Die terminal Niereninsuffizienz (TNI) führt oft zu einer Reduktion der körperlichen Leistungsfähigkeit, was zu Einschränkungen im Alltag führen kann. Körperliches Training während der Hämodialyse zeigt jedoch signifikante positive Effekte auf Leistungsfähigkeit und Lebensqualität, insbesondere bei stark geschwächten Patienten. Trotzdem bieten viele Dialyseeinrichtungen keine sporttherapeutischen Programme an, obwohl die Patienten diese gerne nutzen würden. Eine strukturierte, professionell angeleitete sporttherapeutische Intervention ist sicher und überwiegt die Risiken bei weitem. Dabei wird das Training in drei Phasen unterteilt: Aufwärmphase, Hauptphase und Ausklang. Regelmäßiges Training über einen längeren Zeitraum wird empfohlen, wobei eine optimale Belastungssteuerung und eine behutsame Steigerung der Trainingsintensität wichtig sind. Vor jeder sporttherapeutischen Intervention sollten mögliche Kontraindikationen ausgeschlossen werden. Professionell durchgeführtes sporttherapeutisches Training während der Dialyse bietet den Patienten deutliche positive Effekte und kann leicht in den Behandlungsalltag integriert werden.
In weltweiten wissenschaftlichen Studien konnte bereits nachgewiesen werden, dass körperliches Training bei HDP einen signifikant positiven Effekt auf die Leistungsfähigkeit, die Lebensqualität und das soziale Leben hat [6]. Diese Effekte können bei allen Leistungsklassen beobachtet werden, jedoch ist der Effekt bei stark geschwächten Patienten noch deutlich signifikanter als bei HDP mit guter körperlicher Leistungsfähigkeit [1]. Da HDP durch die Behandlung jährlich bis zu 1.000 Stunden an die Behandlungsliege oder das Bett gebunden sind, ist ein körperliches Training während der Dialyse die optimale Lösung für die zeiteffiziente und effektive Verbesserung der Leistungsfähigkeit.
Jede Trainingsintervention, egal ob an gesunden oder beeinträchtigten Personen, sollte immer mit einem Aufwärmprogramm beginnen. Hierfür eignen sich besonders Aufgaben zur Verbesserung der Beweglichkeit, um die Gelenke zu mobilisieren und den Organismus auf die bevorstehende körperliche Belastung vorzubereiten. In die Mobilisierung müssen alle Körperteile mit einbezogen werden, wobei ein besonderes Augenmerk auf die Wirbelsäulenbeweglichkeit gelegt werden sollte. Essenziell für den positiven Effekt dieser Übungen ist dabei eine korrekte Anleitung und Ausführung. Ruckartige und federnde Bewegungen sollten vermieden werden.
Hauptphase:
Die Mobilisierung der Gelenke sollte durch dynamisches Dehnen der faszialen Bindegewebsstrukturen ergänzt werden. Zudem sollte die oft gestörte Koordinationsfähigkeit durch gezielte Übungen gefördert werden. Der Fokus für das Krafttraining sollte auf die Beinkraft gerichtet werden, für eine ausgewogene Entwicklung der Gesamtkörpermuskulatur müssen jedoch auch Kräftigungsübungen für den Rumpf und die oberen Extremitäten berücksichtigt werden. Bei den Kräftigungsübungen muss zwingend auf eine physiologische Körperhaltung geachtet werden, um Verletzungen vorzubeugen. Für das wichtige Ausdauertraining sollten Bettergometer genutzt werden. Die Passivfunktion dieser Trainingsgeräte ermöglicht auch sehr schwachen Patienten die Partizipation am Trainingsangebot.
Ausklang:
Den Abschluss der Trainingseinheit bilden Entspannungs- und Atemübungen, welche beruhigend auf den Patienten wirken, um Muskelverspannungen vorzubeugen. Durch Aufmerksamkeitsübungen kann der Körper bewusst wahrgenommen werden, was zu Verbesserungen des Wohlbefindens führt [4].
Für die subjektive Trainingssteuerung wird häufig die RPE-Skala (auch als Borg-Skala bekannt) herangezogen. Hierbei beschreibt der Patient den subjektiv wahrgenommenen Grad der Anstrengung während des Trainings. Jedoch kann insbesondere bei ungeübten Patienten diese Selbstwahrnehmung gestört bzw. fehlerhaft sein. Diese potentielle Fehlerquelle kann durch ein behutsames Heranführen an dieses Steuerungsinstrument vermieden werden. Der Patient lernt hierbei durch unterschiedliche Übungen, die Belastung richtig einzuschätzen. Während der Hauptphase der Trainingseinheit sollte die Belastung als "etwas anstrengend" wahrgenommen werden, während der Aufwärm- und Abkühlphasen sollte sich die Anstrengung im Bereich "sehr leicht" befinden. Durch die Fehleranfälligkeit in der Selbsteinschätzung sollte das Pflegepersonal zudem regelmäßig auf mögliche Überlastungszeichen (gepresste Atmung, Blässe um Mund und Nase) achten.
Die objektive Belastungssteuerung wird meist über die Messung der Herzfrequenz durchgeführt. Anhand eines Belastungstests auf dem Fahrradergometer können genaue Vorhersagen über Belastungsniveau und Herzfrequenz gegeben werden. Ist ein solcher Test durch medizinische oder logistische Gründe nicht möglich, kann auch ein Belastungstest am Bettergometer durchgeführt werden, wobei die Belastung mit der Borg-Skala in Relation gesetzt wird. Der Test sollte bei einer Belastung von "Borg 15-16" abgebrochen werden. Anschließend wird der Trainingspuls mit der Karvonen-Formel errechnet. Empfehlungen zur Trainingspulsfrequenz, welche allein auf Formeln beruhen, sind aufgrund der hohen Herzfrequenzvariabilität und der damit verbundenen Fehleranfälligkeit nicht empfehlenswert.
- Steigerung der Trainingsdauer
- Erhöhung der Trainingshäufigkeit
- Erhöhung der Trainingsintensität
Krafttraining:
- Steigerung der Wiederholungsanzahl
- Steigerung der Serienanzahl
- Steigerung der Intensität
- Ruheblutdruck über 180/100 mmHg
- Schwere Herzinsuffizienz
- Nicht behandelbare Herzrhythmusstörungen
- Serumkalium < 3,5 oder > 6,5 mmol/l
- Neg. Base Excess < 5mmol/l
- Zentralvenöse temporäre starre Dialysekatheter
- Anding, Kirsten; Bär, Thomas; Trojniak-Hennig, Joanna; Kuchinke, Simone; Krause, Rolfdieter; Rost, Jan M.; Halle, Martin (2015): A structured exercise programme during haemodialysis for patients with chronic kidney disease: clinical benefit and long-term adherence. In: BMJ open 5 (8), e008709. DOI: 10.1136/bmjopen-2015-008709.
- Borg, G. A. (1982): Psychophysical bases of perceived exertion. In: Medicine and science in sports and exercise 14 (5), S. 377–381.
- Daul, A. E. (2011): Körperliches Training und Dialyse. In: Nephrologe 6 (6), S. 537–547. DOI: 10.1007/s11560-011-0574-y.
- Fuhrmann, I.; Degenhardt, S.; Anding-Rost, K.; Krause, R.: Strukturiertes Training während der Hämodialyse. In: ReNi 2016.
- Gomes, Edimar Pedrosa; Reboredo, Maycon Moura; Carvalho, Erich Vidal; Teixeira, Daniel Rodrigues; Carvalho, Laís Fernanda Caldi d‘Ornellas; Filho, Gilberto Francisco Ferreira et al. (2015): Physical Activity in Hemodialysis Patients Measured by Triaxial Accelerometer. In: Biomedical research international 2015, S. 645645. DOI: 10.1155/2015/645645.
- Heiwe, Susanne; Jacobson, Stefan H. (2014): Exercise training in adults with CKD: a systematic review and meta-analysis. In: American journal of kidney diseases : the official journal of the National Kidney Foundation 64 (3), S. 383–393. DOI: 10.1053/j.ajkd.2014.03.020.
- Johansen, K. L.; Chertow, G. M.; Ng, A. V.; Mulligan, K.; Carey, S.; Schoenfeld, P. Y.; Kent-Braun, J. A. (2000): Physical activity levels in patients on hemodialysis and healthy sedentary controls. In: Kidney international 57 (6), S. 2564–2570. DOI: 10.1046/j.1523-1755.2000.00116.x.
- Ohnhäuser, T.; Schloten, N. (2017): Multidimensionale Analyse der Ursachen für die niedrige Prävalenz der ambulanten Peritonealdialyse in Deutschland. Ergebnisbericht. Universität zu Köln.
Bereit für DiaTT?
Kontaktieren Sie uns jetzt. Gerne beraten wir Sie, wie die Dialyse Trainings-Therapie (DiaTT) auch in Ihrem Zentrum gewinnbringend eingesetzt werden kann!
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Fabian Scheffold & Isabelle Balge
Fachexperten Dialyse Traings-Therapie