
THERAPY-Magazin
Weniger ist manchmal mehr – auf der Jagd nach neuen Features
Erfahren Sie, wie nutzerzentrierte Entwicklung von Therapiegeräten Overengineering vermeidet und Therapeuten durch intuitive, einfache Lösungen unterstützt. Effizienz trifft auf Innovation.

Redaktion
THERAPY Magazin
Nutzerzentrierte Entwicklung von Robotik- und Therapiegeräten für die Neurorehabilitation setzt interdisziplinäre Zusammenarbeit voraus.
Die Anwendung roboter- und technologiegestützter Therapien in der Neurorehabilitation boomt. Vor der Entwicklung neuer Therapiegeräte muss eine gründliche Auseinandersetzung mit den Kundenanforderungen stehen. Hersteller sind nämlich anfällig für Overengineering. Sie stecken viel Zeit in Entwicklungsprojekte und wollen ihre Produkte möglichst „perfekt” machen. Dabei weiß niemand besser als die Therapeuten, die in der Praxis mit den Geräten arbeiten, worauf es ankommt, erklärt Otto Höbel (CTO THERA-Trainer) im Interview. Sie gilt es strukturiert zu befragen und sich auf ihre Anforderungen zu konzentrieren.
Overengineering vermeiden und auf Kundennutzen konzentrieren
Die Förderung von evidenzbasierten roboter- und technologiegestützten Therapien in der Neurorehabilitation hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten Innovations- und Transformationsschub ausgelöst. Ein wichtiger Fortschritt; denn der Einsatz neuer Technologien hilft Therapeuten ihr Behandlungsspektrum zu erweitern und komplexe Therapien effizienter und sicherer zu machen. Der Innovationsgeist und die Suche nach ausgefeilten Lösungen hat aber auch eine Schattenseite. Hersteller vergessen dabei manchmal, dass nicht das Produkt im Mittelpunkt stehen darf, sondern die Wünsche und Bedürfnisse der Anwender. Ein Therapiegerät, das aus Entwicklersicht perfekt ist, muss nicht zwingend perfekt für den Alltag sein.
Die ständige Suche nach dem Mehr, Besser, Hipper führt in der Medizintechnik zunehmend zu einem Phänomen, das in Fachkreisen als Overengineering bezeichnet wird. Ein Therapiegerät wird mit möglichst vielen Features und Funktionen ausgestattet. Getreu dem Motto: Viel hilft viel. „In Wirklichkeit ist das die zweitbeste Wahl”, sagt Otto
Höbel, Geschäftsführer für Technologie und Entwicklung bei THERA-Trainer.
Die Förderung von evidenzbasierten roboter- und technologiegestützten Therapien in der Neurorehabilitation hat in den vergangenen Jahren einen regelrechten Innovations- und Transformationsschub ausgelöst. Ein wichtiger Fortschritt; denn der Einsatz neuer Technologien hilft Therapeuten ihr Behandlungsspektrum zu erweitern und komplexe Therapien effizienter und sicherer zu machen. Der Innovationsgeist und die Suche nach ausgefeilten Lösungen hat aber auch eine Schattenseite. Hersteller vergessen dabei manchmal, dass nicht das Produkt im Mittelpunkt stehen darf, sondern die Wünsche und Bedürfnisse der Anwender. Ein Therapiegerät, das aus Entwicklersicht perfekt ist, muss nicht zwingend perfekt für den Alltag sein.
Die ständige Suche nach dem Mehr, Besser, Hipper führt in der Medizintechnik zunehmend zu einem Phänomen, das in Fachkreisen als Overengineering bezeichnet wird. Ein Therapiegerät wird mit möglichst vielen Features und Funktionen ausgestattet. Getreu dem Motto: Viel hilft viel. „In Wirklichkeit ist das die zweitbeste Wahl”, sagt Otto
Höbel, Geschäftsführer für Technologie und Entwicklung bei THERA-Trainer.
„Never fall in love with your product, always fall in love with your customers”
Redaktion: Herr Höbel, vor dem Hintergrund des geschilderten Phänomens: Wie stehen Sie dem Problem des Overengineerings als Hauptverantwortlicher für Technologie und Entwicklung bei THERA-Trainer gegenüber?
Otto Höbel: Was ich häufig höre sind Aussagen wie: „Der Wettbewerber hat dieses oder jenes neue Feature. Wir brauchen das auch. Nur besser!” (schmunzelt). Da werde ich dann hellhörig. Zum einen ist es natürlich wichtig zu wissen, was der Wettbewerb macht. Zum anderen aber, weil in solchen Fällen schnell meine Entwickler an ein Thema gesetzt werden, das nie hinterfragt und genauer analysiert wurde. Also wenn Sie mich fragen, wie ich dazu stehe, dann sage ich: zunehmend kritisch!
Otto Höbel: Was ich häufig höre sind Aussagen wie: „Der Wettbewerber hat dieses oder jenes neue Feature. Wir brauchen das auch. Nur besser!” (schmunzelt). Da werde ich dann hellhörig. Zum einen ist es natürlich wichtig zu wissen, was der Wettbewerb macht. Zum anderen aber, weil in solchen Fällen schnell meine Entwickler an ein Thema gesetzt werden, das nie hinterfragt und genauer analysiert wurde. Also wenn Sie mich fragen, wie ich dazu stehe, dann sage ich: zunehmend kritisch!
Redaktion: Ist es nicht Aufgabe der Entwicklung, sich mit Problemen rund um neue Features und Funktionen auseinanderzusetzen?
Otto Höbel: Nein. Die Ingenieure tun dann zwar ihr Bestes, um auf Grundlage schwammiger Aussagen und fehlender Spezifikationen ein gewünschtes Feature zu entwickeln. Das Ende vom Lied ist meistens ein Produkt, das zwar mit gut klingenden Werbeaussagen geschmückt werden kann, aber im Wesentlichen komplett an den Kundenbedürfnissen vorbei entwickelt wurde. Es hat zu Beginn die Frage gefehlt: „Welchen Nutzen für welche Kunden soll das Feature stiften?” Erst danach macht es Sinn, dass sich das Entwicklungsteam damit beschäftigt. Und dann finden Sie auch gute Lösungen.
Otto Höbel: Nein. Die Ingenieure tun dann zwar ihr Bestes, um auf Grundlage schwammiger Aussagen und fehlender Spezifikationen ein gewünschtes Feature zu entwickeln. Das Ende vom Lied ist meistens ein Produkt, das zwar mit gut klingenden Werbeaussagen geschmückt werden kann, aber im Wesentlichen komplett an den Kundenbedürfnissen vorbei entwickelt wurde. Es hat zu Beginn die Frage gefehlt: „Welchen Nutzen für welche Kunden soll das Feature stiften?” Erst danach macht es Sinn, dass sich das Entwicklungsteam damit beschäftigt. Und dann finden Sie auch gute Lösungen.
Redaktion: Würden Sie also sagen, es müssen nicht unbedingt viele Features und Funktionen sein, sondern vor allem die richtigen, die am Ende in einem Produkt landen?
Otto Höbel: Ja genau. Setzen Sie sich zum Beispiel in ein modernes Auto mit Vollausstattung. Da begegnen ihnen Features und Funktionen, die Sie nie brauchen werden und die nur dazu führen, dass Sie Schwierigkeiten haben werden, wichtige Funktionen schnell zu finden und intuitiv zu bedienen. In der Therapie sind solche „Usability Issues” gravierend. Ein Therapiegerät greift in einen sensiblen Anwendungsbereich ein. Es muss eine Behandlung am Menschen unterstützen. Der Fokus darf dabei nicht auf der Bedienung des Gerätes liegen, sondern muss zu 100 Prozent auf den Patienten gerichtet sein. So wie der Blick beim Autofahren auf die Straße gehört und nicht auf irgendwelche Bedienelemente im Auto.
Otto Höbel: Ja genau. Setzen Sie sich zum Beispiel in ein modernes Auto mit Vollausstattung. Da begegnen ihnen Features und Funktionen, die Sie nie brauchen werden und die nur dazu führen, dass Sie Schwierigkeiten haben werden, wichtige Funktionen schnell zu finden und intuitiv zu bedienen. In der Therapie sind solche „Usability Issues” gravierend. Ein Therapiegerät greift in einen sensiblen Anwendungsbereich ein. Es muss eine Behandlung am Menschen unterstützen. Der Fokus darf dabei nicht auf der Bedienung des Gerätes liegen, sondern muss zu 100 Prozent auf den Patienten gerichtet sein. So wie der Blick beim Autofahren auf die Straße gehört und nicht auf irgendwelche Bedienelemente im Auto.
Der Einsatz eines Therapiegerätes rechnet sich nur, wenn es im klinischen Betrieb möglichst unterbrechungs- und fehlerfrei läuft und gerne viel genutzt wird.
Redaktion: Welchen negativen Einfluss hat Overengineering auf den Entwicklungsprozess?
Otto Höbel: Overengineering bedeutet, Produkte erhalten Eigenschaften, die von Kunden nicht gefordert wurden und damit im engeren Sinne auch nicht den Unternehmenszielen entsprechen. Es handelt sich also um eine Verschwendung von Ressourcen. Sie müssen bedenken, dass Therapiegeräte Medizinprodukte sind, die in einem streng regulierten Prozess entwickelt werden müssen. Das ist auch gut so, denn dadurch wird die Sicherheit im klinischen Einsatz gewährleistet. Durch das Planen, Konstruieren und Testen unnötiger Funktionen und Merkmale geht viel Zeit verloren, was Verzögerungen bei der Markteinführung nach sich ziehen kann.
Otto Höbel: Overengineering bedeutet, Produkte erhalten Eigenschaften, die von Kunden nicht gefordert wurden und damit im engeren Sinne auch nicht den Unternehmenszielen entsprechen. Es handelt sich also um eine Verschwendung von Ressourcen. Sie müssen bedenken, dass Therapiegeräte Medizinprodukte sind, die in einem streng regulierten Prozess entwickelt werden müssen. Das ist auch gut so, denn dadurch wird die Sicherheit im klinischen Einsatz gewährleistet. Durch das Planen, Konstruieren und Testen unnötiger Funktionen und Merkmale geht viel Zeit verloren, was Verzögerungen bei der Markteinführung nach sich ziehen kann.
Redaktion: Die von Ihnen angesprochenen Autos mit Vollausstattung sind zudem meist ziemlich teuer. Inwieweit haben überflüssige Funktionen Einfluss auf die Preisentwicklung von Therapiegeräten?
Otto Höbel: Therapiegeräte sind grundsätzlich einmal immer teuer. Das stößt vor allem bei Anwendern häufig auf Unverständnis. Die hohen Preise ergeben sich aus den Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen, die an Medizinprodukte gestellt werden. Bei Fällen von Overengineering wird die Entwicklung, Fertigung und Montage jedoch aufwändiger, je mehr Funktionen ein neues Produkt aufweist. Als Folge unnötig hoher Produktkomplexität nimmt die Gewinnspanne ab und das treibt natürlich den Preis in die Höhe.
Otto Höbel: Therapiegeräte sind grundsätzlich einmal immer teuer. Das stößt vor allem bei Anwendern häufig auf Unverständnis. Die hohen Preise ergeben sich aus den Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen, die an Medizinprodukte gestellt werden. Bei Fällen von Overengineering wird die Entwicklung, Fertigung und Montage jedoch aufwändiger, je mehr Funktionen ein neues Produkt aufweist. Als Folge unnötig hoher Produktkomplexität nimmt die Gewinnspanne ab und das treibt natürlich den Preis in die Höhe.
Redaktion: Das heißt, ein unnötig hoher Funktionsumfang sprengt eher das Preis-Leistungs-Verhältnis als dass dadurch nachweislich ein Nutzen entsteht?
Otto Höbel: Natürlich muss man hier differenzieren. Nicht jedes neue Feature ist per se schlecht. Ganz im Gegenteil. Aber wenn es sich in der Praxis später nicht als nützlich erweist, dann ist das so. Die Entwicklungskosten sind da nicht einmal das größte Übel. Produktkomplexität führt auch immer zu einer höheren Fehleranfälligkeit und damit höheren Servicekosten. Der Einsatz eines Therapiegerätes rechnet sich nur, wenn es im klinischen Betrieb möglichst unterbrechungs- und fehlerfrei läuft und gerne viel genutzt wird. Hier kann Overengineering nicht nur zu Frust, sondern auch zu finanziellen „Nebenwirkungen” führen, da neben Beeinträchtigungen in der Bedienbarkeit auch nicht unbeachtliche hohe Folgekosten auftreten können.
Otto Höbel: Natürlich muss man hier differenzieren. Nicht jedes neue Feature ist per se schlecht. Ganz im Gegenteil. Aber wenn es sich in der Praxis später nicht als nützlich erweist, dann ist das so. Die Entwicklungskosten sind da nicht einmal das größte Übel. Produktkomplexität führt auch immer zu einer höheren Fehleranfälligkeit und damit höheren Servicekosten. Der Einsatz eines Therapiegerätes rechnet sich nur, wenn es im klinischen Betrieb möglichst unterbrechungs- und fehlerfrei läuft und gerne viel genutzt wird. Hier kann Overengineering nicht nur zu Frust, sondern auch zu finanziellen „Nebenwirkungen” führen, da neben Beeinträchtigungen in der Bedienbarkeit auch nicht unbeachtliche hohe Folgekosten auftreten können.
Redaktion: Folglich führt die Suche nach dem Mehr, Besser, Hipper allein nicht zum Erfolg. Doch inwieweit wird durch eine so strikte Pragmatik Innovation gebremst?
Otto Höbel: In der Umgangssprache wird das Wort Innovation gerne im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. Im engeren Sinne resultieren Innovationen aber erst dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreich Anwendung finden und den Markt durchdringen. Hier liegt meiner Meinung nach häufig ein Interpretationsfehler vor.
Otto Höbel: In der Umgangssprache wird das Wort Innovation gerne im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. Im engeren Sinne resultieren Innovationen aber erst dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreich Anwendung finden und den Markt durchdringen. Hier liegt meiner Meinung nach häufig ein Interpretationsfehler vor.
Redaktion: Wie stark bestimmen zusätzliche Features und Funktionen in der heutigen Zeit denn den Innovationsgrad neuer Produkte?
Otto Höbel: Viele Medizintechnikunternehmen bestimmen den Innovationsgrad ihrer Produkte heute über das Vorhandensein von Zusatzfeatures, die oft nicht einmal einen nachweislichen therapeutischen Zusatznutzen haben. In Folge kommt es – wie schon gesagt – zu hohen Entwicklungskosten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Marktpreise aber auf einem attraktiven Niveau bleiben. Das geht dann schnell zulasten der Qualität. In der Praxis erweisen sich overengineerte Produkte meist als labil und fehleranfällig. Für die Hersteller ist das dann sogar noch gut. So können sie ihre Margen nachträglich über Reparaturen und Serviceaufträge aufbessern. Die leidtragenden sind am Ende die Kunden. Bei THERA-Trainer tun wir das deshalb nicht. Vielleicht sind wir dafür einfach zu „oberschwäbisch”. Nein, Spaß bei Seite: Wie in der Medizin haben wir uns das Gebot der Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit auferlegt. Und nach diesem Grundsatz tun wir täglich alles dafür, die besten Therapiegeräte zu entwickeln. Das zeichnet uns aus. Seit nunmehr 30 Jahren. Und das verschließt unserem Innovationsgeist keineswegs die Türen. Ganz im Gegenteil.
Otto Höbel: Viele Medizintechnikunternehmen bestimmen den Innovationsgrad ihrer Produkte heute über das Vorhandensein von Zusatzfeatures, die oft nicht einmal einen nachweislichen therapeutischen Zusatznutzen haben. In Folge kommt es – wie schon gesagt – zu hohen Entwicklungskosten. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Marktpreise aber auf einem attraktiven Niveau bleiben. Das geht dann schnell zulasten der Qualität. In der Praxis erweisen sich overengineerte Produkte meist als labil und fehleranfällig. Für die Hersteller ist das dann sogar noch gut. So können sie ihre Margen nachträglich über Reparaturen und Serviceaufträge aufbessern. Die leidtragenden sind am Ende die Kunden. Bei THERA-Trainer tun wir das deshalb nicht. Vielleicht sind wir dafür einfach zu „oberschwäbisch”. Nein, Spaß bei Seite: Wie in der Medizin haben wir uns das Gebot der Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit auferlegt. Und nach diesem Grundsatz tun wir täglich alles dafür, die besten Therapiegeräte zu entwickeln. Das zeichnet uns aus. Seit nunmehr 30 Jahren. Und das verschließt unserem Innovationsgeist keineswegs die Türen. Ganz im Gegenteil.
Redaktion: Wie schaffen Sie im Unternehmen eine Zusammenarbeit, die „echte Innovation” im Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit möglich macht?
Otto Höbel: Das mag jetzt langweilig klingen. Durch einen nutzungsorientierten Designprozess der in interdisziplinären Teams, bestehend aus Ingenieuren und Anwendungsspezialisten, gelebt wird. Eine Profession für sich allein kann es niemals schaffen ein nützliches Produkt zu entwickeln. Ein Softwareentwickler zum Beispiel kann gute Quellcodes schreiben, aber woher soll er wissen, wie er dadurch den Kundennutzen maximiert? Hierzu braucht es die enge Zusammenarbeit aus Entwicklung, Produktmanagement und nicht zuletzt den Anwendern in der Praxis. Das spannende ist, in der Medizintechnik ist dieser Entwicklungsprozess sogar vorgeschrieben. Ich beobachte aber, dass er nur von wenigen wirklich gelebt wird. Auch bei THERA-Trainer war das eine Herausforderung, den Prozess zu etablieren. Doch wir haben es geschafft und werden immer besser darin.
Otto Höbel: Das mag jetzt langweilig klingen. Durch einen nutzungsorientierten Designprozess der in interdisziplinären Teams, bestehend aus Ingenieuren und Anwendungsspezialisten, gelebt wird. Eine Profession für sich allein kann es niemals schaffen ein nützliches Produkt zu entwickeln. Ein Softwareentwickler zum Beispiel kann gute Quellcodes schreiben, aber woher soll er wissen, wie er dadurch den Kundennutzen maximiert? Hierzu braucht es die enge Zusammenarbeit aus Entwicklung, Produktmanagement und nicht zuletzt den Anwendern in der Praxis. Das spannende ist, in der Medizintechnik ist dieser Entwicklungsprozess sogar vorgeschrieben. Ich beobachte aber, dass er nur von wenigen wirklich gelebt wird. Auch bei THERA-Trainer war das eine Herausforderung, den Prozess zu etablieren. Doch wir haben es geschafft und werden immer besser darin.
Redaktion: Das bedeutet, Therapeuten stehen bei THERA-Trainer im Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses?
Otto Höbel: Das kann man so sagen. Zumindest stellen wir gemeinsam mit den Anwendern den Nutzen, welchen ein Medizinprodukt erbringen soll, konsequent in den Mittelpunkt und suchen ausgehend davon nach Möglichkeiten diesen, bei konsequent einfacher Bedienung, zu erzeugen.Bietet ein Feature in diesem Zusammenhang keinen Mehrwert oder leistet nur einen geringfügigen Beitrag, wird es kritisch hinterfragt. In dem immer komplexer werdenden und zunehmend spezialisierten Gesundheitswesen ist es oft schwierig, die vielfältigen Interessen und Wünsche aller Stakeholder auszugleichen. Eine Rückbesinnung auf den Kundennutzen und die prioritären Eigenschaften ist gerade dann besonders wichtig. Jedes Feature muss schon während der Entstehung konsequent und immer wieder auf Usability und den Grad der Erfüllung der Nutzungsanforderung überprüft werden. Hierzu sind manchmal viele Iterationsschleifen notwendig, um von der Nutzungsanforderung über unterschiedliche Ideen bis hin zu einer finalen Lösung zu kommen. Da ist es manchmal auch nötig, mehrmals beim Kunden nachzufragen. Denn man muss die Prozesse der Kunden im Anwendungskontext verstehen und sich die Arbeitsschritte, und damit verbundenen Anforderungen, möglichst detailliert beschreiben lassen. Und mehr als eine Erfüllung dieser Anforderungen sollte das Produkt schlussendlich auch nicht bieten. Wir verfolgen dieses Konzept nun seit einigen Jahren sehr konsequent und mit nachweislichem Erfolg. Aber auf dem Weg dorthin haben wir natürlich auch unser Lehrgeld gezahlt.
Otto Höbel: Das kann man so sagen. Zumindest stellen wir gemeinsam mit den Anwendern den Nutzen, welchen ein Medizinprodukt erbringen soll, konsequent in den Mittelpunkt und suchen ausgehend davon nach Möglichkeiten diesen, bei konsequent einfacher Bedienung, zu erzeugen.Bietet ein Feature in diesem Zusammenhang keinen Mehrwert oder leistet nur einen geringfügigen Beitrag, wird es kritisch hinterfragt. In dem immer komplexer werdenden und zunehmend spezialisierten Gesundheitswesen ist es oft schwierig, die vielfältigen Interessen und Wünsche aller Stakeholder auszugleichen. Eine Rückbesinnung auf den Kundennutzen und die prioritären Eigenschaften ist gerade dann besonders wichtig. Jedes Feature muss schon während der Entstehung konsequent und immer wieder auf Usability und den Grad der Erfüllung der Nutzungsanforderung überprüft werden. Hierzu sind manchmal viele Iterationsschleifen notwendig, um von der Nutzungsanforderung über unterschiedliche Ideen bis hin zu einer finalen Lösung zu kommen. Da ist es manchmal auch nötig, mehrmals beim Kunden nachzufragen. Denn man muss die Prozesse der Kunden im Anwendungskontext verstehen und sich die Arbeitsschritte, und damit verbundenen Anforderungen, möglichst detailliert beschreiben lassen. Und mehr als eine Erfüllung dieser Anforderungen sollte das Produkt schlussendlich auch nicht bieten. Wir verfolgen dieses Konzept nun seit einigen Jahren sehr konsequent und mit nachweislichem Erfolg. Aber auf dem Weg dorthin haben wir natürlich auch unser Lehrgeld gezahlt.
Keep it simple! Die Produkte müssen nicht mehr Lösungen bieten als gefordert.
Redaktion: Welche Learnings haben Sie gemacht und was ist der wichtigste Aspekt, der bei der Entwicklung neuer Therapiegeräte berücksichtigt werden muss?
Otto Höbel: Keep it simple! Wie schon beschrieben: Die Produkte müssen nicht mehr Lösungen bieten als gefordert. Deshalb reduzieren wir immer auf das Wesentliche. Aber wie schon gesagt, unseren Innovationsgeist schließen wir dadurch nicht aus. Um zukunftsfähig zu bleiben, bauen wir zum Beispiel schon seit vielen Jahren modular. Das erlaubt uns Erweiterungsmöglichkeiten für ein Produkt genau dann einzuplanen, wenn wir davon ausgehen können, dass sie in der Zukunft auch benötigt werden. Das ist innovativ. Ebenso die Tatsache, dass wir unseren Kunden solche Neuerungen dann meistens sogar zur Nachrüstung an vorhandene Therapiegeräte anbieten können. Das ist nachhaltig und erlaubt es uns und unseren Kunden sehr wohl mit der Zeit zu gehen und im Laufe eines gesamten Produktlebenszyklus immer auf dem neusten Stand der Technik zu bleiben.
Otto Höbel: Keep it simple! Wie schon beschrieben: Die Produkte müssen nicht mehr Lösungen bieten als gefordert. Deshalb reduzieren wir immer auf das Wesentliche. Aber wie schon gesagt, unseren Innovationsgeist schließen wir dadurch nicht aus. Um zukunftsfähig zu bleiben, bauen wir zum Beispiel schon seit vielen Jahren modular. Das erlaubt uns Erweiterungsmöglichkeiten für ein Produkt genau dann einzuplanen, wenn wir davon ausgehen können, dass sie in der Zukunft auch benötigt werden. Das ist innovativ. Ebenso die Tatsache, dass wir unseren Kunden solche Neuerungen dann meistens sogar zur Nachrüstung an vorhandene Therapiegeräte anbieten können. Das ist nachhaltig und erlaubt es uns und unseren Kunden sehr wohl mit der Zeit zu gehen und im Laufe eines gesamten Produktlebenszyklus immer auf dem neusten Stand der Technik zu bleiben.
Redaktion: Auf dem Weg dorthin haben wir auch Lehrgeld gezahlt, haben Sie eben gesagt? Was haben Sie damit gemeint?
Otto Höbel: Natürlich haben wir uns auf dem Weg dorthin auch schon Patzer erlaubt. Bei unserer Therapiesoftware THERA-soft haben wir zu Beginn zum Beispiel eine viel zu hohe Komplexität reingebracht. Wir dachten damals alles richtig zu machen, weil wir den Therapeuten alle Möglichkeiten zur Individualisierung von Übungen geben wollten. Dann stellten wir fest, dass die Bedienung in der Praxis niemandem mehr gelang. Es war viel zu kompliziert. Also fingen wir an, den Anwendern genau zuzuhören und Feedbacks einzuholen. Daraus ergaben sich in Kombination mit Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur plötzlich klare Muster und wir entwickelten ganz einfache und intuitive Behandlungsalgorithmen. Dadurch konnten das Leistungsspektrum und die Funktionalität erhalten bleiben, aber die Komplexität reduzierte sich deutlich. Bei unserem neuen Betttrainer bemo sind wir genauso vorgegangen.
Die Suche nach einer optimalen Lösung war langwierig und auch mühsam, aber das Ergebnis spricht heute für sich. Und auch unser Endeffektor Gangtrainer lyra, der an der Züricher ETH entwickelt wurde, besticht durch seine Einfachheit. Für manche wirkt das Gerät auf den ersten Blick spartanisch. Aber schlussendlich lieben die Therapeuten unseren Endeffektor-Gangtrainer, weil er einfach zu bedienen ist und sie keine Angst vor der Technik haben müssen. Das ist auch ein wichtiger Aspekt. Therapeuten haben ihren Beruf nicht gewählt, um sich mit komplexen technischen Systemen rumzuplagen, sondern um sich auf Ihren Dienst am Menschen konzentrieren zu können.
Otto Höbel: Natürlich haben wir uns auf dem Weg dorthin auch schon Patzer erlaubt. Bei unserer Therapiesoftware THERA-soft haben wir zu Beginn zum Beispiel eine viel zu hohe Komplexität reingebracht. Wir dachten damals alles richtig zu machen, weil wir den Therapeuten alle Möglichkeiten zur Individualisierung von Übungen geben wollten. Dann stellten wir fest, dass die Bedienung in der Praxis niemandem mehr gelang. Es war viel zu kompliziert. Also fingen wir an, den Anwendern genau zuzuhören und Feedbacks einzuholen. Daraus ergaben sich in Kombination mit Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Literatur plötzlich klare Muster und wir entwickelten ganz einfache und intuitive Behandlungsalgorithmen. Dadurch konnten das Leistungsspektrum und die Funktionalität erhalten bleiben, aber die Komplexität reduzierte sich deutlich. Bei unserem neuen Betttrainer bemo sind wir genauso vorgegangen.
Die Suche nach einer optimalen Lösung war langwierig und auch mühsam, aber das Ergebnis spricht heute für sich. Und auch unser Endeffektor Gangtrainer lyra, der an der Züricher ETH entwickelt wurde, besticht durch seine Einfachheit. Für manche wirkt das Gerät auf den ersten Blick spartanisch. Aber schlussendlich lieben die Therapeuten unseren Endeffektor-Gangtrainer, weil er einfach zu bedienen ist und sie keine Angst vor der Technik haben müssen. Das ist auch ein wichtiger Aspekt. Therapeuten haben ihren Beruf nicht gewählt, um sich mit komplexen technischen Systemen rumzuplagen, sondern um sich auf Ihren Dienst am Menschen konzentrieren zu können.
Redaktion: Wie schaffen Sie es, solche „Patzer” effektiv zu vermieden?
Otto Höbel: Eigenschaften und Verhalten eines Therapiegerätes können dank moderner Entwicklungsmethoden heutzutage simuliert und schon sehr früh getestet werden. So lässt sich fortlaufend prüfen, ob der richtige Weg zur Erfüllung der Produktanforderungen eingeschlagen wurde. Durch frühzeitiges Feedback von Kunden und Anwendern lässt sich zudem abschätzen, ob eine Produktentwicklung sinnvoll ist oder nicht, bzw. an welchen Stellen noch nachjustiert werden muss.
Otto Höbel: Eigenschaften und Verhalten eines Therapiegerätes können dank moderner Entwicklungsmethoden heutzutage simuliert und schon sehr früh getestet werden. So lässt sich fortlaufend prüfen, ob der richtige Weg zur Erfüllung der Produktanforderungen eingeschlagen wurde. Durch frühzeitiges Feedback von Kunden und Anwendern lässt sich zudem abschätzen, ob eine Produktentwicklung sinnvoll ist oder nicht, bzw. an welchen Stellen noch nachjustiert werden muss.
Redaktion: Das Fazit lautet also „Weniger ist manchmal mehr”?
Otto Höbel: Manchmal, ganz genau (lacht). Wenn es darum geht, den Kunden zuzuhören, dann gilt eher „viel hilft viel”, um ihre Wünsche richtig zu verstehen. Wenn es an die Entwicklung geht, haben Sie Recht: Dann ist weniger meist mehr. Produktentwicklung ist eine intelligente Übersetzung, eine Verdichtung von Wünschen zu strukturierten, abgrenzbaren Nutzungsanforderungen. Entwicklung sollte nie dem Ziel dienen, ein besonders hippes Produkt mit möglichst vielen Funktionen zu kreieren. Sondern eine Reduktion auf das Wesentliche sein. Sie können fast jedes komplexe Hardwareproblem mit viel Stahl und dicken Schrauben lösen und jedes Softwareproblem mit vielen tausend Zeilen Quellcode und zig Schiebereglern lösen. Das ist heute keine Kunst mehr. Die Kunst liegt vielmehr darin, effiziente Lösungen zu erschaffen. Darauf werden wir uns auch in Zukunft konzentrieren und unsere Kunden mit optimalen Lösungen begeistern.
Redaktion: Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg und danke für das interessante Gespräch.
Otto Höbel: Manchmal, ganz genau (lacht). Wenn es darum geht, den Kunden zuzuhören, dann gilt eher „viel hilft viel”, um ihre Wünsche richtig zu verstehen. Wenn es an die Entwicklung geht, haben Sie Recht: Dann ist weniger meist mehr. Produktentwicklung ist eine intelligente Übersetzung, eine Verdichtung von Wünschen zu strukturierten, abgrenzbaren Nutzungsanforderungen. Entwicklung sollte nie dem Ziel dienen, ein besonders hippes Produkt mit möglichst vielen Funktionen zu kreieren. Sondern eine Reduktion auf das Wesentliche sein. Sie können fast jedes komplexe Hardwareproblem mit viel Stahl und dicken Schrauben lösen und jedes Softwareproblem mit vielen tausend Zeilen Quellcode und zig Schiebereglern lösen. Das ist heute keine Kunst mehr. Die Kunst liegt vielmehr darin, effiziente Lösungen zu erschaffen. Darauf werden wir uns auch in Zukunft konzentrieren und unsere Kunden mit optimalen Lösungen begeistern.
Redaktion: Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg und danke für das interessante Gespräch.
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