ergebnissen qualitativer Befragungen. Therapeuten bestätigen, dass das Anlegen des Sicherheitsgurtes im Stand einfacher ist und zu einer spürbaren Zeitersparnis führt.
Implikation für die klinische Praxis
Patienten sollten entsprechend ihrer motorischen Fähigkeiten aktiv in die Vor- und Nachbereitung der elektromechanischen Gangtherapie einbezogen werden. Dadurch besteht die Chance, die Setup-Zeiten zu verkürzen, um mehr Zeit für das aktive Training im Gerät zu generieren.
Mit der lyra bleiben bei einer Gangtrainereinheit, die durch-schnittlich 30 Minuten dauert, rund 23 Minuten für das aktive Training im Gerät.
Sofern möglich, sollte die Anlage des Sicherheitsgurtes im Stand erfolgen, da hierdurch am meisten Zeit eingespart werden kann. Wartezeiten beim direkten Wechsel von einem Patienten zum nächsten können zum Beispiel durch Einsatz mehrerer Gurtsysteme und eine überlappende Terminplanung kompensiert werden.
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ambulante Rehabilitation
Fachkreise
Gait
lyra
Produkte
Stationäre Rehabilitation
Technologie & Entwicklung
THERAPY Magazin
Author
Jakob Tiebel
Inhaber, N+ Digital Health Agency
Jakob Tiebel Studium in angewandter Psychologie mit Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft. Klinische Expertise durch frühere therapeutische Tätigkeit in der Neurorehabilitation. Forscht und publiziert zum Theorie-Praxis- Transfer in der Neurorehabilitation und ist Inhaber von Native. Health, einer Agentur für digitales Gesundheitsmarketing.
References:

Verwandte Inhalte

Icon_Call_sized

Meet our specialists.

Are you interested in our solutions? tzkjtrzktzkmrz Schedule a meeting with a Consultant to talk through your strategy and understand how TEHRA-Trainer can help you to advance rehabilitation.








    * Required fields

    Keep up to date.
    Subscribe to the THERA-Trainer newsletter and get all the latest news.