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THERAPY-Magazin
Therapie von schwerstbetroffenen Patienten

Effektive Therapie für schwerstbetroffene Patienten: Frühmobilisierung, Vertikalisierung mit modernen Geräten wie dem THERA-Trainer balo, und warum Kipptische keine optimale Lösung sind.

Author
Janine Ehlers
Diplom-Sprachheilpädagogin, Ergotherapeutin und Fachtherapeutin Wachkoma
Sowohl im häuslichen Bereich als auch in der stationären Pflege trifft man auf schwerstbetroffene Patienten, die viel zu selten mobilisiert werden. Die Therapie findet liegend im und am Bett statt. Kommunikation auf Augenhöhe findet kaum statt; es wird viel mehr über den Patienten in einem Kommunikationsgefälle von oben (stehend) nach unten (liegend) gesprochen. Dies geschieht sicherlich nicht aus einer bösen Absicht heraus. Die Angst »etwas falsch zu machen«, dem Patienten Schmerzen zuzufügen oder ihn zu überfordern, steht meist im Vordergrund.
Adäquate Therapie und Pflege schwerstbetroffener Patienten in der Häuslichkeit ist ein wichtiger werdendes Thema. Fortschritte in der medizinischen Technologie lassen die Überlebensrate schwerkranker oder schwerverletzter Personen drastisch ansteigen. Von der Neonatologie bis zur Geriatrie sind hochentwickelte Systeme zur Lebenserhaltung in der Lage, vital gefährdete Patienten zu retten und ihre Lebensspanne um ein Vielfaches zu verlängern. Die von Schädel-Hirn-Traumen, Herzinfarkten und Schlaganfällen betroffenen Patienten, sowie chronisch erkrankte Menschen benötigen deshalb immer häufiger langfristige, z.T. außerklinische, intensivmedizinische Betreuung. Ein neues, herausforderndes Betätigungsfeld für die unterschiedlichen Gesundheitsberufe wurde geschaffen. Pflege, Atemtherapie, Physio-, Ergo- und Sprachtherapie müssen sich anpassen und in ihrer inhaltlichen Ausrichtung neu orientieren. Das gemeinsame Bestreben der involvierten Professionen und Disziplinen ist das Sicherstellen und die Verbesserung der Lebensqualität
der Betroffenen. Moderne, an die Bedürfnisse von schwerstbetroffenen Patienten angepaßte Geräte, wie der THERA-
Trainer tigo und der THERA-Trainer balo, bieten Therapeuten von der Intensivstation bis ins häusliche Umfeld effiziente Möglichkeiten der Optimierung ihrer Behandlungskonzepte.
Neue Wege durch gerätegestützte Therapie
Die Komplexität und innere Bezogenheit der Symptome schwerstbetroffener Patienten erfordert aktuelles und tiefgreifendes Fachwissen aller am Therapieprozess beteiligten Personen. Symptomkomplexe wie Spastiken, Kontrakturen, Dysphagien und Respiratorabhängigkeit können durch frühzeitige Mobilisierung und Vertikalisierung vermieden oder gemildert werden.

Eine Mobilisierung und Aktivierung mit dem Cycling Bewegungstrainer THERA-Trainer tigo bleibt nicht nur wachen und leichter betroffenen Patienten vorbehalten. Selbst bei Menschen im Wachkoma kann durch passives oder assistives Training mit dem THERA-Trainer tigo das Herz-Kreislauf-System und die Stoffwechselvorgänge aktiviert, sowie die Beweglichkeit erhalten bzw. verbessert werden.
Eine vollständige physiologische Vertikalisierung, also Aufrichtung, kann nur in einer stehenden Position gelingen. Ein physiologisches, biomechanisch günstiges Stehen erfordert den Körperschwerpunkt entlang der Lotlinie im Bereich der unteren Wirbelsäule. Je weiter ein Körperteil von der Lotlinie abweicht, umso mehr werden Knochen, Bandscheiben, Bänder, Sehnen und Muskulatur aufgrund der Schwerkraft belastet. Wir sprechen erst dann von einer Vertikalisierung, wenn der Mensch von Kopf bis Fuß über den Körperschwerpunkt ins Lot gebracht wird. Dies ist jedoch nur möglich, wenn das Becken in einer weitwinkligen Stellung dynamisch stabil gehalten wird. Am leichtesten erfolgt diese dynamische Stabiliserung in einer stehenden Position. Die Mobilisierung an die Bettkante ist demnach noch keine »echte« Vertikalisierung, da erst in vollständiger Aufrichtung der schwerstbetroffene Patient die notwendige biomechanische Unterstützung erhält, um adäquate Rumpf- und Kopfkontrolle erlernen zu können.

Bei schwerstbetroffenen Patienten mit defizitärer Kopf- und Rumpfkontrolle, sowie mangelndem Tonus in den unteren Extremitäten ist die therapeutische Aufrichtung in den Stand nur schwer ohne entsprechende Hilfsmittel umzusetzen. Es bietet sich deshalb eine frühzeitige Vertikalisierung mit einem flexibel einstellbaren Stehgerät an. Ein starres Stehgerät, ohne Möglichkeiten über flexible Knie- und Beckenpelotten die individuelle und aktuelle Gelenkbeweglichkeit des Patienten zu unterstützen, ist wenig sinnvoll. Der THERA-Trainer balo bietet Therapeuten, Pflegekräften und gut geschulten Angehörigen die Möglichkeit ein effizientes, kräfteschonendes Stehtraining durchzuführen ohne Fallangst beim Patienten zu provozieren. Die Option statisch, als reines Stehgerät, oder dynamisch, als Balancetrainer, arbeiten zu können, ermöglicht eine individuelle Anpassung der Trainingssituation an die jeweilige Tagesverfassung und/oder die Therapiefortschritte des Patienten.

Pat Davies forderte schon vor 20 Jahren das tägliche Stehen mit schwerstbetroffenen Patienten, beginnend auf der Intensivstation [1].

Wissenschaftliche Studien [3][4] und neue Rehabilitationskonzepte [5][6] zeigen, dass passive Mobilisierung am und/oder im Krankenbett nicht ausreichend ist, um den Weg zu einer aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ebnen. Die Mobilisation aus dem Bett in eine stehende Position nimmt einen immer größeren Stellenwert in der Behandlung schwerstbetroffener Patienten, sowohl im innerklinischen, als auch im außerklinischen Setting ein.
Je früher, desto besser! Stehen schon auf Intensivstation
In den letzten Jahren konnte eine Steigerung der Bedeutung frühzeitig einsetzender therapeutischer Maßnahmen beobachtet werden. Studien aus dem Bereich der Intensivmedizin belegen, dass ein frühzeitiger Beginn therapeutischer Interventionen Immobilität, Bettlägerigkeit und sensorische Deprivation verhindern kann [7][8][3]. Eine randomisierte kontrollierte Studie bei beatmeten Patienten auf Intensivstation [9] zeigt, dass eine Kombination aus Unterbrechung der Sedierung und zeitgleichem Beginn ergotherapeutischer und physiotherapeutischer Behandlung schon in der Frühphase zu einem besseren Outcome führt, als die alleinige auf Intensivstation übliche Standardpflege.

Schwer beeinträchtigte Patienten, die völlig von fremder Hilfe abhängig sind, werden zum individuell frühestmöglichen Zeitpunkt aus dem Bett mobilisiert, aktiviert und zum Stand aufgerichtet. Eine Frühmobilisierung ist selbst bei intubiert beatmeten Patienten möglich [10]. Diese einfachen therapeutischen Maßnahmen in den frühesten Tagen der mechanischen Beatmung können so die Dauer des Deliriums reduzieren und zu besseren funktionellen Ergebnissen bei der Entlassung führen [11][9].
Stehen mit Menschen im Wachkoma
Das Wachkoma gehört zu den am wenigsten verstandenen medizinischen Phänomenen. Die Fülle an Differentialdiagnosen und Definitionen des Wachkomas führen zu Verwirrung und Fehldiagnosen [4], das Ausmaß der verbliebenen Fähigkeiten wird unterschätzt, falsche Prognosen gestellt und wichtige Rehabilitationschancen vertan [12][13]. Studien der Rehabilitationsmedizin [14][15][16] zeigen, dass bei Patienten im Wachkoma durch adäquate Therapie auch nach Jahren eine Remission der Symptome erreicht werden bzw. das Entstehen von schwerwiegenden Sekundärsymptomen reduziert oder verhindert werden kann.

Neben dem grundsätzlichen Verständnis des Wachkomas als »menschenmögliche Seinsweise« [17], sollte im therapeutischen Setting die Diagnose Wachkoma nicht als final betrachtet, sondern vielmehr als Prozess in dem funktionelle Fähigkeiten wiedererlangt werden können. Wachkoma-Studien [4] unterstreichen, daß eine Optimierung der Position des Patienten in eine vertikale Position zu einem besseren Outcome in Diagnostik und Therapie führt. Ein flexibel einsetzbares Therapiegerät wie der THERA-Trainer balo bietet hier optimale Möglichkeiten sowohl für die Diagnostik, als auch das individuell angepaßte Behandlungskonzept.
Vom Kipptisch ist dringend abzuraten
Von einer Vertikalisierung schwerstbetroffener Patienten mit dem Kipptisch ist dringend abzuraten. Ein Kipptisch erscheint auf den ersten Blick zwar deutlich praktikabler, gerade für Menschen im Wachkoma. Die Vertikalisierung ist einfacher und für den Therapeuten scheinbar risikoarm und wenig anstrengend. Aber kann man bei der Aufrichtung eines Patienten mit einem Kipptisch wirklich von Vertikalisierung sprechen? Eine Aufrichtung von Kopf bis Fuß über dem Körperschwerpunkt im Lot ist mit einen Kipptisch definitiv nicht umzusetzen. Ähnliches gilt auch für Rollstühle mit Aufstehfunktion. Es sprechen aber noch einige andere Dinge für den Einsatz des THERA-Trainer balo, anstatt eines Kipptisches.

Ein Aufrichten aus dem Liegen in den Stand ohne Hüft- und Kniebeugung führt zu Angst und Unsicherheit [2]. Die Patienten drücken ihr Gewicht nach hinten gegen die Unterstützungsfläche des Tisches, da sie häufig das Gefühl haben, der Tisch sei schon zu weit nach vorne gekippt, obwohl er sich noch gar nicht in der Vertikalen befindet. Die Plantarflexion der Füße und das Krallen der Zehen in Flexion (Spitzfuß) werden so deutlich verstärkt. Der eigentlich positive Effekt des Stehens (siehe oben) wird aufgehoben und es kommt zu Extensions-Massenbewegungen in den unteren Extremitäten [2][1].

Eine Vertikalisierung mit dem THERA-Trainer balo hingegen ermöglicht ein Aufstehen aus dem Sitzen mit Hüft- und Knieflexion. Wahrnehmungsbeeinträchtige Patienten können sich besser auf das Aufrichten in den Stand vorbereiten. Die Tischeinheit mit Bauchpolster bietet zudem Halt und Möglichkeit sich abzustützen. Außerdem schafft der Tisch eine visuelle Begrenzung und reduziert so die Fallangst des Patienten.
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Author
Janine Ehlers
Diplom-Sprachheilpädagogin, Ergotherapeutin und Fachtherapeutin Wachkoma
Janine Ehlers ist Diplom-Sprachheilpädagogin, Ergotherapeutin und Fachtherapeutin Wachkoma. Sie leitet drei interdisziplinäre Therapiezentren in Kerpen, Köln und Solingen mit Schwerpunkt außerklinische Intensivversorgung und behandelt dort vorrangig Menschen im Wachkoma, tracheotomierte und respiratorabhängige Patienten. Sie promoviert am Department für Neurowissenschaften & Rehabilitation der Universität zu Köln. Janine Ehlers engagiert sich aktiv in der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung und ist Gründungsmitglied der dort ansässigen AG Therapeuten in der Heimbeatmung.
References:
  1. Davies, P. (1996): Stehen mit dem bewußtlosen Patienten. In: Lipp,B. & Schlaegel, W. (Hg.): Wege von Anfang. Frührehabilitation schwerst hirngeschädigter Patienten. Neckar Verlag GmbH.
  2. Davies, P. (1994): Starting again. Early Rehabilitation after Traumatic Brain Injury or Other Severe Brain Lesion. Springer-Verlag.
  3. Jakob, S.M., Takala, J. (2009): Physical and occupational therapy during sedation stops. In: The Lancet 373 [9678], 1824- 1826.
  4. Gill- Thwaites, H. (2006): Lotteries, loopholes and luck: Misdiagnosis in the vegetative state patients. In: Brain Injury 20 (13-14), 1321-1328.
  5. Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung (Hg.) (2004): Pflegeeinrichtungen für Menschen im Wachkoma. Expertengespräch zur Errichtung von Pflegeplätzen für Menschen mit erworbenen neurologischen Behinderungen Wachkoma in der Phase F. Unter Mitarbeit von Kuratorium Deutsche Altershilfe. Köln.
  6. Schäfer, S. (2009): Fachpflege Beatmung. Urban & Fischer.
  7. Affleck AT et al. Providing occupational therapy in an intensive care unit. American Journal of Occupational Therapy 1987, 5, 323–332.
  8. Griffiths RD, Hall JB. (2010): Intensive care unit-acquired weakness. Critical Care Medicine. 3, 779–787.
  9. Schweickert, W.D. et al. (2009): Early physical and occupational therapy in mechanically ventilated, critically ill patients: a randomized controlled trial. In: The Lancet 373 [9678], 1874- 1882.
  10. Nydahl, P. et al. (2010): Möchten Sie heute aufstehen? Gehen mit beatmeten Patienten. In: PflegenIntensiv 1, 21-25.
  11. Needham DM et al. Early physical medicine and rehabilitation for patients with acute respiratory failure: a quality improvement project. Archives of Physical Medicine and Rehabilitation. 2010, 4, 536–542.
  12. Herkenrath, A. (2006): Musiktherapie mit Menschen in der Langzeitphase des Wachkomas. Aspekte zur Evaluation von Wahrnehmung und Bewusstsein. In: Neuro Rehabil, Jg. 12, H. 1, S. 22–32.
  13. Zieger, A. (Hg.) (2004): Neurorehabilitation bei diffuser Hirnschädigung. Neuropsychologie, Neuropharmakologie, Botulinumtoxin ; aktuelle Entwicklungen in der Behandlung des Apallischen Syndroms, von Aufmerksamkeits-, Affekt- und Gedächtnisstörungen und der Multiplen Sklerose. Bad Honnef: Hippocampus-Verl. (Rehabilitationswissenschaftliche Reihe).
  14. Prigatano, G. P. (1999): Principles of neuropsychological rehabilitation. New York: Oxford Univ. Press. Pohlman MC et al.Feasibility of physical and occupational therapy beginning from initiation of mechanical ventilation. Critical Care Medicine. 2010, 11, 2089–2094.
  15. Binder, J. et al (1999): Therapieeffekte in der neurologischen Langzeitrehabilitation. Methodik und erste Ergebnisse einer Interventionsstudie. In: Wild, Klaus R. H. von (Hg.): Das schädelhirnverletzte Kind. Motorische Therapie. Qualitätsmanagement. München: Zuckschwerdt (Fortschritte in der Neurotraumatologie und klinischen Neuropsychologie, 3).
  16. Bienstein, C.; Hannich H. -J (2001): Forschungsprojekt zur Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Förderungs- und Lebensgestaltungskonzepten für Wachkoma- und Langzeitpatienten im stationären und ambulanten Bereich, anhand von zu entwickelnden Qualitätskriterien/1.
  17. Nydahl, P. (2007): Wachkoma: Betreuung, Pflege und Förderung eines Menschen im Wachkoma. Urban & Fischer.

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